Spione, Nervengase und politische Spannungen
Ein ehemaliger russischer Doppelagent kämpft in einem britischen Krankenhaus um sein Leben. Er ist am Wochenende Opfer eines Giftgasanschlages geworden. Steckt Russland dahinter?
Nach dem Giftgas-Anschlag vom Wochenende im englischen Salisbury kämpfen Sergej Skripal und seine Tochter Yulia um ihr Leben. 19 weitere Menschen wurden ebenfalls medizinisch behandelt. Skripal, der frühere Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU, war in Russland als britischer Spion verurteilt und bei einem Austausch 2010 freigelassen worden.
Doch dass dieser Anschlag von Moskau aus gesteuert worden sei, dieser Verdacht habe sich seit dem Wochenende nicht erhärtet - zumindest für die Journalisten, berichtet London-Korrespondent Friedbert Meurer. Doch die Analyse des Giftes ließe genauen Rückschluss auf das Labor zu, in dem es hergestellt worden sei, erzählt er. "Sobald man das weiß, wenn das ein Labor in Russland gewesen sein sollte, dann ist die Sache eindeutig."
Die Briten kündigen eine "angemessene" Reaktion an
Der russische Geheimdienst hätte auch ein Motiv, sagt Meurer. Sergej Skripal, ein russischer Spion, hatte sich in den 90er-Jahren vom britischen MI-6 anheuern lassen - und für ein Honorar von 80.000 Euro Dutzende russische Agenten in Großbritannien auffliegen lassen. Dagegen spricht, dass Skripal 2010 von Putin begnadigt und ausgetauscht worden war.
180 ABC-Spezialisten des britischen Militärs untersuchen den Fall genau. Viele Plätze müssen sicherheitshalber dekontaminiert werden, wie Fahrzeuge und öffentliche Flächen, um eine Gefährdung anderer Menschen auszuschließen. Großbritanniens Premier Theresa May hat eine "angemessene" Reaktion angekündigt, sollte Russland tatsächlich hinter dem Anschlag stecken. "Das Einfrieren von Vermögenswerten von reichen Russen wird hier diskutiert", erzählt Meurer, oder auch das Ausweisen russischer Diplomaten. In Moskau spräche man hingegen von einer Kampagne der Briten.