Getaktete Seelsorge
Dass der Kirche die Priester fehlen, ist seit langem bekannt. In den meisten Fällen wird mit der Zusammenlegung von Gemeinden reagiert, was natürlich Konsequenzen hat. In Rheinhessen gibt es inzwischen Pfarrer, die für 15 Dörfer gleichzeitig zuständig sind.
Die wärmende Vorfrühlingssonne lockt die Alten von Wörrstadt auf den Friedhof. Nach den Gräbern sehen, ein paar Blumen aufstellen, ein paar Nachbarn zum Schwätzchen treffen. Direkt am Friedhof stehen die evangelische und die katholische Kirche nebeneinander, doch Gelegenheit, dort jemanden zu treffen, gibt es nur noch selten. Oft ist die Kirchentüre verschlossen. Priestermangel herrscht vor allem bei den Katholiken. Friedhofsbesucher Werner Görlich wundert das nicht. Er kommt aus einer katholischen Familie:
"'Ich habe aber ganz große Probleme mit der Amtskirche. Ganz große. Und der Priestermangel, Zölibat. Muß man da noch was dazu sagen? Die evangelische Kirche machts vor, das funktioniert anders.""
Im katholischen Pfarrhaus gleich nebenan will man da nicht widersprechen. Das Ende der kategorischen Ehelosigkeit für katholische Priester könnte das Seelsorgeramt wieder attraktiver machen, glaubt auch Pfarrer Andreas Kaiser:
"Ich könnte mir vorstellen, dass, wenn der Pflichtzölibat aufgehoben würde, dass es vielleicht den einen gibt, der sich das vorstellen kann."
Andreas Kaiser betreut inzwischen Katholiken in sieben Orten der Region, andere Kollegen müssen sogar zwischen 15 Dörfern hin- und herreisen. Ein minutiös geführter Terminkalender ist inzwischen sein wichtigstes Handwerkszeug geworden, um den Tag zu bewältigen. Getaktete Seelsorge ist sein Alltag als fahrender Landpfarrer:
"Ja, das Priesterbild von früher ist so nicht mehr. Das ist ganz klar. Man hat nicht mehr die Gemeinde, sondern man ist für mehrere Gemeinden zuständig. Aber das ist heute fast schon normal, entweder habe ich mehrere kleinere Gemeinden, oder ich habe eine sehr große Gemeinde. Von der Seite, auch wenn das nicht sehr schön ist für die Seelsorge, von der Seite ist das die Normalität."
Um den Gottesdienstbetrieb in Wörrstadt und Umgebung aufrechtzuerhalten, müssen pensionierte Pfarrer aushelfen – oder priesterliche "Gastarbeiter":
"Hier in unserem Dekanat haben wir in Saulheim einen polnischen Mitbruder und in Gaudernheim einen nigerianischen Mitbruder, die sich inzwischen ganz klar zu Deutschland bekannt haben durch die deutsche Staatsangehörigkeit, und sie sind auch ins Bistum inkardiniert. Das heißt, sie werden, wenn nichts Außergewöhnliches passiert, bis zu ihrer Pensionierung immer hier bleiben. Das ist dann schon ein sehr, sehr gutes Zeichen und das sind sie natürlich auch für uns eine sehr, sehr gute Hilfe."
Dennoch: Die katholische Kirche schafft es in Wörrstadt und Umgebung nicht mehr, den Gläubigen Gottesdienste immer zu den Zeiten anzubieten, die sie von früher gewohnt waren. Wer seine alten Gewohnheiten beim Besuch der Messe pflegen will, muss fahren.
"Entweder ist Samstagabend, dann ist Sonntag kein Gottesdienst oder es ist am Sonntag, dann kann es früh sein oder es kann später sein. Das heißt, wer sagt: Ich will in meiner Gemeinde gehen und es ist egal, an welchem Tag, der bekommt den Gottesdienst. Wer aber irgendwelche Bedingungen stellt, an die Zeit, der muß eventuell dann schon reisen."
