Gesetzliche Regelung statt freiwillige Selbstverpflichtung
Sie wünsche sich eine gesetzliche Regelung zur Frauenquote, sagt Susanne Kortendick, Mitglied der Geschäftsführung bei Bombardier Transportation in Deutschland. Mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung käme man "nicht so richtig auf einen grünen Zweig".
Marietta Schwarz: "Ich will keine Frau als Chefin", das hat der frühere BDI-Präsident Rogowski kürzlich zum Thema Frauenquote gesagt und damit einmal mehr sehr deutlich gemacht, warum über das Thema in unserer angeblich so aufgeklärten und gleichberechtigten Gesellschaft überhaupt noch diskutiert wird, diskutiert werden muss. Politikerinnen wie Ursula von der Leyen oder Kristina Schröder machen sich für eine Quote in Führungspositionen stark, obgleich sie eine unterschiedliche Vorstellung davon haben.
Beide finden in der Wirtschaft wenig Zustimmung. Ende März konnte die Familienministerin der Industrie eine Selbstverpflichtung abringen. Doch führt uns das wirklich weiter? – Fragen dazu an Susanne Kortendick, sie ist Mitglied der Geschäftsführung bei Bombardier Transportation, seit 20 Jahren im Personalmanagement tätig und gehört damit zu den zehn Prozent der Frauen in Führungspositionen in Deutschland. Guten Morgen, Frau Kortendick.
Susanne Kortendick: Schönen guten Morgen!
Schwarz: Frau Kortendick, 60 Prozent der Studienabgänger sind Frauen und im Schnitt sind sie besser qualifiziert als ihre männlichen Kollegen. Trotzdem landen nur sechs Prozent im Topmanagement. Warum?
Kortendick: Ich habe verschiedene Erklärungsansätze dafür. Zunächst mal ist es sicherlich eine Art von Tradition, dass Frauen halt schon eher die Rolle in der Familie zugeschrieben wird als die im Beruf. Ich denke, es sind aber auch ganz objektive Hinderungsgründe wie zum Beispiel die schlechten Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die eben doch Frauen noch mehr betrifft als Männer. Also ich glaube, da kann man ein ganzes Bündel von guten Gründen aufzählen. Leistung gehört sicherlich nicht dazu.
Schwarz: Sie selbst haben es weiter gebracht als viele Frauen. Wäre das in jedem Unternehmen so möglich gewesen, oder nur bei Bombardier?
Kortendick: Nein. Grundsätzlich wäre das in jedem Unternehmen möglich gewesen und ich bin ja auch erst seit vier Jahren bei Bombardier. Ich denke, es ist einerseits auch ein Trend. Ich habe immer in engineering-lastigen Unternehmen gearbeitet. Da ist natürlich auch der Wunsch da, Teams heterogen zu gestalten, sprich Männer und Frauen etwas stärker zu durchmischen. Und in engineering-lastigen Unternehmen ist das in der Regel häufig so, dass Frauen aus dem Bereich Finanzen oder Human Resources, Personalmanagement kommen. Da hat man es vielleicht etwas leichter als jetzt im Bereich des Engineering. Ich glaube, da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Ich war auch immer erreichbar, ich habe selbst keine Familie, das hat vielleicht auch die ganze Sache etwas einfacher gemacht.
Schwarz: Sie haben mehrere Ursachen genannt für das etwas schlechtere Vorankommen von Frauen bei der Karriere. Sehen Sie denn auch einen mangelnden Willen unter den männlichen Führungskräften?
Kortendick: Das finde ich jetzt ein bisschen hart. Ich habe nie erlebt, dass Männer jetzt bewusst sagen, ich will keine Frau. Dieses Zitat, was Sie eingangs brachten, das habe ich in meiner Karriere nicht gehört. Allerdings habe ich mich selbst von einer Frau, die eher auf freiwillige Selbstverpflichtung bei der Frauenquote setzt, gewandelt. Heute würde ich mir eher eine gesetzliche Regelung zur Frauenquote wünschen, weil ich eben sehe, dass das mit der Freiwilligkeit nicht so wirklich gut funktioniert. Es ist ja immer die Frage, wie stark macht man dann eine gesetzliche Regelung, welche Art von Maßnahmen sind dann dahinter gesetzt, und ich glaube, darüber kann man eine Menge diskutieren. Aber insgesamt sehe ich halt, mit der Freiwilligkeit alleine, da kommt man nicht so richtig auf einen grünen Zweig.
