Einheit von Architektur und Musik im barocken Rom
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Girolamo Frescobaldi galt als bester Organist um 1600. Europäische Musiker pilgerten zu ihm, da er mit bis dahin unbekannten Affekten arbeitete. Seine Werke fügen sich als musikalische Begleitung der neuen Bauten in Rom ein - ein barockes Gesamtkonzept.
Girolamo Frescobaldi (1583-1643) hat als Organist der Cappella Giulia einen maßgeblichen Anteil an der atemberaubenden Barockisierung Roms unter dem Pontifikat von Urban VIII. Kann man also, um die sinnlichen Dimensionen in Frescobaldis Toccaten zu fassen, ästhetische Parallelen zu den architektonischen Konzepten Berninis und Borrominis ziehen? Kann man Frescobaldis Toccaten als Architekturen mit konvexen und konkaven Elementen beschreiben?
Gesamtkunstwerk im italienischen Barock
Zweifellos ist es verlockend, den Kongruenzen zwischen Borrominis Fassaden, Berninis Raumkonzepten und Frescobaldis Toccaten nachzuspüren. Denn diese römisch-barocken Artefakte sind in ihren verschiedenen Ausformungen immer Teil einer im Geiste der Gegenreformation multimedial inszenierten Überwältigungsstrategie.
In diesem Sinne ist die Musik Frescobaldis überbordend, exzentrisch und barock, weil sie mit ihren "affetti" individuelle Gemütserregungen hervorruft und dadurch die musikalische Welt am Beginn des 17. Jahrhunderts in Ekstase versetzt.