Noch ist die digitale Patientenakte leer
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Zwar gibt es seit Januar bereits die elektronische Patientenakte, aber sie muss dringend mit Daten gefüllt und genutzt werden, fordert der Sachverständigenrat. Deutschland hinke bei der Digitalisierung hinterher, rügt sein Mitglied Petra Thürmann.
"Deutschland ist in puncto Digitalisierung im Gesundheitswesen ziemlich weit allen anderen europäischen Nachbarländern hinterher", sagt die Klinische Pharmakologin Petra Thürmann. Sie ist Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR), der in einem neuen Gutachten fordert, die elektronische Patientenakte künftig für alle Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen verpflichtend einzuführen.
Mehr Gesundheitsdaten in die Akte
Seit Anfang Januar gibt es eigentlich die elektronische Patientenakte schon, aber sie sei noch ziemlich leer, so Thürmann. "Die Informationen, um gezielt Menschen anzusprechen und um Risikogruppen zu erkennen, die sind natürlich noch gar nicht drin." In der Pandemie zeige sich aber gerade, wie schlecht die Menschen erreicht würden und wie wenig Informationen gesammelt zur Verfügung stünden, um beispielsweise Risikogruppen zu erkennen. Dabei könnten eine elektronische Patientenakte, aber auch andere Apps weiterhelfen.
Es werde eine strukturierte Sammlung von Gesundheitsdaten benötigt, beispielsweise von Erkrankungen und Medikamenten der Patientinnen und Patienten. Die Angaben lägen derzeit nur zu Abrechnungszwecken bei den Krankenkassen vor. Da gehöre auch der Organspende-Ausweis, der Impfausweis oder Angaben zu Allergien hinein, so Thürmann. Es gehe dabei um mehr Transparenz und Autonomie für die Patientinnen und Patienten.
Daten schützen ist möglich
Wer zur Apotheke gehe und nicht wolle, dass dort zu sehen sei, was in der Patientenakte steht, könne bestimmte Informationen "verschatten", so die Sachverständige. Auch der Sorge vor Hackern oder einem Datenmissbrauch könne mit entsprechenden Datensicherheitsgesetzen begegnet werden.
(gem)