Schwarz: Da gehen Sie d'accord mit Ursula von der Leyen, der das ja auch alles zu langsam geht. Gestern hat sie angekündigt, sie will bis März verlässliche Zahlen, sonst gibt es ein Gesetz. Das, würden Sie sagen, ist also der richtige Weg?
Kortendick: Für mich hängt es immer davon ab, was steht in so einem Gesetz dann im Zweifel drin. Ich halte jetzt auch nicht so wahnsinnig viel davon, solche Besetzungen zu erzwingen. Ich glaube, damit würde man niemandem einen Gefallen tun, weder dem Unternehmen, das besetzen möchte, noch dem oder der Kandidatin, die dann eine solche Position einnehmen möchte, weil jeder hat dann den Ruch, nur den Job bekommen zu haben, weil nun gerade eine Frau gesucht worden ist. Das ist sicherlich kein Vorteil für niemanden. Deswegen denke ich, es kommt sehr darauf an, welche Vorstellungen die Frau von der Leyen mit solch einem Gesetz verbindet.
Schwarz: Was müsste denn Ihrer Meinung nach in diesem Gesetz verankert sein?
Kortendick: Ich könnte mir vorstellen, dass man sich mal schrittweise an Frauenquoten herantastet, dass wir mit relativ weichen Quoten beginnen, vielleicht mal mit 15 oder 20 Prozent einsteigen, dann aber über die Jahre weiter verfolgen, wie entwickeln sich denn dann eigentlich Quoten von Frauen, oder es müssen ja nicht nur Frauen sein, können ja auch vielleicht Ausländer sein oder was weiß ich, in wichtigen Management-Positionen. Dann kann man vielleicht schrittweise da herangehen, dort noch mal neue Quoten zu definieren, wie auch immer. Für mich wäre das in jedem Fall mal eine temporäre Sache.
Schwarz: Eggert Voscherau, BASF-Aufsichtsratschef, der kritisiert die politische Diskussion um eine Quote und sagt, die Politik übersieht, dass die Führungsverantwortung eine besondere Belastung darstellt, die wenig Kompromisse zulässt. Dem ist zu entnehmen, dass Frau gleich Kompromiss bedeutet.
Kortendick: Ich habe das Zitat gelesen und mir dabei gedacht, dass das eine kluge Bemerkung ist, die sicherlich für jeden gilt, der eine bedeutende Führungsposition wahrnimmt, nicht nur für Frauen.
Schwarz: Sie ist für ein schrittweises Herantasten an eine Frauenquote. Susanne Kortendick war das, Mitglied in der Geschäftsleitung von Bombardier Transportation und dort Arbeitsdirektorin.
Beide finden in der Wirtschaft wenig Zustimmung. Ende März konnte die Familienministerin der Industrie eine Selbstverpflichtung abringen. Doch führt uns das wirklich weiter? – Fragen dazu an Susanne Kortendick, sie ist Mitglied der Geschäftsführung bei Bombardier Transportation, seit 20 Jahren im Personalmanagement tätig und gehört damit zu den zehn Prozent der Frauen in Führungspositionen in Deutschland. Guten Morgen, Frau Kortendick.
Susanne Kortendick: Schönen guten Morgen!
Schwarz: Frau Kortendick, 60 Prozent der Studienabgänger sind Frauen und im Schnitt sind sie besser qualifiziert als ihre männlichen Kollegen. Trotzdem landen nur sechs Prozent im Topmanagement. Warum?
Kortendick: Ich habe verschiedene Erklärungsansätze dafür. Zunächst mal ist es sicherlich eine Art von Tradition, dass Frauen halt schon eher die Rolle in der Familie zugeschrieben wird als die im Beruf. Ich denke, es sind aber auch ganz objektive Hinderungsgründe wie zum Beispiel die schlechten Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die eben doch Frauen noch mehr betrifft als Männer. Also ich glaube, da kann man ein ganzes Bündel von guten Gründen aufzählen. Leistung gehört sicherlich nicht dazu.
Schwarz: Sie selbst haben es weiter gebracht als viele Frauen. Wäre das in jedem Unternehmen so möglich gewesen, oder nur bei Bombardier?
