Frauen, die Gewalt erlebt haben oder erleben, können sich an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" wenden. Es handelt sich dabei um ein bundesweites Beratungsangebot. Unter der Rufnummer 08000 116 016 und via Online-Beratung unterstützt die Stelle Betroffene rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr – anonym und kostenfrei.
"Im Nachthemd vor die Tür geschickt"
Im vergangenen Jahr gab es fast 140.000 Fälle partnerschaftlicher Gewalt in Deutschland. Oftmals gebe es ein "langes Hadern", bis Frauen Hilfe suchten, sagt Luzia Kleene von der Frauenberatungsstelle Düsseldorf.
Insgesamt sind im vergangenen Jahr 138.893 Menschen Opfer von Gewalt durch Partner oder Ex-Partner geworden. Von diesen sind 147 Frauen getötet worden, teilte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey bei der Vorstellung der "Kriminalstatistischen Auswertung zu Partnerschaftsgewalt 2017" mit und sprach von "schockierenden" Zahlen.
Damit sei häufiger als jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet worden. Für viele Frauen sei das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort, an dem Angst herrsche, sagte die SPD-Politikerin.
Luzia Kleene berichtete im Deutschlandfunk Kultur von ihrer Arbeit in der Frauenberatungsstelle Düsseldorf, dass Frauen häufig die ersten Anzeichen übersehen, wenn sie das erste Mal gestoßen, ein- oder augesperrt werden und ihre Beziehung in eine Schieflage gerät. "Eine Frau erzählte, dass sie im Nachthemd vor die Tür geschickt wurde und dann im Treppenhaus den Rest der Nacht verbringen musste."
Frauen verlassen selten nach erster Ohrfeige die Beziehung
Oftmals gebe es bei Frauen ein "langes Hadern", bis sie Hilfe suchten - häufig zunächst anonym. Es seien vor allem Frauen mit einem hohen Bildungsstand, die eine "viel höhere Hürde" zu überschreiten haben, "sich wirklich einzugestehen: Ich bin in einer Situation, in der ich Hilfe von außen brauche."
Frauen seien selten diejenigen, die bei der ersten Ohrfeige die Beziehung verlassen würden. "Da sind gemeinsame Verabredungen, da ist auch 'ne Entschuldigung. Da ist alles möglich", sagte Kleene. Irgendwann werde es für sie immer schwieriger, real zu erkennen, wie bedrohlich die Situation für sie wirklich sei.
(mhn)