Glauben à la carte

Von Martin Hartwig |
Obwohl die großen christlichen Kirchen seit Jahren rückläufige Mitgliederzahlen melden (zumindest für Deutschland), kann man, dies belegen alle Umfragen, nicht von einem Rückzug der Religion oder des Religiösen sprechen.
Zum einen gibt es zahllose meditative und spirituelle Praktiken, in abgemilderter Form oft als "Wellness" verbreitet, die sich an religiöse Traditionen anlehnen. Zum anderen belegen viele Studien, dass der Glaube an Kräfte jenseits unserer unmittelbaren Wahrnehmung, an Reinkarnation und an verschiedene Formen von Unsterblichkeit für viele Menschen selbstverständlich zum Leben gehört.

Die verschiedenen Vorstellungen lassen sich häufig jedoch nicht mehr im zu einer bekannten Religion zusammenfassen. Es scheint so als würde sich immer mehr Menschen eine eigene Religion zusammenbasteln: ein bisschen Buddhismus (Reinkarnation), eine bisschen Christentum und Judaismus (Engelsglaube und Kabbala) und ein bisschen indianische Magie (Beschwörung der Elemente). Als "Patchworkreligion" wird dies von Religionswissenschaftlern bezeichnet und von den Kirchen als willkürliches Religionskonglomerat kritisiert. Es ist relativ leicht über die Indianer in Wuppertal, die Berliner, die zur Zen-Astro-Session gehen oder die Cottbuser, die die Geister ihrer Vorfahren heraufbeschwören zu spotten. Es bleibt jedoch die Frage, was so viele Menschen dort hin treibt? Lösen sich gemeinsame religiöse Vorstellungen auf? Wird wirklich jeder nach seiner eigenen Fasson selig? Oder gibt es bei all diesen verschiedenen Kulten und Psychoreligionen Gemeinsamkeiten, entsteht so etwas wie eine New Age Religion?

Manuskript: Glauben à la carte