Gewerkschafter fordert gesetzlichen Mindestlohn für Gastgewerbe

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, hat seine Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn für die rund 840.000 im Lebensmittelhandwerk und im Hotel-und Gaststättengewerbe Tätigen bekräftigt. Deutschland sei - neben Zypern - in Europa das einzige Land, das über keinen solchen Mindestlohn verfüge.
Möllenberg kritisierte, es sei nicht hinnehmbar, dass die derzeit gezahlten Entgelte noch erheblich niedriger seien als die vom Gesetzgeber festgelegten 937 Euro Mindesteinkommen. "Wir können es auch nicht hinnehmen, dass über Arbeitslosengeld II letztlich die Bezuschussung von Arbeitseinkommen immer weiter zunimmt. Das kostet den Staat jedes Jahr zehn Milliarden Euro."

Möllenberg sagte weiter, problematisch sei das große Lohngefälle innerhalb Deutschlands: Während in Baden-Württemberg akzeptable 8,60 Euro pro Stunde als unterster tariflich vereinbarter Lohn im Hotel- und Gaststättengewerbe gezahlt würden, läge die Grenze beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern bei nur 6,19 Euro.

Um solche Missstände wirkungsvoll bekämpfen zu können, müssten sich jedoch deutlich mehr Lohnempfänger als bislang gewerkschaftlich organisieren, so Möllenberg. Als Grund für die mangelnde Organisation nannte er den häufigen Jobwechsel der im Hotel- und Gaststättengewerbe Tätigen: "Das hat etwas damit zu tun, dass viele Menschen in diesen Beruf hineinschnuppern, dann aber relativ schnell feststellen: Das ist doch nicht das Richtige für mich."

Zudem handle es sich oft um Klein- und Kleinstbetriebe, die patriarchalisch geführt würden. "Wenn da mal jemand kritische Worte verliert, dann bekommt er oder sie relativ schnell die rote Karte gezeigt."

Sie können das vollständige Gespräch mit Franz-Josef Möllenberg mindestens bis zum 29.05.2012 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio