Gesundheit

Die Pollen sind los!

Zu Gast: Karl-Christian Bergmann |
Endlich Frühling! Doch die warmen Temperaturen und das Erwachen der Natur haben auch ihre Schattenseiten: Allergien. Bereits Mitte Dezember flogen die ersten Haselnusspollen, derzeit sorgen Erlen- und Birkenpollen für tränende Augen und Niesattacken, demnächst folgen die Gräser.
Allein in Deutschland leiden schätzungsweise 25 Millionen Menschen an einer Allergie, etwa 16 Millionen von ihnen haben Heuschnupfen. Jede zehnte Krankschreibung geht auf das Konto einer Allergie. Dennoch werden sie oft verharmlost, nur jeder zehnte Allergiker wird adäquat behandelt.
Was tun bei Allergien?
"Generell beobachten wir, dass die Allergiesaison immer länger wird", sagt Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, der Leiter der allergologisch-pneumologischen Ambulanz am Allergie-Centrum der Charité. Sie starte nicht nur immer früher, sondern ende auch später: "Die Pollen der Beifuß-Ambrosie verbreiten sich mittlerweile bis Ende November." Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst warnt davor, etwaige Symptome auf die leichte Schulter zu nehmen. "Die Gefahr wird schlicht unterschätzt, denn es geht nicht nur um die Einschränkung von Lebensqualität durch juckende Augen und eine tropfende Nase. Unbehandelt kann sich die Allergie ausweiten. Dann reagiert der Körper auch auf bestimmte Lebensmittel und andere Stoffe.“
Ein unbehandelter Heuschnupfen könne sich auch auf die tieferen Atemwege ausdehnen; dieser "Etagenwechsel“ passiere bei 30 bis 40 Prozent der Allergiker: "Es kommt zu entzündeten Bronchien bis hin zur Entwicklung eines allergischen Asthmas.“ Die Folge: Der zeitlich begrenzte Heuschnupfen wird zur chronischen Erkrankung.
Umso wichtiger sei eine individuelle Behandlung und Pollenvorhersage.
Dafür hat der Allergologe - gemeinsam mit Kollegen von der Universität in Wien -eine neue "Pollen-App“ für Smartphones entwickelt. Mit ihr können sich Allergiker die aktuelle Belastung direkt auf ihrem Handy vorhersagen lassen. Wer kein Smartphone besitzt, kann dies auch direkt über die Internetseite des Polleninformationsdienstes tun.
"Das neue Pollentagebuch bietet die Möglichkeit, die Symptome, die ein Heuschnupfen-Patient oder Pollen-Asthmatiker an Augen, Nase und Bronchien empfindet, zu kombinieren mit der Zahl an Pollen, die an diesem Tag an seinem Wohnort tatsächlich geflogen sind. Der Allergiker hat also den Vorteil, dass er lernt, welche Pollenmenge führt bei ihm persönlich zu entsprechenden Beschwerden. Und er kann darüber hinaus auch prüfen, welche Medikamente, die ich einnehme, haben bei mir eine Wirkung."
Die Pollen sind los - Was tun gegen Allergien?
Hintergründe und Tipps gibt der Allergologe Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann. Er ist heute von 9:05 bis 11 Uhr zu Gast bei Dieter Kassel. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter 00800-22542254 oder per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de.
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