Nacht, Blut und Eifersucht
Schwarz, Rot und Gelb: Das sind die Farben, in denen der Dirigent Marcus Bosch Giuseppe Verdis zehnte, 1847 uraufgeführte Oper sieht. Er hat sie bereits an der Hamburger Staatsoper dirigiert. In den vergangenen Wochen brachte er sie bei den von ihm initiierten Opernfestspielen in Heidenheim auf die Bühne.
Ein schauerliches Spektakel mit zwei extremen Charakteren in den Hauptrollen, in dem sich der Komponist, angefeuert durch Shakespeares Drama, erstmals völlig vom Einfluss seiner Vorgänger Donizetti und Bellini löst.
Es gibt hier wenig äußere Brillanz und kaum Ohrwürmer, die sich – wie bei vielen anderen Verdi-Opern – sofort ins Klanggedächtnis einhaken können; dafür aber eine neue Tiefe der psychologischen Durchdringung sowie ungewöhnliche Stimmanforderungen und Orchesterfarben. Entsprechend breit ist die Spanne der vorgestellten Klangkonzepte: von Maria Callas, die die Lady Macbeth insgesamt nur fünf Mal, aber dennoch rollenprägend verkörperte, reicht die Spanne bis zu etlichen Aufnahmen aus der Glanzzeit der Klassik-Musikindustrie in den 70er und 80er Jahren; auch Marcus Bosch selbst kommt nicht nur verbal, sondern außerdem mit einigen Eindrücken von seiner Heidenheimer Probenarbeit zum Zuge.