Gespür für Körper, Raum und Atmosphäre
‚Continu’ nennt die Choreographin Sasha Waltz ihr neuestes Bühnenwerk, das im Juni in Zürich Uraufführung und jetzt am Haus der Berliner Festspiele Deutschlandpremiere feierte.
Und in der Tat entdeckt man in der rund zweistündigen Produktion ‚Kontinuitäten’ – nahe liegende ‚Fortsetzungen’ der eigenen Arbeiten, vor allem der beiden choreografischen Museumseinweihungen von 2009, David Chipperfields Neues Museum in Berlin und das MAXXI in Rom von Zaha Hadid, mit denen ‚Continu’ einen Zyklus bildet.
Auch in ‚Continu’ arbeitet sich Sasha Waltz am umgebenden Raum ab, der, weniger komplex als die Museumsbauten, mit seinen hohen, schwarzen Wänden zu drei Seiten dennoch einen starken, geradezu klaustrophobischen Counterpart zum Tanz darstellt.
Darüber hinaus sind aber auch Elemente früherer Werke zu erkennen; die Behandlung fragiler, zerbrechlicher Körper erinnert an die ihre Produktion ‚Körper’, in den Spasmen und Verkrampfungen, die sich gelegentlich einstellen, meint man allerdings auch Reminiszenzen an die Arbeiten des Kollegen Alain Platel auszumachen.
Auch Assoziationen zur Tanzgeschichte stellen sich ein: Nijinskis ‚Faun’ oder das ‚Frühlingsopfer’ scheinen Augenblicks-haft auf, die Tänzerinnen erinnern in ihrer expressionistischen Ausdruckskraft und Strenge zuweilen an Ausdrucktänzerinnen der 20er-Jahre.
Die beiden Teile des Stückes sind denkbar unterschiedlich: Der erste, ‚helle’ Part stellt zu Beginn das Individuum in den Mittelpunkt: ein fast nackter Tänzer, allein im meterhohen Raum, dessen Bein sich selbstständig zu machen scheint – da spricht der Körper von Entfremdung seiner selbst, von der eigenen Zerbrechlich- und Verletzlichkeit; schließlich kommt die Gruppe dazu: die Masse als Gegenpol zum Individuum, die Frauen in ihren fließenden Gewändern schauen auf den Einzelnen hinab, bevor sie ihre Hände wie Schmetterlinge in die Luft flattern lassen.
Der zweite Teil erscheint sehr viel düsterer: dunkler Boden, dunkle Kostüme. Die wuchtige Musik von Edgar Varèse treibt Dissonanzen in die Körper. Eine große Spannung herrscht jetzt zwischen den Tänzern, man verfolgt innere und äußere Kämpfe und Krämpfe, heftige Kontaktaufnahmen, Bewegungen des Fliehens, sich Anspringens; alles ist stürmischer, aggressiver, von größeren Emotionen, auch Gewalten geprägt; die Gruppenszenen sind blockartiger choreografiert, zuweilen wird es, wie am Schluss bei einer imaginären Erschießungsszene, auch plakativ.
In ‚Continu’ zeigt sich sowohl Stärke als auch Schwäche der Sasha Waltz. Rein choreografisch gibt es, neben starken Gruppen- oder Solo-Szenen, zahlreiche belanglose, zum Teil formalistische Momente, die Spannung oder Bedeutung erzeugen sollen, in ihrer Abstraktion und Kontextlosigkeit allerdings nicht immer einlösen.
Doch alles Formalästhetische – wie sie die Tänzer auf die Bühne bringt, wie sie die einzelnen Gruppen beleuchten oder wegdimmen lässt, wie die Linien der Arme, aber auch der Kleidersäume verlaufen, welche Texturen und Materialien hier benutzt werden, das Gespür für Körper, Licht, Raum, Atmosphäre – das ist in der Gesamtheit der Details unnachahmlich und spricht von großer Feinheit.
Auch in ‚Continu’ arbeitet sich Sasha Waltz am umgebenden Raum ab, der, weniger komplex als die Museumsbauten, mit seinen hohen, schwarzen Wänden zu drei Seiten dennoch einen starken, geradezu klaustrophobischen Counterpart zum Tanz darstellt.
Darüber hinaus sind aber auch Elemente früherer Werke zu erkennen; die Behandlung fragiler, zerbrechlicher Körper erinnert an die ihre Produktion ‚Körper’, in den Spasmen und Verkrampfungen, die sich gelegentlich einstellen, meint man allerdings auch Reminiszenzen an die Arbeiten des Kollegen Alain Platel auszumachen.
Auch Assoziationen zur Tanzgeschichte stellen sich ein: Nijinskis ‚Faun’ oder das ‚Frühlingsopfer’ scheinen Augenblicks-haft auf, die Tänzerinnen erinnern in ihrer expressionistischen Ausdruckskraft und Strenge zuweilen an Ausdrucktänzerinnen der 20er-Jahre.
Die beiden Teile des Stückes sind denkbar unterschiedlich: Der erste, ‚helle’ Part stellt zu Beginn das Individuum in den Mittelpunkt: ein fast nackter Tänzer, allein im meterhohen Raum, dessen Bein sich selbstständig zu machen scheint – da spricht der Körper von Entfremdung seiner selbst, von der eigenen Zerbrechlich- und Verletzlichkeit; schließlich kommt die Gruppe dazu: die Masse als Gegenpol zum Individuum, die Frauen in ihren fließenden Gewändern schauen auf den Einzelnen hinab, bevor sie ihre Hände wie Schmetterlinge in die Luft flattern lassen.
Der zweite Teil erscheint sehr viel düsterer: dunkler Boden, dunkle Kostüme. Die wuchtige Musik von Edgar Varèse treibt Dissonanzen in die Körper. Eine große Spannung herrscht jetzt zwischen den Tänzern, man verfolgt innere und äußere Kämpfe und Krämpfe, heftige Kontaktaufnahmen, Bewegungen des Fliehens, sich Anspringens; alles ist stürmischer, aggressiver, von größeren Emotionen, auch Gewalten geprägt; die Gruppenszenen sind blockartiger choreografiert, zuweilen wird es, wie am Schluss bei einer imaginären Erschießungsszene, auch plakativ.
In ‚Continu’ zeigt sich sowohl Stärke als auch Schwäche der Sasha Waltz. Rein choreografisch gibt es, neben starken Gruppen- oder Solo-Szenen, zahlreiche belanglose, zum Teil formalistische Momente, die Spannung oder Bedeutung erzeugen sollen, in ihrer Abstraktion und Kontextlosigkeit allerdings nicht immer einlösen.
Doch alles Formalästhetische – wie sie die Tänzer auf die Bühne bringt, wie sie die einzelnen Gruppen beleuchten oder wegdimmen lässt, wie die Linien der Arme, aber auch der Kleidersäume verlaufen, welche Texturen und Materialien hier benutzt werden, das Gespür für Körper, Licht, Raum, Atmosphäre – das ist in der Gesamtheit der Details unnachahmlich und spricht von großer Feinheit.