Ghostwriting
Oft ist der angebliche Autor eines Buches nicht dessen Verfasser, sondern ein "Ghostwriter". Für den Leser ist das nicht immer zu erkennen. © imago / Image Source / Andrew Brookes
Wenn Co-Autoren heimlich mitschreiben
06:06 Minuten
Die Bestseller-Autorin Maja Göpel steht in der Kritik, weil ihr Ghostwriter nicht genannt wurde. In der Buchbranche sind Mitautoren keine Seltenheit, sagt die Literaturagentin Rebekka Göpfert. Ihren Autoren rät sie zu Transparenz.
Maja Göpels Buch "Unsere Welt neu denken" wurde 2020 zum Bestseller. Schon im Frühjahr 2022 sollte ihr neues Buch "Wir können auch anders. Aufbruch in die Welt von morgen" im Ullstein-Verlag erscheinen, aber das Buch der Nachhaltigkeitsexpertin und Klimaschützerin wurde auf Anfang September verschoben.
Das könnte auch damit zu tun haben, dass ein "Zeit"-Artikel gerade kritisch beleuchtet, dass Göpels Bestseller mit Hilfe eines Ghostwriters zustande kam, der in dem Buch namentlich allerdings nicht genannt wird. Die Publizistin wehrt sich gegen die Darstellung, sie habe das verschwiegen: Der Journalist, der sie unterstützt hat, wollte mit seinen Diensten offenbar selbst nicht in die Öffentlichkeit. Die Auseinandersetzung über diese Fragen läuft noch.
In der Buchbranche sorgt das für wenig Erstaunen. Dass ein Autor jemanden an der Seite hat, der beim Schreiben hilft, ist nicht ungewöhnlich. Die Grenzen seien dabei fließend, sagt die Berliner Literaturagentin Rebekka Göpfert, die vor allem auf Sachbücher spezialisiert ist.
"Es gibt richtige Ghosts, die das Buch von vorne bis hinten komplett selbst schreiben." Aber es gebe auch Assistenten oder begleitende Schreiber, die vom Buchautor angelieferte Textteile verarbeiten, umschreiben, streng redigieren und daraus einen neuen Text machen.
Autobiografien sind selten selbst geschrieben
Bei Autobiografien sei das weitgehend normal, sagt Göpfert. Selbst wenn etwa die Schauspielerin Senta Berger ihre Autobiografie komplett selbst schreibe, werde in der Diskussion über das Buch davon ausgegangen, dass sie jemanden an ihrer Seite gehabt habe. Die wenigen, die tatsächlich selbst schreiben, gingen etwas unter.
Etwa dreiviertel aller Bücher von Politikern werde mit Hilfe eines Ghostwriters geschrieben, vermutet die Agentin. "In der Regel wird das aber transparent gemacht." Der Co-Autor tauche auf dem Titel auf oder im Buch mit einer Formulierung wie: unter Mitarbeit von. Manchmal werde auch im Vorwort prominent gedankt.
Transparenz zu empfehlen
Als Agentin empfiehlt Göpfert ihren Autorinnen und Autoren immer, sehr transparent damit umzugehen und den Ghostwriter kenntlich zu machen, um Diskussionen, wie sie jetzt bei Geipel zu beobachten sind, zu vermeiden. Nach ihrer Erfahrung wollen die meisten Autoren auch, dass ein Ghostwriter genannt werde, so Göpfert. Aber es gebe eben auch Fälle, in denen der Ghostwriter anonym bleiben möchte.
Ob ein Co-Autor erwähnt wird, sollte eigentlich von allen Beteiligten gemeinsam entschieden werden, sagt Göpfert. Natürlich werde das auch mit dem Verlag diskutiert. Diese zögen es aber nach Erfahrung der Agentin meist vor, wenn ein prominenter Name groß auf dem Cover steht und möglichst kein anderer daneben.
(gem)