Gestern Aufschrei - heute Alltag?
2008 bekam Berlin-Pankow im Ortsteil Heinersdorf seine erste Moschee. Das sorgte damals für Aufruhr, Aufregungen und einigen Medienrummel. Heute ist Ruhe eingekehrt um die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde. Weitestgehend.
Wolfgang Thierse wünschte sich, dass "wir gute Nachbarn werden". Am 16. 10. 2008, als im Berliner Ortsteil Pankow-Heinersdorf eine Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde feierlich eröffnet wurde - Feierlichkeiten, denen man mit Sorge entgegengesehen hatte, denn Gegner wie Befürworter des Moscheebaus hatten Aktionen angekündigt und die Polizei in Alarmbereitschaft versetzt.
Jahrelang hatten sich die Bürger entzweit über den Bau der Moschee: solche, die nach Toleranz und Freiheit riefen und misstrauische Moscheegegner. Und heute, fünf Jahre danach? Ist die Moschee im Alltag angekommen? Duldet man sich schweigend, oder ist man sogar zu guten Nachbarn geworden?
Der erste Neubau einer Moschee in Ostdeutschland steht in der Nachbarschaft von Einfamilienhäusern mit Vorgärtchen zwischen Bäumen, einem Fast-Food-Imbiss und einer Autowerkstatt im Berliner Bezirk Pankow, Ortsteil Heinersdorf. Dort erhebt sich die Kuppel der Khadija-Moschee über einem schlichten weißen Kubus mit großen Fenstern. An einer Ecke ragt ein Minarett zwölf Meter hoch in den Himmel.
Im Erdgeschoss liegt ein heller Gebetsraum für mehr als 200 Gläubige. Das Licht der Oktobersonne fällt auf einen grün gemusterten Teppich mit eingewebten Gebetsfeldern, die nach Osten weisen. Seit der Moschee-Einweihung vor fünf Jahren verneigen sich hier die Männer der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde zum Gebet; die Frauen beten unter der Kuppel im ersten Stock.
Jahrelang hatten sich die Bürger entzweit über den Bau der Moschee: solche, die nach Toleranz und Freiheit riefen und misstrauische Moscheegegner. Und heute, fünf Jahre danach? Ist die Moschee im Alltag angekommen? Duldet man sich schweigend, oder ist man sogar zu guten Nachbarn geworden?
Der erste Neubau einer Moschee in Ostdeutschland steht in der Nachbarschaft von Einfamilienhäusern mit Vorgärtchen zwischen Bäumen, einem Fast-Food-Imbiss und einer Autowerkstatt im Berliner Bezirk Pankow, Ortsteil Heinersdorf. Dort erhebt sich die Kuppel der Khadija-Moschee über einem schlichten weißen Kubus mit großen Fenstern. An einer Ecke ragt ein Minarett zwölf Meter hoch in den Himmel.
Im Erdgeschoss liegt ein heller Gebetsraum für mehr als 200 Gläubige. Das Licht der Oktobersonne fällt auf einen grün gemusterten Teppich mit eingewebten Gebetsfeldern, die nach Osten weisen. Seit der Moschee-Einweihung vor fünf Jahren verneigen sich hier die Männer der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde zum Gebet; die Frauen beten unter der Kuppel im ersten Stock.
Heute ein ganz normales Leben
Es ist Freitag, der Predigt-Tag der Muslime, und die Moschee ist gut gefüllt. "Heute haben wir ein ganz normales Gemeindeleben", sagt der Imam Abdul Basit Tariq. "Aber 2006, als die Moschee geplant wurde, war das nicht zu erwarten".
"Es war so, dass wir dieses Grundstück in Heinersdorf erworben haben für den Bau der Moschee. Da haben Leute, als dies bekannt wurde, sehr schnell aggressiv reagiert, und dann haben sie Hunderte E-Mails geschrieben und Protestbriefe, dass hier keine Moschee entstehen soll."
Einer, der damals den Protest gegen den Bau der Moschee mit organisiert hat, ist Joachim Swietlik, selbstständiger Glastechniker aus der Nachbarschaft. Joachim Swietlik gründet im Frühjahr 2006 einen Verein, der sich "Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger" nennt. Sein vorrangiges Ziel: Die Verhinderung der Moschee.
"Wir sind der Meinung, dass ein Gotteshaus, ganz egal welcher Religion, immer im Zentrum der Gemeinde gebaut werden sollte. Wir können nicht verstehen, wie die Ahmadiyya 'ne Moschee bauen kann in einen Stadtbezirk, in dem sie quasi im sozialen Umfeld der Bevölkerung überhaupt nicht vertreten ist. Also ich persönlich dachte erst, das wär ein Aprilscherz."
"Es war so, dass wir dieses Grundstück in Heinersdorf erworben haben für den Bau der Moschee. Da haben Leute, als dies bekannt wurde, sehr schnell aggressiv reagiert, und dann haben sie Hunderte E-Mails geschrieben und Protestbriefe, dass hier keine Moschee entstehen soll."
Einer, der damals den Protest gegen den Bau der Moschee mit organisiert hat, ist Joachim Swietlik, selbstständiger Glastechniker aus der Nachbarschaft. Joachim Swietlik gründet im Frühjahr 2006 einen Verein, der sich "Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger" nennt. Sein vorrangiges Ziel: Die Verhinderung der Moschee.
"Wir sind der Meinung, dass ein Gotteshaus, ganz egal welcher Religion, immer im Zentrum der Gemeinde gebaut werden sollte. Wir können nicht verstehen, wie die Ahmadiyya 'ne Moschee bauen kann in einen Stadtbezirk, in dem sie quasi im sozialen Umfeld der Bevölkerung überhaupt nicht vertreten ist. Also ich persönlich dachte erst, das wär ein Aprilscherz."
