Gezerre um Nofretete, Andrang im Neuen Museum

Von Jürgen König |
Die Ägypter wollen angeblich die Büste der Nofrete zurück, der Umbau des Pergamonmuseums steht in der Kritik: Hermann Parzinger von der Stiftung Preussischer Kulturbesitz muss sich unangenehme Fragen anhören. Immerhin kann er den Journalisten gute Zahlen verkünden.
Ein Thema, das gar nicht vorgesehen war, fand das größte Interesse: die Nofretete. Gestern schon waren Meldungen, wonach Ägypten - in einem Brief mit der Unterschrift des ägyptischen Ministerpräsidenten Ahmed Nazif - die Büste offiziell zurückgefordert hätte, von deutscher Seite aus dementiert worden. Ein Brief von Zahi Hawass sei es gewesen, dem Generalsekretär des Obersten Rates für Altertümer der Republik Ägypten. Zu den Umständen dieses Briefes nahm heute Hermann Parzinger Stellung, der Präsident der Stiftung Preussischer Kulturbesitz.

"Ich habe in der Tat im Januar eine Mail von Herrn Hawass bekommen, in der er mir mitteilt, es hängt ein Brief an dieser Mail an, dass er eben die Nofretete gerne zurück hätte, ich werde diese Mail auch noch beantworten. Es ist eine Mail von ihm, es ist keine offizielle Rückgabeanfrage, und in dieser Antwort wird auch das drinstehen, was Frau Seyffried, die Direktorin des Ägyptischen Museums, bei einem Besuch vor einem Jahr eben auch als zentrales Thema vorgebracht hat: dass wir kooperieren wollen. Dass wir zusammenarbeiten wollen. Die Armana-Sammlung ist noch nicht wissenschaftlich umfassend aufgearbeitet."

Zur Armana-Sammlung gehört - die Nofretete. Die von Zahi Hawass seit Jahren in unregelmäßigen Abständen immer wieder mal zurückgefordert wird, während doch die ägyptische Diplomatie längst schon von der Nofretete als "bester Botschafterin Ägyptens in Deutschland" spricht. Darauf baut Hermann Parzinger – und will den ägyptischen Rat für Altertümer gewinnen mit gemeinsamen wissenschaftlichen Untersuchungen, Ausstellungen, Weiterbildungsmaßnahmen, dem Austausch von Kuratoren.

"Wir strecken hier die Hand aus, und wir hoffen, dass irgendwann auch einmal angenommen wird, ich glaube, es wäre zum Vorteil der beidseitigen kulturellen Beziehungen."

Ein zweites Thema, das auf großes Interesse stieß: das Pergamon-Museum. Dessen geplanter Umbau in die Kritik geraten war. "Rettet das Pergamonmuseum!" hieß es kürzlich im Feuilleton der "Zeit", und weiter: "dem berühmten Baudenkmal droht ein Umbau: Es soll für den Massentourismus hergerichtet und halb zerstört werden. Ein Streit mit der Unesco um das Berliner Weltkulturerbe Museumsinsel ist programmiert." Dabei geht es um die geplante James Simon-Galerie, das neue für die gesamte Museumsinsel zentrale Eingangsgebäude. Mit einer modernen Pfeilerfront soll es zwischen den beiden großen Flügeln des Pergamon-Museums quer auf dem Ehrenhof errichtet werden. Und es geht um das Pergamon-Museum selbst, das noch weitgehend im Ursprungszustand von 1930 erhalten werden konnte, aber: umgebaut werden soll – mit erheblichen Eingriffen in die innere Architektur des Hauses. Die Pläne sind nicht neu, Hermann Parzinger begründete dennoch ganz grundsätzlich die geplanten Maßnahmen: sie würden den Besuchern bei ihrem Rundgang einzigartige Möglichkeiten bieten.

"Ich möchte einfach noch einmal grundsätzlich sagen, zum Verständnis, um was es hier eigentlich geht. Es gibt einerseits eine Vorstellung, den Hauptrundgang so zu gestalten, dass er die Architekturexponate... das beginnt ja im vierten Flügel mit Alt-Ägypten, geht dann über die Tall Halla-Fassade, die dann den Eingang in den Südflügel bieten wird, vor der Asien-Prozessionsstraße, Ischtar-Tor, Pergamon-Altar und dann im Nordflügel die Mschatta-Fassade, um sie in diesem wirklich einzigartigen Rundgang durch die Architekturgeschichte der Antike die Architekturdenkmäler optimal zur Geltung zu bringen."

Und dazu seien nun einmal Umbauten nötig, die aber mit dem Denkmalschutz abgestimmt würden.
"Überdies ist ohnehin klar, dass Veränderungen an der bestehenden Substanz nur dann vorgenommen werden können, wenn das Landesdenkmalamt dazu seine Zustimmung gibt."

Auch Zahlen wurden genannt: Ende 2012 soll mit dem Nordflügel die Renovierung des Pergamon-Museums beginnen, fertig werden soll der Bau Mitte der 20er-Jahre.

Mit dem Jahr 2010 zeigte die Stiftung Preussischer Kulturbesitz sich zufrieden. Bei sparsamer Haushaltsführung sei es möglich gewesen, zum Jahresende einen ausgeglichenen Etat vorzulegen, die Zuschusserhöhung von fünf Millionen Euro durch Bund und Länder sei hilfreich gewesen, reiche aber angesichts laufend steigender Personal- und Betriebskosten nicht aus.

Die Besucherzahlen in den Staatlichen Museen stiegen auf 4,73 Millionen, 2009 waren es noch 4,02 Millionen, größter Publikumsmagnet dabei war das Neue Museum des David Chipperfield, das alleine schon über eine Million Besucher hatte. Die Aktivitäten der Preussen-Stiftung? Nun, viel Schillerndes dabei: eine Gesamtschau zur antiken Metropole Pergamon, oder: "Gesichter der Renaissance. Meisterwerke italienischer Porträtkunst" oder auch "Roads of Arabia. Schätze aus der Wüste – Archäologische Zeugnisse des Königreichs Saudi-Arabien". Alle Vorhaben hier aufzulisten, würde bestimmt eine Stunde dauern, auch wir Journalisten waren zuletzt ganz ermattet. Und dann, beim Herausgehen, was war zu hören? Fragen der Journalisten untereinander: Ob sie wohl wirklich hier bleiben wird - die Nofretete?
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