Tod aus dem Stall
Jedes Jahr sterben in deutschen Krankenhäusern geschätzt zwischen 10.000 und 50.000 Menschen, weil Antibiotika bei ihnen nicht mehr wirken, die Krankheitserreger gegen sie immun sind. Eine der wichtigsten Quellen dieser Resistenzen ist die industrielle Tiermast.
Hähnchen, Schweine und Rinder - Bestände von Zehntausenden Tieren werden oft komplett mit Antibiotika behandelt, weil ein Tier erkrankt ist. Oft sogar mit Antibiotika, die für Menschen gedacht sind. Und so zeigen zahlreiche Studien, dass das sich auf Fleisch in Supermärkten resistente Keime finden, die ihre gefährliche Eigenschaft - Antibiotika-Resistenz - an Krankheitskeime im Menschen vererben können - und so lebensgefährlich werden.
Ein soeben novelliertes Arzneimittelgesetz soll den Antibiotika-Einsatz in deutschen Ställen verringern - wird aber kaum etwas bringen, sagen sogar Wissenschaftler aus dem dem Landwirtschaftsministerium unterstellten Bundesinstitut für Risikobewertung: "Die Einschnitte sind nicht tief genug." Die Kreisläufe menschlicher und tierischer Antibiotika müssten strikt getrennt sein. Tiere und verschriebene Medikamente müssten besser erfasst werden. Vor allem aber müsste sich die Haltung der Tiere ändern: mehr Platz gleich weniger Krankheiten, gleich weniger Antibiotika. Wissenschaftler beschäftigen sich aber auch mit anderen Teilaspekten des Problems: Wie vererben Keime ihre Resistenz an andere Keime? Warum haben die Holländer das Problem in den Griff bekommen? Auf welchen Wegen gelangen die Keime aus dem Stall zum Menschen und warum sind Kläranlagen machtlos?
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