Draußen auf dem Friedhof wird im Gespräch schnell klar: Das Reisen ist vor allem für die Alten ein Problem. Obwohl es viel Nachbarschaftshilfe gibt:
"Da sind Frauen, die Autofahren ,die haben sich schon angeboten, ich soll anrufen, dann würden wir nach Sulzheim fahren oder nach Rommersheim. Und Rommersheim ist eine sehr schöne Kirche."
Doch Fahrten müssen in Wörrstadt und Umgebung längst nicht mehr nur zu Gottesdienst organisiert werden. Denn nicht nur die Kirchenpforte bleibt immer häufiger verschlossen – es gibt ein grundsätzliches Infrastrukturproblem auf dem Land:
"Der Ort ist sehr schlecht geworden, mit Angeboten, mit allem. Gucken sie mal, die ganzen Geschäfte machen zu."
"Sicher, die Leute, die kein Auto haben, da ist es schlecht."
"Für die jüngeren Leute ist es ganz selbstverständlich, die Schule ist nicht mehr am Ort, das heißt, es gibt zentrale Schulorte, es gibt zentrale Einkaufsorte mittlerweile, in vielen kleinen Dörfern haben wir nichts mehr zum Einkaufen,. Die Geschäfte sind geschlossen worden, die Banken sind zu. Ärzte sind teilweise nicht mehr vor Ort, das heißt, in vielen Bereichen ist es ganz normal, das wir woanders hinfahren, und das ist leider dann auch bei der Kirche dann so."
Pfarrer Andreas Kaiser sieht letztlich auch eine positive Seite der Gemeindezusammenlegungen. Diejenigen, die im Dorf leben, lernen neue Leute kennen. Das Nachbardorf, früher oft eine andere Welt, rückt näher:
"Viele kleine Gemeinden könnten wahrscheinlich keine Kinderfreizeiten mehr machen, aber in so einem Zusammenschluss ist es möglich. Oder Seniorenarbeit, Ausflugsfahrten, dann kann ein ganzer Bus gefüllt werden. Also es gibt sehr viele Kinder, die dann zusammen gebracht werden. Oder wenn dann die Kinder bei der Erstkommunion sehen, wir sind fünf aus unserem Dorf, dann sind da die anderen, da haben wir doch wieder 'ne stattliche Zahl. Also von der Seite kann man dann doch wieder positive Effekte sehen."
"'Ich habe aber ganz große Probleme mit der Amtskirche. Ganz große. Und der Priestermangel, Zölibat. Muß man da noch was dazu sagen? Die evangelische Kirche machts vor, das funktioniert anders.""
Im katholischen Pfarrhaus gleich nebenan will man da nicht widersprechen. Das Ende der kategorischen Ehelosigkeit für katholische Priester könnte das Seelsorgeramt wieder attraktiver machen, glaubt auch Pfarrer Andreas Kaiser:
"Ich könnte mir vorstellen, dass, wenn der Pflichtzölibat aufgehoben würde, dass es vielleicht den einen gibt, der sich das vorstellen kann."
Andreas Kaiser betreut inzwischen Katholiken in sieben Orten der Region, andere Kollegen müssen sogar zwischen 15 Dörfern hin- und herreisen. Ein minutiös geführter Terminkalender ist inzwischen sein wichtigstes Handwerkszeug geworden, um den Tag zu bewältigen. Getaktete Seelsorge ist sein Alltag als fahrender Landpfarrer:
"Ja, das Priesterbild von früher ist so nicht mehr. Das ist ganz klar. Man hat nicht mehr die Gemeinde, sondern man ist für mehrere Gemeinden zuständig. Aber das ist heute fast schon normal, entweder habe ich mehrere kleinere Gemeinden, oder ich habe eine sehr große Gemeinde. Von der Seite, auch wenn das nicht sehr schön ist für die Seelsorge, von der Seite ist das die Normalität."