Flugblätter gegen die Welteroberung in Heinersdorf
Joachim Swietlik hat außerdem grundsätzliche Bedenken gegen den Islam und hält die Ahmadis für fundamentalistische Islamisten. Swietliks Interessengemeinschaft bringt Unterschriftenlisten gegen das Projekt in Umlauf. Immer häufiger hängt in Heinersdorfer Vorgärten ein Plakat mit der Aufschrift "Nein zur Moschee". Eine Nachbarin verteilt Flugblätter, die angebliche "Welteroberungspläne des Islam" anprangern.
"Die konkrete Angst ist, dass islamisiert wird, und ich habe Angst vor der Scharia, vor dem islamischen Recht, wenn sich das hier durchsetzen sollte. Und ich habe Angst davor, dass unsere Demokratie abgeschafft wird."
Schließlich erscheint die Stimmung unter den Anwohnern derart auf geheizt und ihre Ängste wirken derart irrational, dass der Imam die Bezirksverwaltung um Rat bittet.
"Dann hat der Bürgermeister entschieden, dass wir eine öffentliche Veranstaltung organisieren wollen, wo alle Mitbürger und die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde eingeladen werden, damit die Missverständnisse ausgeräumt werden, damit die miteinander reden und viele Klarheiten schaffen."
Am 30. März 2006 soll um halb acht ein Informationsabend in einer Schulturnhalle stattfinden. Bereits um sieben Uhr ist die Turnhalle so voll, dass sich kaum noch jemand rühren kann. Und vor der Tür drängen fast 1000 Bürgerinnen und Bürger nach. Völlig ungeniert lassen die aufgebrachten Heinersdorfer die Medien, darunter auch internationale Fernsehteams und Spiegel-TV, an ihrem Unmut teilhaben:
"Wenn jetzt hier wirklich 'ne Moschee gebaut wird und die ganzen Kameltreiber nach Pankow kommen, das nimmt ein böses Ende. Das weiß ich hundertprozentig!"
"Heute sind 'se friedlich, und was ist morgen und übermorgen - und was in fünf Jahren? Dann sind wir die Ausländer, oder was?"
"In den Ländern von den Muslimen haben wir auch keine Kirche für uns, und ich sag' mal so: Das gehört in das Land, wo der Glaube herrscht, da gehört auch die Kirche hin und nicht hier bei uns."
"Wir werden kämpfen gegen dieses Ding!"
"Die konkrete Angst ist, dass islamisiert wird, und ich habe Angst vor der Scharia, vor dem islamischen Recht, wenn sich das hier durchsetzen sollte. Und ich habe Angst davor, dass unsere Demokratie abgeschafft wird."
Schließlich erscheint die Stimmung unter den Anwohnern derart auf geheizt und ihre Ängste wirken derart irrational, dass der Imam die Bezirksverwaltung um Rat bittet.
"Dann hat der Bürgermeister entschieden, dass wir eine öffentliche Veranstaltung organisieren wollen, wo alle Mitbürger und die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde eingeladen werden, damit die Missverständnisse ausgeräumt werden, damit die miteinander reden und viele Klarheiten schaffen."
Am 30. März 2006 soll um halb acht ein Informationsabend in einer Schulturnhalle stattfinden. Bereits um sieben Uhr ist die Turnhalle so voll, dass sich kaum noch jemand rühren kann. Und vor der Tür drängen fast 1000 Bürgerinnen und Bürger nach. Völlig ungeniert lassen die aufgebrachten Heinersdorfer die Medien, darunter auch internationale Fernsehteams und Spiegel-TV, an ihrem Unmut teilhaben:
"Wenn jetzt hier wirklich 'ne Moschee gebaut wird und die ganzen Kameltreiber nach Pankow kommen, das nimmt ein böses Ende. Das weiß ich hundertprozentig!"
"Heute sind 'se friedlich, und was ist morgen und übermorgen - und was in fünf Jahren? Dann sind wir die Ausländer, oder was?"
"In den Ländern von den Muslimen haben wir auch keine Kirche für uns, und ich sag' mal so: Das gehört in das Land, wo der Glaube herrscht, da gehört auch die Kirche hin und nicht hier bei uns."
"Wir werden kämpfen gegen dieses Ding!"
Mitgerissen vom Sturm der Entrüstung
Um halb acht ist das Gedränge der Menschen innerhalb wie außerhalb der Halle so heftig und die Stimmung so affektgeladen, dass die Polizei befürchtet, die Situation könnte eskalieren. Die Bürgerversammlung endet, bevor sie beginnen kann.
Polizeibeamter:"Weil die Gäste in Sicherheit und gesund nach Hause kommen sollen, bitte ich Sie, gesittet und geordnet diese Turnhalle und die Schule zu verlassen."
Unter die Bürgerinnen und Bürgern aus Heinersdorf haben sich auch Neonazis und NPD-Funktionäre gemischt. Die werden allerdings nicht von allen Anwesenden erkannt. Die Mehrheit der Menge wird einfach mitgerissen vom Sturm der Entrüstung gegen das Ende der Veranstaltung und brüllt in ohrenbetäubender Einigkeit:
"Wir sind das Volk, wir sind das Volk ... "
Die Podiumsteilnehmer müssen von der Polizei in ein sicheres Schulzimmer eskortiert werden. Es dauert Stunden, bis sie das Gelände unbehelligt verlassen können. Diesen Abend wird der Imam nie vergessen:
"Ich habe zum ersten Mal ein Gefühl gehabt der Unsicherheit als Muslim, dass ich ein Mensch bin, der in Deutschland nicht akzeptiert ist. Überall hab' ich in Deutschland immer gute deutsche Freunde gefunden, aber an diesem Tag habe ich einen anderen Eindruck bekommen."
