Gleiche Versorgung für alle ist machbar
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Zweidrittel der Deutschen wünschen eine Bürgerversicherung für alle. Vorteile für privatversicherte Patienten gäbe es dann nicht mehr. Der Gesundheitsökonom Stefan Greß hält eine Umstellung für machbar und verweist auf positive Beispiele aus dem Ausland.
Die große Mehrheit der Deutschen, nämlich 69 Prozent, befürwortet eine sogenannte Bürgerversicherung, mit der die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung auf eine breitere Basis gestellt würde. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Infratest dimap, die die Meinungsforscher im Auftrag der ARD-Sendung "Monitor" erstellten.
Die Bürgerversicherung ist ein altes Thema – SPD, Grüne und Linke haben es in ihre Wahlprogramme aufgenommen. Die Idee dahinter: Alle Bürgerinnen und Bürger zahlen einen bestimmten Anteil ihres Einkommens in eine gesetzliche Krankenversicherung ein und haben Anspruch auf dieselben Leistungen.
Verfassungsrechtlich problematisch
Das finden viele gut, sicherlich vor allem jene, die auf bestimmte Untersuchungen und auf Arzttermine oft monatelang warten müssen, weil sie nicht privat versichert sind.
Wenn eine Bürgerversicherung politisch beschlossen wird – wie könnte diese dann konkret umgesetzt werden? Schließlich sind immer noch viele Patientinnen und Patienten privat versichert.
"Die weitestgehende Variante wäre, dass man diejenigen, die jetzt schon Versicherungsschutz haben, zu einem bestimmten Stichtag zwingt, in die gesetzliche Versicherung einzutreten", sagt der Gesundheitsökonom Stefan Greß. Das wäre allerdings Greß zufolge wahrscheinlich verfassungsrechtlich problematisch. Weshalb es bei einer Umstellung auf eine Versicherung für alle wohl relativ lange Übergangszeiten geben würde.
Keine Bevorzugung mehr
Greß hält eine Bürgerversicherung mittelfristig für umsetzbar. Dadurch, dass dann auch alle jetzt noch Privatversicherten in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlten, würde dies die Gemeinschaft der Versicherten finanziell deutlich entlasten.
Auch auf Versorgungsseite ist mit Veränderungen zu rechnen. Derzeit würden viele Ärztinnen und Ärzte die Behandlung von Privatpatienten vorziehen, weil sie hier mehr Geld erhielten, so Greß. Dieser Nachteil für gesetzlich Versicherte fiele dann weg.
Die Kritik, dass eine Bürgerversicherung auch wieder zu einer Zweiklassen-Gesellschaft führe, weil dann für viele Leistungen zusätzlich bezahlt werden müsse, hält Greß für übertrieben: Beispiele aus dem Ausland - etwa aus den Niederlanden - zeigten, dass dieses System gut funktioniere.
(mkn)