Getrieben von der Liebe zur Musik

Von Alice Lanzke |
Ein Popstar sein, im Rampenlicht stehen - davon träumen viele junge Menschen. Der 23-jährige Daniel Donskoy ist diesem Wunsch ein Stück näher gekommen: Der jüdische Künstler absolviert eine Musical-Ausbildung an der renommierten Art Educational School in London.
Das Publikum, das an diesem Abend im Berliner Centrum Judaicum der Stimme von Daniel Donskoy lauscht, könnte gemischter nicht sein: Ältere Menschen in Abendgarderobe sitzen neben gespannt lauschenden Studenten, während Kinder zwischen den Stuhlreihen krabbeln. Den jungen Künstler auf der Bühne stören die Bewegungen im gut gefüllten Saal nicht: Hochkonzentriert und doch voller Charme präsentiert er sein Programm - eine Mischung aus Musicalnummern, russischen Romanzen und hebräischen Volksliedern. Energiegeladen erzählt er, wie die Begeisterung für den Auftritt schon in der Vorbereitung wuchs:

"Das mit dem Konzert war eigentlich ganz lustig. Weil es hat erst angefangen als eine kleine Idee: Ich fahre nach Berlin, vielleicht mache ich ein Konzert - ja ich mache ein Konzert, ja ich mach eins, ich mache ein ganz großes Konzert! Und wirklich hat das Kind drinnen angefangen zu brüllen und ganz vehement sich zu freuen."

Tatsächlich merkt man dem jungen Sänger an, dass er jeden Moment auf der Bühne genießt – selbst technische Probleme mit der Tonanlage können ihn nicht aus dem Takt bringen. Stattdessen füllt er die Bühne mit einer Präsenz, die für einen 23-Jährigen erstaunlich ist. Diese Energie verströmt Donskoy auch fernab des Rampenlichts. Die roten Locken tanzen, die Augen blitzen, wenn er von der Musicalausbildung erzählt, die er gerade in London absolviert. Dabei ist er sich den Schwierigkeiten, die ein Beruf im Showbusiness mit sich bringt, durchaus bewusst:

"Wenn Du nicht alles dafür gibst und wirklich alles in Dir es möchte, gibt es ganz viele andere Menschen, die es wirklich möchten und es machen werden."

Von der Biologie über Modell-Jobs zum Musical
Den unbedingten Drang zur Bühne hat Donskoy in jedem Fall – auch, wenn sein Lebenslauf auf den ersten Blick anderes erzählt. So studierte er nach seinem Schulabschluss zunächst Biologie, dann Medienmanagement und modelte nebenbei auf der ganzen Welt. Doch die Liebe zur Musik war ständiger Begleiter. Er nahm an verschiedenen Talentwettbewerben teil, lernte Klavier und Gitarre und begann, eigene Lieder zu schreiben.

Die erste Unstetigkeit in seiner Berufswahl ist vielleicht auch ein Ergebnis der vielen Umzüge Donskoys, der schon in Russland, Israel und Deutschland lebte. Anker der zahlreichen Ortswechsel war und ist für ihn das Judentum:

"Die Leute fragen mich in London sehr oft: 'Where are you from? Who are you?' Dann sage ich: 'Well, I was born in Russia', ich bin in Russland geboren, ich bin in Berlin aufgewachsen, hab in Israel später gelebt, dann wieder in Berlin, jetzt lebe ich in London. Und dann fragen sie: Und was bist du? Und ganz oft kann ich nur sagen: Ich bin jüdisch. Und es hat für mich wirklich nicht die größte Konnotation mit der Religion, das ist einfach meine Identität."

Ein anderes Ergebnis von Donskoys Lebenslauf ist seine Liebe zur Weltmusik – für ihn ist Musik die beste Möglichkeit, etwas über andere Kulturen zu lernen. Kein Wunder also, dass er beim Konzert auch russische Stücke vorträgt.

"Ich liebe den Moment des Lampenfiebers"
Man kann sich kaum vorstellen, dass Donskoy nach seinem Abschluss in anderthalb Jahren kein Engagement bekommt. Sollte es nicht klappen, will er vielleicht unterrichten – als Begleiter jüdischer Feriencamps hat er gemerkt, wie viel Spaß ihm die Arbeit mit Kindern macht. Doch dieser Plan B scheint nicht nötig zu werden, vor allem, wenn der 23-Jährige erzählt, was ihn auf die Bühne treibt:

"Auf der Bühne gibt es absolut gar kein Zögern: Ich liebe den Moment des Lampenfiebers. Wenn ich auf der Bühne stehe und das Publikum sehe und das Publikum freut sich und ich kann dem Publikum was schenken, ich kann dem Publikum einen schönen Abend bereiten. Vor allem, wenn man zum Beispiel in der jüdischen Gemeinde auftritt: Da sind ganz viele Senioren, die haben nicht viele Freuden mehr, leider. Und wenn man dann auf der Bühne steht und für sie singt und die klatschen und lächeln und wippen im Rhythmus - das ist so toll. Das ist einfach so ein Gefühl - das gibt mir Freiheit, es gibt mir Glück und ich weiß, es kann dem Publikum auch Fröhlichkeit und einfach einen tollen Tag schenken und das ist ein super Gefühl."

Kein Zweifel: Daniel Donskoy hat sein Publikum an diesem Abend im Griff – was sicherlich auch daran liegt, dass man ihm die Liebe zur Musik und die Leidenschaft für das Rampenlicht anmerkt. Und das umso mehr, als er zum Abschluss noch ein jiddisches Lied zum Besten gibt.