Claudia Hämmerling, grüne Parlamentarierin im Berliner Abgeordnetenhaus, war damals vor Ort, um sich zu informieren. Die Politikerin weiß noch, wie fassungslos sie war:
"Ich hab' mich von diesen Menschenmassen bedroht gefühlt, ich hab' mich geschämt, und ich hab' hinterher sogar geheult, also mir drückt' s jetzt wieder den Hals, weil es einfach so 'ne Situation war, wo ich dachte, Mensch, kann doch nicht sein, dass die Leute derart manipulierbar sind. Das war ja schon fast 'ne Pogromstimmung dort."
Ruth Misselwitz, seit 30 Jahren Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Pankow, ist an jenem Abend bereits alarmiert, als sie beobachtet, wie Skinheads und bekannte Neonazis aus der S-Bahn steigen und sich auf den Weg zur Turnhalle machen:
"Und als dann der Ruf kam, 'Wir sind das Volk', dieser Ruf, den wir damals 1989 für unsere freiheitlich-demokratische Bewegung genutzt haben, dass dieser Ruf von diesen Menschen so missbraucht wurde, da kriegte ich richtig Zorn. Also man kann ja unterschiedliche Meinungen haben, aber so eine hasserfüllte und anti-islame Stimmung, das kann ich als demokratisch gesinnter Mensch nicht dulden."
Zwei Tage später demonstriert die NPD gegen die Moschee im Bezirk. Auf dem Lautsprecherwagen: NPD-Funktionär Jörg Hähnel.
"Pankow-Heinersdorf ist nun auserkoren, ein erstes Versuchsobjekt der Islamisten im Osten Berlins zu sein. Wir haben am Donnerstag bei der Bürgerversammlung gemerkt, was die Pankower von einem solchen Vorhaben halten: Nämlich gar nichts!"
Polizeibeamter:"Weil die Gäste in Sicherheit und gesund nach Hause kommen sollen, bitte ich Sie, gesittet und geordnet diese Turnhalle und die Schule zu verlassen."
Unter die Bürgerinnen und Bürgern aus Heinersdorf haben sich auch Neonazis und NPD-Funktionäre gemischt. Die werden allerdings nicht von allen Anwesenden erkannt. Die Mehrheit der Menge wird einfach mitgerissen vom Sturm der Entrüstung gegen das Ende der Veranstaltung und brüllt in ohrenbetäubender Einigkeit:
"Wir sind das Volk, wir sind das Volk ... "
Die Podiumsteilnehmer müssen von der Polizei in ein sicheres Schulzimmer eskortiert werden. Es dauert Stunden, bis sie das Gelände unbehelligt verlassen können. Diesen Abend wird der Imam nie vergessen:
"Ich habe zum ersten Mal ein Gefühl gehabt der Unsicherheit als Muslim, dass ich ein Mensch bin, der in Deutschland nicht akzeptiert ist. Überall hab' ich in Deutschland immer gute deutsche Freunde gefunden, aber an diesem Tag habe ich einen anderen Eindruck bekommen."
Claudia Hämmerling, grüne Parlamentarierin im Berliner Abgeordnetenhaus, war damals vor Ort, um sich zu informieren. Die Politikerin weiß noch, wie fassungslos sie war:
"Ich hab' mich von diesen Menschenmassen bedroht gefühlt, ich hab' mich geschämt, und ich hab' hinterher sogar geheult, also mir drückt' s jetzt wieder den Hals, weil es einfach so 'ne Situation war, wo ich dachte, Mensch, kann doch nicht sein, dass die Leute derart manipulierbar sind. Das war ja schon fast 'ne Pogromstimmung dort."
Ruth Misselwitz, seit 30 Jahren Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Pankow, ist an jenem Abend bereits alarmiert, als sie beobachtet, wie Skinheads und bekannte Neonazis aus der S-Bahn steigen und sich auf den Weg zur Turnhalle machen:
"Und als dann der Ruf kam, 'Wir sind das Volk', dieser Ruf, den wir damals 1989 für unsere freiheitlich-demokratische Bewegung genutzt haben, dass dieser Ruf von diesen Menschen so missbraucht wurde, da kriegte ich richtig Zorn. Also man kann ja unterschiedliche Meinungen haben, aber so eine hasserfüllte und anti-islame Stimmung, das kann ich als demokratisch gesinnter Mensch nicht dulden."
Zwei Tage später demonstriert die NPD gegen die Moschee im Bezirk. Auf dem Lautsprecherwagen: NPD-Funktionär Jörg Hähnel.
"Pankow-Heinersdorf ist nun auserkoren, ein erstes Versuchsobjekt der Islamisten im Osten Berlins zu sein. Wir haben am Donnerstag bei der Bürgerversammlung gemerkt, was die Pankower von einem solchen Vorhaben halten: Nämlich gar nichts!"
Fragen zur Friedfertigkeit der Gemeinde
Die aufgebrachte Stimmung auf der Bürgerversammlung und die NPD-Demo veranlassen viele Bürger dazu zu sagen: Jetzt reicht's. Ruth Misselwitz wendet sich an die "Mobile Beratungsstelle gegen Rechts" und lässt sich coachen, wie sie eine Podiumsdiskussion so organisieren kann, dass sie nicht aus dem Ruder läuft.