Um den Gottesdienstbetrieb in Wörrstadt und Umgebung aufrechtzuerhalten, müssen pensionierte Pfarrer aushelfen – oder priesterliche "Gastarbeiter":
"Hier in unserem Dekanat haben wir in Saulheim einen polnischen Mitbruder und in Gaudernheim einen nigerianischen Mitbruder, die sich inzwischen ganz klar zu Deutschland bekannt haben durch die deutsche Staatsangehörigkeit, und sie sind auch ins Bistum inkardiniert. Das heißt, sie werden, wenn nichts Außergewöhnliches passiert, bis zu ihrer Pensionierung immer hier bleiben. Das ist dann schon ein sehr, sehr gutes Zeichen und das sind sie natürlich auch für uns eine sehr, sehr gute Hilfe."
Dennoch: Die katholische Kirche schafft es in Wörrstadt und Umgebung nicht mehr, den Gläubigen Gottesdienste immer zu den Zeiten anzubieten, die sie von früher gewohnt waren. Wer seine alten Gewohnheiten beim Besuch der Messe pflegen will, muss fahren.
"Entweder ist Samstagabend, dann ist Sonntag kein Gottesdienst oder es ist am Sonntag, dann kann es früh sein oder es kann später sein. Das heißt, wer sagt: Ich will in meiner Gemeinde gehen und es ist egal, an welchem Tag, der bekommt den Gottesdienst. Wer aber irgendwelche Bedingungen stellt, an die Zeit, der muß eventuell dann schon reisen."
Draußen auf dem Friedhof wird im Gespräch schnell klar: Das Reisen ist vor allem für die Alten ein Problem. Obwohl es viel Nachbarschaftshilfe gibt:
"Da sind Frauen, die Autofahren ,die haben sich schon angeboten, ich soll anrufen, dann würden wir nach Sulzheim fahren oder nach Rommersheim. Und Rommersheim ist eine sehr schöne Kirche."
Doch Fahrten müssen in Wörrstadt und Umgebung längst nicht mehr nur zu Gottesdienst organisiert werden. Denn nicht nur die Kirchenpforte bleibt immer häufiger verschlossen – es gibt ein grundsätzliches Infrastrukturproblem auf dem Land:
"Der Ort ist sehr schlecht geworden, mit Angeboten, mit allem. Gucken sie mal, die ganzen Geschäfte machen zu."
"Sicher, die Leute, die kein Auto haben, da ist es schlecht."
"Für die jüngeren Leute ist es ganz selbstverständlich, die Schule ist nicht mehr am Ort, das heißt, es gibt zentrale Schulorte, es gibt zentrale Einkaufsorte mittlerweile, in vielen kleinen Dörfern haben wir nichts mehr zum Einkaufen,. Die Geschäfte sind geschlossen worden, die Banken sind zu. Ärzte sind teilweise nicht mehr vor Ort, das heißt, in vielen Bereichen ist es ganz normal, das wir woanders hinfahren, und das ist leider dann auch bei der Kirche dann so."
Pfarrer Andreas Kaiser sieht letztlich auch eine positive Seite der Gemeindezusammenlegungen. Diejenigen, die im Dorf leben, lernen neue Leute kennen. Das Nachbardorf, früher oft eine andere Welt, rückt näher:
"Viele kleine Gemeinden könnten wahrscheinlich keine Kinderfreizeiten mehr machen, aber in so einem Zusammenschluss ist es möglich. Oder Seniorenarbeit, Ausflugsfahrten, dann kann ein ganzer Bus gefüllt werden. Also es gibt sehr viele Kinder, die dann zusammen gebracht werden. Oder wenn dann die Kinder bei der Erstkommunion sehen, wir sind fünf aus unserem Dorf, dann sind da die anderen, da haben wir doch wieder 'ne stattliche Zahl. Also von der Seite kann man dann doch wieder positive Effekte sehen."