Schlagzeug-Legende und Cream-Gründer gestorben
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Er galt als einer der berühmtesten Schlagzeuger der Welt: der Engländer Ginger Baker. Ein Virtuose an seinen Rhythmusinstrumenten, dabei jedoch schwierig im persönlichen Umgang. Nun ist Baker im Alter von 80 Jahren gestorben.
Ein "Höllenspieler und Teufelskerl" sei Peter Edward "Ginger" Baker gewesen, meint Musikkritiker Uwe Wohlmacher. Gleichzeitig aber auch "ein Choleriker, der seine Mitspieler gerne als zweitklassig einstufte, der sein Schlagzeug auch als Ventil für seine überschäumende Energie nutzte."
Bis ins hohe Alter war der komplizierte Ausnahmeschlagzeuger aktiv und trat selbst nach einer Operation am offenen Herzen, mit Arthrose in den Gelenken und einer chronischen Lungenerkrankung noch weiterhin auf. Nun ist der Drummer der Band Cream mit 80 Jahren gestorben.
Bescheiden war Baker nicht, bezeichnete sich als bester Drummer der Welt, als "Hellraiser" – und ganz sicher habe er auch etwas Furchterregendes an sich gehabt, meint Musikkritiker Uwe Wohlmacher.
Schlagzeuger statt Radrennfahrer
Am 19. August 1939 wurde "Ginger" - so genannt wegen seiner roten Haare - im Londoner Stadtteil Lewisham geboren. Baker wuchs vaterlos auf und träumte zunächst davon, Radrennfahrer zu werden. Daraus wurde aber nichts, stattdessen wurde Baker Musiker, ausgebildet von der Jazz-Legende Phil Seamen.
In den frühen 60er-Jahren war Baker der am meisten bewunderte Schlagzeuger der britischen R&B-Szene. Dann gründete er mit Eric Clapton und Jack Bruce die Band Cream. Die Harmonie währte allerdings nur zwei Jahre.
"Eric Clapton hat mal gesagt, dass Ginger Baker krass asozial und gefährlich sei. Ein schwieriger, stets streitsüchtiger und unberechenbarer Mensch", erzählt Wohlmacher. Viele Projekte seien daher auch an seinem Charakter gescheitert.
Bis zu ihrer Auflösung 1968 verkaufte das gefeierte Trio immerhin mehrere Millionen Platten mit Klassikern wie "Sunshine Of Your Love", "White Room" und "Crossroads".
Immer um ein Haar zu langsam spielen
Eine Spezialität Bakers war es, stets eine Spur hinter dem Takt zu spielen. "Zu viele Schlagzeuger spielen davor, und das Tempo nimmt zu", erklärte er einmal. "Mit Cream habe ich oft das Tempo von Jack und Eric gedrückt und dies bewusst getan." Baker wurde vor allem für seine polyrhythmischen Soli berühmt und sollte Generationen von Schlagzeugern damit beeinflussen.
Nach dem Aus von Cream gründete Baker mit Eric Clapton die kurzlebige Band Blind Faith und das Jazz-Rock-Kollektiv Ginger Baker's Air Force. In dem afrikanischen Superstar Fela Kuti fand er eine verwandte musikalische Seele, baute ein Aufnahmestudio in Lagos auf und steckte sein Geld in den Polosport. Später spielte er in der Post-Punk-Gruppe Public Image Ltd des früheren Sex-Pistols-Sängers John Lydon.
Mehr als einmal für tot erklärt
Baker war in damaligen Zeigen mehrfach für tot erklärt worden, denn seine Heroinsucht war legendär. In einem Interview erinnerte sich Baker an einen Vorfall im Jahr 1968, als er in einem Sportwagen "mit drei wunderschönen jungen Mädchen" von Los Angeles nach San Francisco fuhr. "Das Radioprogramm wurde unterbrochen, um mitzuteilen, dass ich aufgrund einer Überdosis Heroin gerade tot in meinem Hotelzimmer aufgefunden worden war", erzählte Baker. "Ich muss im Himmel sein, dachte ich. Ich bin auf der Route 101 unterwegs, die Sonne scheint, die Vögel sitzen in den Bäumen."
Erst 1981 schaffte Baker es, vom Heroin loszukommen. Er hatte sein Vermögen in Nigeria verloren, sein Schlagzeug stand ein Jahr lang ungenutzt in der Scheune und aus Verzweiflung baute er Olivenbäume in Italien an: "Es war wahrscheinlich das Beste, was mir je passiert ist. Ich habe die Drogenwelt komplett hinter mir gelassen."
2005 kam Cream in Originalbesetzung nach 37 Jahren wieder zusammen und feierte eine letzte Wiedervereinigung in London und New York. Im Februar 2006 erhielt die Band einen Grammy für ihr Lebenswerk. Ginger Baker brachte 2014 das Soloalbum "Why?" heraus und lebte zuletzt mit seiner vierten Frau in Canterbury.
(dpa/aba/lkn)