"Ich hab' am Anfang eine Erklärung vorgelesen, indem ich darauf hingewiesen habe, dass wir keine rassistischen, menschenverachtenden, rechtsextremistischen oder nationalistischen Äußerungen dulden, und dass wir von unserem Hausrecht Gebrauch machen; wer solche Äußerungen macht, dass der des Raumes verwiesen wird. Das hat am Anfang großes Erstaunen ausgelöst, aber es hat gewirkt."
Zur Diskussion in der Kirche ist auch Abdul Basit Tariq eingeladen, der viele Fragen beantworten muss: Zu den Ahmadis, die aus Pakistan stammen und dort oft verfolgt werden, weil sie nicht nur Mohammed als Propheten verehren, sondern auch ihren Religionsgründer Mirza Ghulam Ahmad. Fragen zur Friedfertigkeit der Gemeinde und zu der strikten Geschlechtertrennung, die bei den Ahmadis üblich ist. Fragen zur Rolle der Frau im Islam und zu vielen Koranversen. Es wird ein langer Abend.
"Draußen war ein großer Polizeieinsatz, aber für mich das war ein gelungener Abend, weil ich alle Fragen ausführlich beantwortet habe, die Atmosphäre war ganz freundlich und friedlich, es gab keine Unhöflichkeit, keine Beleidigung, es war sehr gut."
Seit dieser Veranstaltung sind die Beziehungen zwischen der Gemeinde Alt-Pankow und ihren muslimischen Nachbarn gewachsen. "Heute pflegen meine Gemeinde und die Ahmadis freundschaftliche Beziehungen", sagt Ruth Misselwitz.
"Und die feierten dann mit uns ein Osterfrühstück nach dem Gottesdienst, und wir feiern mit ihnen in der Moschee den Abschluss des Ramadan, und das ist immer ein sehr schönes Hin und Her."
Auch außerhalb der Kirche krempeln damals viele Heinersdorfer die Ärmel hoch. Im autonomen Jugendzentrum diskutiert die Antifa das Thema, in Schulen rufen Jugendliche Projekttage ins Leben, der Bezirk organisiert einen runden Tisch, und eine Reihe von Bürgern aus Pankow ruft die Bürgerinitiative "Heinersdorf öffne Dich!" ins Leben. Gerd Müller ist von Anfang an dabei.
"Es gab also durchaus Menschen, die hier wohnen, die uns erzählt haben, sie werden jetzt von ihren Nachbarn geschnitten, weil sie nicht zur Anti-Moschee-Demo gehen. Und das war 'ne ziemlich unangenehme Stimmung, wo wir einfach gesagt haben: Und genau diesen Menschen müssen wir ein Podium bieten."
Im Rahmen einer sogenannten "Zukunftswerkstatt" sucht die Bürgerinitiative das Gespräch sowohl mit den Moscheegegnern als auch mit der Ahmadiyya-Gemeinde. Ihre Mitglieder werben dafür, dass die Anwohner die Ahmadis tolerieren. Man trifft sich in der Initiative aber auch, um ganz generell über eine bessere Zukunft im Bezirk nachzudenken. Über Stadtplanung und Spielplätze zum Beispiel oder über Kultur- und Bildungsangebote im Viertel. Heute ist die "Zukunftswerkstatt Heinersdorf" ein Bürgerverein mit fast 100 Mitgliedern und eigenen Räumen, der von der Bezirksverwaltung unterstützt wird. Die hatte übrigens ebenfalls unter den Moscheegegnern zu leiden, wie sich Bezirksbürgermeister Matthias Köhne erinnert:
"Ich wurde auch mit Unterlassungsklagen überzogen. Die haben mich quasi verfolgt, also es gab Veranstaltungen, die versucht wurden, von der Initiative zu instrumentalisieren, meine Veranstaltungen, also recht vielfältig wurde Druck ausgeübt, auch gerade auf das Bezirksamt beziehungsweise auf meine Person an der Stelle."
"Ich hab' am Anfang eine Erklärung vorgelesen, indem ich darauf hingewiesen habe, dass wir keine rassistischen, menschenverachtenden, rechtsextremistischen oder nationalistischen Äußerungen dulden, und dass wir von unserem Hausrecht Gebrauch machen; wer solche Äußerungen macht, dass der des Raumes verwiesen wird. Das hat am Anfang großes Erstaunen ausgelöst, aber es hat gewirkt."
Zur Diskussion in der Kirche ist auch Abdul Basit Tariq eingeladen, der viele Fragen beantworten muss: Zu den Ahmadis, die aus Pakistan stammen und dort oft verfolgt werden, weil sie nicht nur Mohammed als Propheten verehren, sondern auch ihren Religionsgründer Mirza Ghulam Ahmad. Fragen zur Friedfertigkeit der Gemeinde und zu der strikten Geschlechtertrennung, die bei den Ahmadis üblich ist. Fragen zur Rolle der Frau im Islam und zu vielen Koranversen. Es wird ein langer Abend.
"Draußen war ein großer Polizeieinsatz, aber für mich das war ein gelungener Abend, weil ich alle Fragen ausführlich beantwortet habe, die Atmosphäre war ganz freundlich und friedlich, es gab keine Unhöflichkeit, keine Beleidigung, es war sehr gut."
Seit dieser Veranstaltung sind die Beziehungen zwischen der Gemeinde Alt-Pankow und ihren muslimischen Nachbarn gewachsen. "Heute pflegen meine Gemeinde und die Ahmadis freundschaftliche Beziehungen", sagt Ruth Misselwitz.
"Und die feierten dann mit uns ein Osterfrühstück nach dem Gottesdienst, und wir feiern mit ihnen in der Moschee den Abschluss des Ramadan, und das ist immer ein sehr schönes Hin und Her."
