Global sozial
Es ist keine neue Erkenntnis, dass die Ressourcen unseres Planeten endlich sind, sich nicht vermehren lassen. Ob Erdöl oder Eisen, Wasser oder Wald, Äcker oder Arten - für alles gibt es Grenzen des Erschöpfbarkeit. Schon heute stöhnt die Erde unter übergroßen Belastungen, droht sich das Klima zu ändern, verwandeln sich fruchtbare Landstriche in Wüsten, werden die Süßwasservorräte knapp.
Da stellt sich rasch die Frage, wie man die knapper werdenden Ressourcen bei wachsender Weltbevölkerung gerecht verteilen soll. Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat jetzt versucht in seinem Report "Fair Future - Begrenzte Ressourcen und globale Gerechtigkeit" Antworten zu finden, die allen gerecht werden.
Die Zahlen sind großteils bekannt, schockieren in ihrer Ballung dennoch. Auch wenn einige Schwellenländer wie China oder Indien aufholen, die Kluft zwischen arm und reich wächst, vor allem zwischen den Reichen und Armen innerhalb der Länder. Ähnlich ungerecht wie der Wohlstand ist auch der Nutzung der Ressourcen verteilt. So verbrauchen zum Beispiel 25 Prozent der Erdbevölkerung und das sind vor allem die Industriestaaten derzeit 75 Prozent der Energie. Bei Nahrungsmitteln oder Bodenschätzen sieht die Situation kaum besser aus - die Rohstoffe liefern die Länder des Südens zu Dumpingpreisen an den Norden, die fertigen Waren müssen sie teuer von dort importieren. Damit verbessern die Industriestaaten auch ihre Umweltbilanz auf Kosten der Ärmsten, so Wolfgang Sachs, einer der Herausgeber des Reports:
"Nehmen Sie eine Tonne Kupfer, diese eine Tonne schleppt einen heimlichen Rucksack mit sich, das heißt Umweltbelastungen, die aufgelaufen sind während der Förderung, der weiteren Verarbeitung von Kupfer. Kupfer braucht Bergbau, Bergbau, da müssen Berge aufgerissen werden, da werden häufig Gewässer verschmutzt und dergleichen mehr. Also ist doch die Frage, ob das Bild von der sauberen Umwelt zuhause nicht doch tatsächlich ein Selbstbetrug ist, der verbirgt, dass wir die ökologischen Belastungen verschiedenster Art jenseits unserer Grenzen verschieben."
Ungerecht geht es auch in der Landwirtschaft zu. Die Industrieländer vergrößern die eigene Anbaufläche, indem sie die Staaten des Südens dazu zwingen, Agrarprodukte für den Export anzubauen, um ihre Schulden abzutragen. Damit wird dort die Grundnahrungsmittelproduktion für die eigene Bevölkerung eingeschränkt, Bauern werden vertrieben und meistens wird auch die Umwelt ruiniert. Zudem versuchen große Pflanzenzuchtkonzerne sich den Genpool der Natur anzueignen, bestimmte Pflanzen unter Patentschutz zu stellen. Damit verlieren die Bauern das Recht, selbst Saatgut zu gewinnen. Von genveränderten Pflanzen müssen sie das Saatgut kaufen. Traditionelle Heilkräuter dürfen dann möglicherweise nicht mehr kostenlos benutzt werden. Bislang steht den Landbewohner ihre Umwelt zur freien Verfügung:
Sachs: "Das heißt sie haben einen unentgeltlichen Zugang zur weiten Natur. Das ist eine ganz wichtige Lebensbasis für schätzungsweise ein Viertel bis ein Drittel der Menschheit. Jeder Versuch, diese Lebensbasis einzuhegen, zu beschlagnahmen, zu vermindern, zu verschmutzen, zu degradieren, ist gleichzeitig auch ein Stück Angriff auf die Lebensbasis vieler ländlichen Armen insbesondere."
Der Report nennt zahllose Beispiele dafür, wie sich die Industriestaaten die Ressourcen der Entwicklungsländern aneignen. Die Liberalisierung des Welthandels, von der Welthandelsorganisation gefordert, verschärft die Ungleichheit, denn damit werden die Märkte der Schwächeren den Stärkeren geöffnet. Fair und gerecht wäre dagegen, den Schwächeren so lange eine Vorzugsbehandlung einzuräumen, bis sie ein ähnliches Niveau wie die Starken erreicht haben. Doch davon sind wir noch meilenweit entfernt.
Damit von den Ressourcen für alle genug übrig bleibt, schlägt der Report vor, dass die Industriestaaten eine ressourcenleichte Wirtschaft einführt. Darunter versteht man bessere Effizienz bei der Produktion der Güter, Ersatz umweltschädlicher Stoffe durch umweltfreundliche Materialien und Korrekturen beim Konsumverhalten. Verbraucht der Norden weniger Ressourcen, bleiben den Länder des Südens mehr für ihre eigene Weiterentwicklung.
