Es diskutieren:
- Gerd Romanowski, Geschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie VCI
- Klaus Rehda, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt, Bündnis 90/Die Grünen
- Martin Forter, schweizer Geograf und Altlastenexperte
- Sabine Adler, Deutschlandfunk Kultur, Leiterin des Reporterpools
Wer beseitigt die Altlasten der Chemie-Industrie?
53:22 Minuten
Zu den Hinterlassenschaften der DDR gehört der Müll der Chemie-Industrie, der einfach in Gruben oder Flüsse gekippt wurde. Auch im Westen hat man Schadstoffe achtlos entsorgt. Wohin mit dem Erbe, das die Böden belastet und das Grundwasser bedroht?
Der "Silbersee" bei Wolfen in Sachsen-Anhalt ist eines der bekanntesten Symbole für die verantwortungslose Umweltverschmutzung in der DDR. In der Region wurden die Abfälle der chemischen Industrie einfach abgeladen, ohne Rücksicht auf Boden und Grundwasser. Bis heute ist bei Bitterfeld das Grundwasser komplett vergiftet. Aber auch im Westen landeten die Rückstände der Chemie-Unternehmen auf ungesicherten Deponien. Ob im baden-württembergischen Dettingen, im nordrhein-westfälischen Leverkusen oder im hessischen Herfa-Neurode: Unsere Landeskorrespondenten und Reporter haben in ganz Deutschland recherchiert, wo der Giftmüll seine Spuren hinterlassen hat.
Was soll mit dem giftigen Erbe geschehen? Im Moment gilt das Prinzip der Schadensbegrenzung. Abpumpen, abdichten, umleiten, um Schlimmeres zu verhindern. In der Schweiz geht man weiter. Hier fordert ein Gesetz, dass der Giftmüll innerhalb einer Generation, also in 30 Jahren, sicher gelagert werden muss. Das bedeutet oft: Alles muss raus! Könnte das ein Vorbild für Deutschland sein?
Millionen Tonnen verschiedenster Chemikalien aus dem Boden zu holen und sachgerecht zu entsorgen, ist eine Aufgabe für Jahrzehnte. Die betroffenen Kommunen wären damit total überfordert. Wer soll sich sonst darum kümmern, und vor allem: Wer soll das bezahlen?