Auch außerhalb der Kirche krempeln damals viele Heinersdorfer die Ärmel hoch. Im autonomen Jugendzentrum diskutiert die Antifa das Thema, in Schulen rufen Jugendliche Projekttage ins Leben, der Bezirk organisiert einen runden Tisch, und eine Reihe von Bürgern aus Pankow ruft die Bürgerinitiative "Heinersdorf öffne Dich!" ins Leben. Gerd Müller ist von Anfang an dabei.
"Es gab also durchaus Menschen, die hier wohnen, die uns erzählt haben, sie werden jetzt von ihren Nachbarn geschnitten, weil sie nicht zur Anti-Moschee-Demo gehen. Und das war 'ne ziemlich unangenehme Stimmung, wo wir einfach gesagt haben: Und genau diesen Menschen müssen wir ein Podium bieten."
Im Rahmen einer sogenannten "Zukunftswerkstatt" sucht die Bürgerinitiative das Gespräch sowohl mit den Moscheegegnern als auch mit der Ahmadiyya-Gemeinde. Ihre Mitglieder werben dafür, dass die Anwohner die Ahmadis tolerieren. Man trifft sich in der Initiative aber auch, um ganz generell über eine bessere Zukunft im Bezirk nachzudenken. Über Stadtplanung und Spielplätze zum Beispiel oder über Kultur- und Bildungsangebote im Viertel. Heute ist die "Zukunftswerkstatt Heinersdorf" ein Bürgerverein mit fast 100 Mitgliedern und eigenen Räumen, der von der Bezirksverwaltung unterstützt wird. Die hatte übrigens ebenfalls unter den Moscheegegnern zu leiden, wie sich Bezirksbürgermeister Matthias Köhne erinnert:
"Ich wurde auch mit Unterlassungsklagen überzogen. Die haben mich quasi verfolgt, also es gab Veranstaltungen, die versucht wurden, von der Initiative zu instrumentalisieren, meine Veranstaltungen, also recht vielfältig wurde Druck ausgeübt, auch gerade auf das Bezirksamt beziehungsweise auf meine Person an der Stelle."
Die Moscheekuppel mit rechtsextremen Parolen
Ungefähr zweieinhalb Jahre dauert es, bis die Moschee fertig gebaut ist - und während der ganzen Zeit halten die Moscheegegner ihren Druck aufrecht. Mehrfach finden Demonstrationen statt, oft unter Beteiligung von Neonazis. Erst wird die Grundsteinlegung gestört, dann ein Baufahrzeug auf dem Moscheegelände in Brand gesetzt; schließlich wird die Moscheekuppel mit rechtsextremen Parolen beschmiert. Doch die aufgeschlossenen Heinersdorfer lassen auch nicht locker und holen sich Hilfe von Mediatoren. Unzählige Veranstaltungen organisiert damals Sozialarbeiterin Irene Beyer vom Verein Moskito, einer Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus im Bezirk Pankow.
"Also uns geht's schon auch darum zu sagen: Natürlich sollen an diesem Prozess, dass die Ahmadiyya-Gemeinde jetzt in Heinersdorf die Moschee baut, möglichst viele Leute beteiligt sein. Aber eben nicht in dem Sinne, man könne irgendwie diesen Moscheebau stoppen. Da, find' ich, muss die Zivilgesellschaft und 'ne Demokratie auch sehr klar sagen, das sind Grundrechte, die sind bei uns geschützt, und da gibt es auch keine Debatte darüber, nee."
Schließlich, am 16. Oktober 2008, kann die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde ihre Moschee einweihen. Zur feierlichen Eröffnungszeremonie kommt das geistige Oberhaupt der Gemeinde, Kalif Hazrat Mirza Masroor Ahmad aus London - und der damalige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, in dessen Wahlkreis die Moschee steht, hält die Festrede:
"Dass diese schöne Moschee gebaut werden konnte, ist Ausdruck einer einfachen, aber wichtigen Tatsache: Wir leben in einem Rechtsstaat. Wir leben in einem Land, in dem Religionsfreiheit gilt. Und zwar für große wie für kleinen Religionsgemeinschaften."
Aber auch an diesem Einweihungsabend wird den Ahmadis klar gemacht, dass der Rechtstaat keine Idylle ist. Lautstark protestieren die Moscheegegner gegen die Einweihungsfeier. Kundgebungsredner René Stadtkewitz, damals CDU-Abgeordneter im Berliner Landesparlament, sieht durch die Ahmadiyya-Moschee die Werte Deutschlands bedroht:
"Wer aber unsere Werte nicht anerkennen will, der hat hier auch nichts verloren!"
Es war aber das letzte laute Aufbäumen der Moscheegegner. René Stadtkewitz wird später wegen seiner islamfeindlichen Positionen aus der Berliner CDU ausgeschlossen und anschließend mit seiner neugegründeten Freiheitspartei bei den Wahlen scheitern. Die Moscheegegner der "Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger" haben heute ihre Webseite aus dem Netz genommen und antworten auf Anfragen nicht. Nach der Eröffnung ist Ruhe eingekehrt, konstatiert der Bezirksbürgermeister:
"Also seitdem die Moschee im Oktober 2008 jetzt fertig gestellt wurde und praktisch das normale Leben dort wieder eingekehrt ist in der Gegend, gibt's überhaupt keine Klagen, kein Stück. Also niemand kann heute behaupten, dass das, was er befürchtet hat im Vorfeld oder während der Auseinandersetzung, auch nur teilweise eingetreten ist, in keinem Fall."
