Frauen finden Hilfe bei der bundesweiten Anlaufstelle Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen, kostenfrei unter der Telefonnummer 0800 0116016 , rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr. Betroffene haben die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit anonym, sicher und barrierefrei beraten zu lassen.
Gewalt gegen Frauen
Der 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Immer noch werde zu viel weggeschaut, sagt Godula Kosack von Terre des Femmes. © Getty Images / paolomartinezphotography
"Wir müssen ein anderes Bewusstsein schaffen"
In Deutschland gibt es Regionen, in denen Frauen in akuter Not wenig Hilfe finden. Weil Kommunen nicht genug Geld für Frauenhäuser ausgeben. "Ein Skandal", sagt Godula Kosack von Terre des Femmes. Auch die Präventionsarbeit müsse ausgebaut werden.
Der 25. November der der Internationale Tag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt an Frauen. Der Aktionstag erinnert an die traurige Geschichte der Schwestern Mirabal. Die drei Frauen hatten sich in der Dominikanischen Republik gegen die Diktatur unter Rafael Trujillo zur Wehr gesetzt. Nach monatelanger Folter wurden sie am 25. November 1960 getötet.
Jede Stunde erleiden 13 Frauen Gewalt
In Deutschland ist häusliche Gewalt nach wie vor ein gravierendes Problem. Laut aktueller Zahlen des Bundeskriminalamtes (BKA) wurden 2021 115.342 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. 113 von ihnen wurden von ihrem Partner oder Expartner getötet. Häusliche Gewalt ist damit nach wie vor eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen in Deutschland.
Jede Stunde erleiden durchschnittlich 13 Frauen Gewalt in Partnerschaften. Jede vierte Frau wird im Laufe ihres Lebens Betroffene von häuslicher Gewalt. Für viele dieser Frauen bleibt es nicht bei einem einmaligen Gewalterlebnis. Sie und auch ihre Kinder sind über viele Jahre davon betroffen. 80,3 Prozent der Opfer sind weiblich. Von den Tatverdächtigen sind 78,8 Prozent Männer.
Regionen ohne Frauenhäuser
Als „Skandal“ wertet Godula Kosack, Vorstandsfrau bei Terre des Femmes vor diesem Hintergrund, dass es in einem Viertel der Regionen in Deutschland keine Frauenhäuser gibt und dass in Zeiten des Sparzwangs in den Kommunen andere Prioriäten gesetzt werden.
„Das sagt viel über die Werte einer Gesellschaft, dass man dieses Thema nicht für wichtig erachtet und denkt: Wenn man sparen muss, dann bitte nicht am Fußballverein, sondern lieber an den Frauen, das braucht man nicht so dringend.“
Doch selbst wenn es in einer Region Frauenhäuser gebe, müsse auch dort vieles bedacht und verbessert werden: angefangen beim geschulten Personal, über Räumlichkeiten, die den Frauen etwas Intimsphäre ermöglichten bis hin zu guter Kinderbetreuung und -beschulung.
Niedersachsen legt mit Strafverschärfung vor
Kosack begrüßt die Pläne Niedersachsens, Gewalt gegen Frauen härter zu bestrafen. „Es muss abschreckende Wirkung haben.“ Doch Strafmittel wie elektronische Fußfesseln, um Täter von ihren Opfern fernzuhalten, alleine genügten nicht.
Diese müssten beispielsweise von verpflichtenden Schulungen für die Gewalttäter flankiert werden. Solche Täterarbeit sei unverzichtbar – auch weil Täter selbst oft ebenfalls in Kindheit und Jugend Gewalt erfahren hätten oder Zeugen von schwerer häuslicher Gewalt geworden seien.
Frühe Präventionsarbeit
Für Kosack steht zudem fest: Bei der Präventionsarbeit gibt es noch viel Luft nach oben. Diese müsse bereits im Kindergarten und Schule beginnen und alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringen. Denn: „Insgesamt ist es immer noch so, dass man lieber wegguckt, wenn man Gewalt sieht. Denn man müsste sich ja einmischen – und weiß nicht genau, wie.“
Umgekehrt würden sich oft Menschen – Frauen -, die Gewalt erfahren hätten, dafür schämen. Kosack: „Es muss in der gesamten Gesellschaft ein ganz anderes Bewusstsein dafür geweckt werden.“