Kortendick: Nein. Grundsätzlich wäre das in jedem Unternehmen möglich gewesen und ich bin ja auch erst seit vier Jahren bei Bombardier. Ich denke, es ist einerseits auch ein Trend. Ich habe immer in engineering-lastigen Unternehmen gearbeitet. Da ist natürlich auch der Wunsch da, Teams heterogen zu gestalten, sprich Männer und Frauen etwas stärker zu durchmischen. Und in engineering-lastigen Unternehmen ist das in der Regel häufig so, dass Frauen aus dem Bereich Finanzen oder Human Resources, Personalmanagement kommen. Da hat man es vielleicht etwas leichter als jetzt im Bereich des Engineering. Ich glaube, da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Ich war auch immer erreichbar, ich habe selbst keine Familie, das hat vielleicht auch die ganze Sache etwas einfacher gemacht.
Schwarz: Sie haben mehrere Ursachen genannt für das etwas schlechtere Vorankommen von Frauen bei der Karriere. Sehen Sie denn auch einen mangelnden Willen unter den männlichen Führungskräften?
Kortendick: Das finde ich jetzt ein bisschen hart. Ich habe nie erlebt, dass Männer jetzt bewusst sagen, ich will keine Frau. Dieses Zitat, was Sie eingangs brachten, das habe ich in meiner Karriere nicht gehört. Allerdings habe ich mich selbst von einer Frau, die eher auf freiwillige Selbstverpflichtung bei der Frauenquote setzt, gewandelt. Heute würde ich mir eher eine gesetzliche Regelung zur Frauenquote wünschen, weil ich eben sehe, dass das mit der Freiwilligkeit nicht so wirklich gut funktioniert. Es ist ja immer die Frage, wie stark macht man dann eine gesetzliche Regelung, welche Art von Maßnahmen sind dann dahinter gesetzt, und ich glaube, darüber kann man eine Menge diskutieren. Aber insgesamt sehe ich halt, mit der Freiwilligkeit alleine, da kommt man nicht so richtig auf einen grünen Zweig.
Schwarz: Da gehen Sie d'accord mit Ursula von der Leyen, der das ja auch alles zu langsam geht. Gestern hat sie angekündigt, sie will bis März verlässliche Zahlen, sonst gibt es ein Gesetz. Das, würden Sie sagen, ist also der richtige Weg?
Kortendick: Für mich hängt es immer davon ab, was steht in so einem Gesetz dann im Zweifel drin. Ich halte jetzt auch nicht so wahnsinnig viel davon, solche Besetzungen zu erzwingen. Ich glaube, damit würde man niemandem einen Gefallen tun, weder dem Unternehmen, das besetzen möchte, noch dem oder der Kandidatin, die dann eine solche Position einnehmen möchte, weil jeder hat dann den Ruch, nur den Job bekommen zu haben, weil nun gerade eine Frau gesucht worden ist. Das ist sicherlich kein Vorteil für niemanden. Deswegen denke ich, es kommt sehr darauf an, welche Vorstellungen die Frau von der Leyen mit solch einem Gesetz verbindet.
Schwarz: Was müsste denn Ihrer Meinung nach in diesem Gesetz verankert sein?
Kortendick: Ich könnte mir vorstellen, dass man sich mal schrittweise an Frauenquoten herantastet, dass wir mit relativ weichen Quoten beginnen, vielleicht mal mit 15 oder 20 Prozent einsteigen, dann aber über die Jahre weiter verfolgen, wie entwickeln sich denn dann eigentlich Quoten von Frauen, oder es müssen ja nicht nur Frauen sein, können ja auch vielleicht Ausländer sein oder was weiß ich, in wichtigen Management-Positionen. Dann kann man vielleicht schrittweise da herangehen, dort noch mal neue Quoten zu definieren, wie auch immer. Für mich wäre das in jedem Fall mal eine temporäre Sache.
Schwarz: Eggert Voscherau, BASF-Aufsichtsratschef, der kritisiert die politische Diskussion um eine Quote und sagt, die Politik übersieht, dass die Führungsverantwortung eine besondere Belastung darstellt, die wenig Kompromisse zulässt. Dem ist zu entnehmen, dass Frau gleich Kompromiss bedeutet.
Kortendick: Ich habe das Zitat gelesen und mir dabei gedacht, dass das eine kluge Bemerkung ist, die sicherlich für jeden gilt, der eine bedeutende Führungsposition wahrnimmt, nicht nur für Frauen.
Schwarz: Sie ist für ein schrittweises Herantasten an eine Frauenquote. Susanne Kortendick war das, Mitglied in der Geschäftsleitung von Bombardier Transportation und dort Arbeitsdirektorin.