So ganz von allein ist diese Ruhe allerdings nicht eingekehrt. Denn die Ahmadiyya-Gemeinde geht nach der Moschee-Einweihung ganz bewusst auf Nachbarn und Anwohner zu.
Abdul Basit Tariq: "Jede deutsche Frau und jeder deutsche Mann, der nicht muslimisch ist, ist eingeladen.Sie dürfen unseren Gottesdienst anschauen, sie dürfen meine Predigt hören, die ich in Deutsch mache, sie können jederzeit mit mir einen Termin vereinbaren in meinem Büro ein Gespräch zu führen, und ich habe gesagt: Kommen Sie zu uns, versuchen Sie uns kennenzulernen."
Atia Sadiq, heute 21 Jahre alt und Studentin der Islamwissenschaften, erinnert sich noch gut an das erste Jahr. "Da hatten wir praktisch durchgehend 'Tag der offenen Moschee', sagt die Muslimin mit einem leichten Lächeln.
"Sehr viele kamen halt zunächst mit dem Bild: Werden hier - sozusagen in Anführungsstrichen - Bomben gebaut? Und dann haben sie sich von dem totalen Gegenteil überzeugen können, dass hier in dem Stadtteil etwas Schönes entstanden ist, wo Menschen ihre Ruhe finden können."
Auch heute noch steht Atia Sadiq Besuchern Rede und Antwort, besonders bei Fragen zur Stellung der Frau im Islam, und vor allem zur arrangierten Ehe, die bei den Ahmadis üblich ist:
"Die arrangierte Ehe ist ja keine Zwangsehe, man muss das immer unterscheiden. Die Frauen oder auch die Männer, die werden zu keiner Sache gezwungen. Es ist ja auch nicht ungestattet, auch selbst 'n Vorschlag zu bringen. Es gibt einen klaren Koran-Vers, nicht nur einen, sondern auch mehrere, die Zwang absolut verbieten."
"Also uns geht's schon auch darum zu sagen: Natürlich sollen an diesem Prozess, dass die Ahmadiyya-Gemeinde jetzt in Heinersdorf die Moschee baut, möglichst viele Leute beteiligt sein. Aber eben nicht in dem Sinne, man könne irgendwie diesen Moscheebau stoppen. Da, find' ich, muss die Zivilgesellschaft und 'ne Demokratie auch sehr klar sagen, das sind Grundrechte, die sind bei uns geschützt, und da gibt es auch keine Debatte darüber, nee."
Schließlich, am 16. Oktober 2008, kann die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde ihre Moschee einweihen. Zur feierlichen Eröffnungszeremonie kommt das geistige Oberhaupt der Gemeinde, Kalif Hazrat Mirza Masroor Ahmad aus London - und der damalige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, in dessen Wahlkreis die Moschee steht, hält die Festrede:
"Dass diese schöne Moschee gebaut werden konnte, ist Ausdruck einer einfachen, aber wichtigen Tatsache: Wir leben in einem Rechtsstaat. Wir leben in einem Land, in dem Religionsfreiheit gilt. Und zwar für große wie für kleinen Religionsgemeinschaften."
Aber auch an diesem Einweihungsabend wird den Ahmadis klar gemacht, dass der Rechtstaat keine Idylle ist. Lautstark protestieren die Moscheegegner gegen die Einweihungsfeier. Kundgebungsredner René Stadtkewitz, damals CDU-Abgeordneter im Berliner Landesparlament, sieht durch die Ahmadiyya-Moschee die Werte Deutschlands bedroht:
"Wer aber unsere Werte nicht anerkennen will, der hat hier auch nichts verloren!"
Es war aber das letzte laute Aufbäumen der Moscheegegner. René Stadtkewitz wird später wegen seiner islamfeindlichen Positionen aus der Berliner CDU ausgeschlossen und anschließend mit seiner neugegründeten Freiheitspartei bei den Wahlen scheitern. Die Moscheegegner der "Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger" haben heute ihre Webseite aus dem Netz genommen und antworten auf Anfragen nicht. Nach der Eröffnung ist Ruhe eingekehrt, konstatiert der Bezirksbürgermeister:
"Also seitdem die Moschee im Oktober 2008 jetzt fertig gestellt wurde und praktisch das normale Leben dort wieder eingekehrt ist in der Gegend, gibt's überhaupt keine Klagen, kein Stück. Also niemand kann heute behaupten, dass das, was er befürchtet hat im Vorfeld oder während der Auseinandersetzung, auch nur teilweise eingetreten ist, in keinem Fall."
So ganz von allein ist diese Ruhe allerdings nicht eingekehrt. Denn die Ahmadiyya-Gemeinde geht nach der Moschee-Einweihung ganz bewusst auf Nachbarn und Anwohner zu.
Abdul Basit Tariq: "Jede deutsche Frau und jeder deutsche Mann, der nicht muslimisch ist, ist eingeladen.Sie dürfen unseren Gottesdienst anschauen, sie dürfen meine Predigt hören, die ich in Deutsch mache, sie können jederzeit mit mir einen Termin vereinbaren in meinem Büro ein Gespräch zu führen, und ich habe gesagt: Kommen Sie zu uns, versuchen Sie uns kennenzulernen."
Atia Sadiq, heute 21 Jahre alt und Studentin der Islamwissenschaften, erinnert sich noch gut an das erste Jahr. "Da hatten wir praktisch durchgehend 'Tag der offenen Moschee', sagt die Muslimin mit einem leichten Lächeln.
"Sehr viele kamen halt zunächst mit dem Bild: Werden hier - sozusagen in Anführungsstrichen - Bomben gebaut? Und dann haben sie sich von dem totalen Gegenteil überzeugen können, dass hier in dem Stadtteil etwas Schönes entstanden ist, wo Menschen ihre Ruhe finden können."
Auch heute noch steht Atia Sadiq Besuchern Rede und Antwort, besonders bei Fragen zur Stellung der Frau im Islam, und vor allem zur arrangierten Ehe, die bei den Ahmadis üblich ist:
"Die arrangierte Ehe ist ja keine Zwangsehe, man muss das immer unterscheiden. Die Frauen oder auch die Männer, die werden zu keiner Sache gezwungen. Es ist ja auch nicht ungestattet, auch selbst 'n Vorschlag zu bringen. Es gibt einen klaren Koran-Vers, nicht nur einen, sondern auch mehrere, die Zwang absolut verbieten."
Selbst für aufgeschlossene Heinersdorfer nicht immer ganz leicht
Die strenge Geschlechtertrennung unter den Ahmadis macht es selbst den aufgeschlossenen Heinersdorfern nicht immer ganz leicht, den Dialog mit der Gemeinde zu führen. Aber trotzdem könne man miteinander auskommen, versichert Gerd Müller von der Zukunftswerkstatt:
"Was wir hier zum Beispiel mal gemeinsam machen wollten, waren so internationale Kochveranstaltungen. Die hat's dann nur gegeben, wenn unsererseits nur die Frauen dran teilgenommen haben. Also da dürfen von uns eben keine Männer dabei sein. Das entspricht nicht meinem Gesellschaftsbild, wie Männer und Frauen zusammenleben sollen, aber das rechtfertigt aus meiner Sicht der Dinge ja nicht, ihnen da den Bau ihres Gotteshauses zu verwehren."
Selten kommt es dazu, dass Moscheegegner die Ahmadiyya-Gemeinde besuchen. Doch manchmal sind Gottes Wege wundersam, meint der Gemeindediener, Enrico Isa Musa Menzel. Dann merkt der Ahmadi, dass seine Gebete erhört wurden.
"Nachbarn, die sich vielleicht am Anfang auf die falsche Seite gestellt haben, hatten natürlich nicht die Traute, hier nach der Moschee-Eröffnung einen Fuß reinzusetzen. Und ich hab' Gäste gehabt, die eigentlich gar nicht vorhatten, hierherzukommen, aus Vorbehalten oder aus Angst, aber sie haben dann Besuch gekriegt von ihren Verwandten, Bekannten, und die haben gesagt, lass uns mal in eure Moschee, die jetzt bei euch steht, gehen, und dann mussten die wohl oder übel natürlich mitgehen. Dann ist es zu sehr netten Gesprächen gekommen. Ich habe einen Mann gehabt, nachdem er seine Fragen hier beantwortet bekommen hat, hat er seine Meinung grundlegend geändert."
In der Nachbarschaft der Moschee wohnen allerdings nach wie vor einige Heinersdorfer, die der Moschee skeptisch gegenüberstehen und sich nicht äußern wollen. Eine Nachbarin gesteht, dass sie vor fünf Jahren befürchtet hat, der Betrieb der Moschee könne eine große Unruhe in ihre kleine, stille Straße bringen. Doch ihre Ängste hätten sich als haltlos erwiesen:
"Sie sind ganz, ganz leise, wir haben sie noch nie gehört, wir riechen manchmal den schönen Duft von Makkaroni mit Tomatensoße, und wir sind schon hunderttausend Mal zum Essen eingeladen worden, aus Zeitmangel noch nicht gegangen, aber sie sind sehr, sehr hilfsbereit. Also man kann sagen, was man möchte, die sind sofort zur Stelle, die arbeiten jeden Tag, wenn man irgendwas hat, die sind immer da, es ist wirklich Wahnsinn und sehr gute Nachbarschaft."
"Was wir hier zum Beispiel mal gemeinsam machen wollten, waren so internationale Kochveranstaltungen. Die hat's dann nur gegeben, wenn unsererseits nur die Frauen dran teilgenommen haben. Also da dürfen von uns eben keine Männer dabei sein. Das entspricht nicht meinem Gesellschaftsbild, wie Männer und Frauen zusammenleben sollen, aber das rechtfertigt aus meiner Sicht der Dinge ja nicht, ihnen da den Bau ihres Gotteshauses zu verwehren."
Selten kommt es dazu, dass Moscheegegner die Ahmadiyya-Gemeinde besuchen. Doch manchmal sind Gottes Wege wundersam, meint der Gemeindediener, Enrico Isa Musa Menzel. Dann merkt der Ahmadi, dass seine Gebete erhört wurden.
"Nachbarn, die sich vielleicht am Anfang auf die falsche Seite gestellt haben, hatten natürlich nicht die Traute, hier nach der Moschee-Eröffnung einen Fuß reinzusetzen. Und ich hab' Gäste gehabt, die eigentlich gar nicht vorhatten, hierherzukommen, aus Vorbehalten oder aus Angst, aber sie haben dann Besuch gekriegt von ihren Verwandten, Bekannten, und die haben gesagt, lass uns mal in eure Moschee, die jetzt bei euch steht, gehen, und dann mussten die wohl oder übel natürlich mitgehen. Dann ist es zu sehr netten Gesprächen gekommen. Ich habe einen Mann gehabt, nachdem er seine Fragen hier beantwortet bekommen hat, hat er seine Meinung grundlegend geändert."
In der Nachbarschaft der Moschee wohnen allerdings nach wie vor einige Heinersdorfer, die der Moschee skeptisch gegenüberstehen und sich nicht äußern wollen. Eine Nachbarin gesteht, dass sie vor fünf Jahren befürchtet hat, der Betrieb der Moschee könne eine große Unruhe in ihre kleine, stille Straße bringen. Doch ihre Ängste hätten sich als haltlos erwiesen:
"Sie sind ganz, ganz leise, wir haben sie noch nie gehört, wir riechen manchmal den schönen Duft von Makkaroni mit Tomatensoße, und wir sind schon hunderttausend Mal zum Essen eingeladen worden, aus Zeitmangel noch nicht gegangen, aber sie sind sehr, sehr hilfsbereit. Also man kann sagen, was man möchte, die sind sofort zur Stelle, die arbeiten jeden Tag, wenn man irgendwas hat, die sind immer da, es ist wirklich Wahnsinn und sehr gute Nachbarschaft."
Mit ihren Ängsten und Vorurteilen an der falschen Adresse
Im September 2013, auf dem Stadtfest in Pankow an einem Stand der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus: Roland Peters vom Bund der Antifaschisten hatte vor sechs Jahren im Jugendzentrum eine Podiumsdiskussion über die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde geleitet. Sein Eindruck heute: Die Lage hat sich beruhigt.
"Der Imam der Gemeinde hat, glaube ich, die Nachbarschaft so viel mit Keksen und Tee bewirtet und ihnen noch einen Spielplatz auf Kosten der Gemeinde da in das Viertel reingebaut, dass, glaube ich, dann irgendwann auch noch dem hartgesottensten Moscheegegner klar wurde, dass die da mit ihren Ängsten und Vorurteilen an der falschen Adresse sind."
Die meisten Stadtfestbesucher teilen diese Einschätzung:
"Die benehmen sich auch anständig, da gibt's kein Streit, keinen Zank, es läuft jetzt so weit, ja, also es geht schon."
"Die Leute gehen zum Gebet, gehen wieder nach Hause, es fällt nicht uff."
"Man lebt friedlich miteinander."
"Und ich denke, die sind auch mittlerweile integriert."
"Ich freu' mich eigentlich darüber, dass es so positiv ausgegangen ist, aber man hört natürlich auch etwas von einigen, die sagen, es hätte nicht sein brauchen, eine andere Stelle hätte man vielleicht auch finden können."
"Das ist ja nicht notwendig - ist jetzt da, denn muss man damit leben, nicht."
Auch Berit Schröder von der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus ist froh, dass die Ahmadis in Heinersdorf ihrem religiösen Leben heute in Ruhe nachgehen können. Allerdings haben ihrer Ansicht nach nur wenige Moscheegegner von einst ihre Meinung geändert:
"Grundsätzlich muss man sagen, dass die Akteure, die damals maßgeblich sich zusammengeschlossen haben gegen die Moschee in Heinersdorf, sich auch in der Zeit nach dem Eröffnen der Moschee noch in anderen Organisationen oder Parteien auch zusammengefunden haben, um beispielweise gerade gegen 'nen Fleischgroßhandel zu protestieren, der vor allem an türkische Läden liefert. Also man muss schon sagen, dass es in Heinersdorf weiterhin auch immer wieder Plattformen gibt, um rechtskonservatives Gedankengut zu organisieren und nach außen zu vertreten. Also ich würde nicht sagen, dass Heinersdorf jetzt so ein ganz konfliktarmes Gebiet geworden ist."
Links auf dradio.de:
Zwischen Vorzeigemuslimen und Geheimsekte -Die Ahmadiyya-Gemeinde in Deutschland
"Der Imam der Gemeinde hat, glaube ich, die Nachbarschaft so viel mit Keksen und Tee bewirtet und ihnen noch einen Spielplatz auf Kosten der Gemeinde da in das Viertel reingebaut, dass, glaube ich, dann irgendwann auch noch dem hartgesottensten Moscheegegner klar wurde, dass die da mit ihren Ängsten und Vorurteilen an der falschen Adresse sind."
Die meisten Stadtfestbesucher teilen diese Einschätzung:
"Die benehmen sich auch anständig, da gibt's kein Streit, keinen Zank, es läuft jetzt so weit, ja, also es geht schon."
"Die Leute gehen zum Gebet, gehen wieder nach Hause, es fällt nicht uff."
"Man lebt friedlich miteinander."
"Und ich denke, die sind auch mittlerweile integriert."
"Ich freu' mich eigentlich darüber, dass es so positiv ausgegangen ist, aber man hört natürlich auch etwas von einigen, die sagen, es hätte nicht sein brauchen, eine andere Stelle hätte man vielleicht auch finden können."
"Das ist ja nicht notwendig - ist jetzt da, denn muss man damit leben, nicht."
Auch Berit Schröder von der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus ist froh, dass die Ahmadis in Heinersdorf ihrem religiösen Leben heute in Ruhe nachgehen können. Allerdings haben ihrer Ansicht nach nur wenige Moscheegegner von einst ihre Meinung geändert:
"Grundsätzlich muss man sagen, dass die Akteure, die damals maßgeblich sich zusammengeschlossen haben gegen die Moschee in Heinersdorf, sich auch in der Zeit nach dem Eröffnen der Moschee noch in anderen Organisationen oder Parteien auch zusammengefunden haben, um beispielweise gerade gegen 'nen Fleischgroßhandel zu protestieren, der vor allem an türkische Läden liefert. Also man muss schon sagen, dass es in Heinersdorf weiterhin auch immer wieder Plattformen gibt, um rechtskonservatives Gedankengut zu organisieren und nach außen zu vertreten. Also ich würde nicht sagen, dass Heinersdorf jetzt so ein ganz konfliktarmes Gebiet geworden ist."
Links auf dradio.de:
Zwischen Vorzeigemuslimen und Geheimsekte -Die Ahmadiyya-Gemeinde in Deutschland