Eines ist allerdings klar: Der Umbau der Weltwirtschaft zu einer gerechten und fairen globalen Gemeinschaft wird sich nur sehr schwer verwirklichen lassen. Doch die Alternative heißt Krieg um Ressourcen, blutige Verteilungskämpfe.
Dem Report gelingt es, eine Debatte, die bereits halbe Bibliotheken füllt, ohne Informationsverlust auf den Punkt zu bringen, kompakt, faktenreich, verständlich. Er ist nicht nur ein Nachschlagewerk über die Folgen der Globalisierung, sondern auch eine Art moralischer Leitfaden für die zukünftige Entwicklung der Menschheit. Das ist bewundernswert und vorbildlich.
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie: Fair Future - Begrenzte Ressourcen und globale Gerechtigkeit
Verlag C.H.Beck München 2005
288 Seiten, 18.90 Euro
Die Zahlen sind großteils bekannt, schockieren in ihrer Ballung dennoch. Auch wenn einige Schwellenländer wie China oder Indien aufholen, die Kluft zwischen arm und reich wächst, vor allem zwischen den Reichen und Armen innerhalb der Länder. Ähnlich ungerecht wie der Wohlstand ist auch der Nutzung der Ressourcen verteilt. So verbrauchen zum Beispiel 25 Prozent der Erdbevölkerung und das sind vor allem die Industriestaaten derzeit 75 Prozent der Energie. Bei Nahrungsmitteln oder Bodenschätzen sieht die Situation kaum besser aus - die Rohstoffe liefern die Länder des Südens zu Dumpingpreisen an den Norden, die fertigen Waren müssen sie teuer von dort importieren. Damit verbessern die Industriestaaten auch ihre Umweltbilanz auf Kosten der Ärmsten, so Wolfgang Sachs, einer der Herausgeber des Reports:
"Nehmen Sie eine Tonne Kupfer, diese eine Tonne schleppt einen heimlichen Rucksack mit sich, das heißt Umweltbelastungen, die aufgelaufen sind während der Förderung, der weiteren Verarbeitung von Kupfer. Kupfer braucht Bergbau, Bergbau, da müssen Berge aufgerissen werden, da werden häufig Gewässer verschmutzt und dergleichen mehr. Also ist doch die Frage, ob das Bild von der sauberen Umwelt zuhause nicht doch tatsächlich ein Selbstbetrug ist, der verbirgt, dass wir die ökologischen Belastungen verschiedenster Art jenseits unserer Grenzen verschieben."
Ungerecht geht es auch in der Landwirtschaft zu. Die Industrieländer vergrößern die eigene Anbaufläche, indem sie die Staaten des Südens dazu zwingen, Agrarprodukte für den Export anzubauen, um ihre Schulden abzutragen. Damit wird dort die Grundnahrungsmittelproduktion für die eigene Bevölkerung eingeschränkt, Bauern werden vertrieben und meistens wird auch die Umwelt ruiniert. Zudem versuchen große Pflanzenzuchtkonzerne sich den Genpool der Natur anzueignen, bestimmte Pflanzen unter Patentschutz zu stellen. Damit verlieren die Bauern das Recht, selbst Saatgut zu gewinnen. Von genveränderten Pflanzen müssen sie das Saatgut kaufen. Traditionelle Heilkräuter dürfen dann möglicherweise nicht mehr kostenlos benutzt werden. Bislang steht den Landbewohner ihre Umwelt zur freien Verfügung:
Sachs: "Das heißt sie haben einen unentgeltlichen Zugang zur weiten Natur. Das ist eine ganz wichtige Lebensbasis für schätzungsweise ein Viertel bis ein Drittel der Menschheit. Jeder Versuch, diese Lebensbasis einzuhegen, zu beschlagnahmen, zu vermindern, zu verschmutzen, zu degradieren, ist gleichzeitig auch ein Stück Angriff auf die Lebensbasis vieler ländlichen Armen insbesondere."
Der Report nennt zahllose Beispiele dafür, wie sich die Industriestaaten die Ressourcen der Entwicklungsländern aneignen. Die Liberalisierung des Welthandels, von der Welthandelsorganisation gefordert, verschärft die Ungleichheit, denn damit werden die Märkte der Schwächeren den Stärkeren geöffnet. Fair und gerecht wäre dagegen, den Schwächeren so lange eine Vorzugsbehandlung einzuräumen, bis sie ein ähnliches Niveau wie die Starken erreicht haben. Doch davon sind wir noch meilenweit entfernt.
Damit von den Ressourcen für alle genug übrig bleibt, schlägt der Report vor, dass die Industriestaaten eine ressourcenleichte Wirtschaft einführt. Darunter versteht man bessere Effizienz bei der Produktion der Güter, Ersatz umweltschädlicher Stoffe durch umweltfreundliche Materialien und Korrekturen beim Konsumverhalten. Verbraucht der Norden weniger Ressourcen, bleiben den Länder des Südens mehr für ihre eigene Weiterentwicklung.
Eines ist allerdings klar: Der Umbau der Weltwirtschaft zu einer gerechten und fairen globalen Gemeinschaft wird sich nur sehr schwer verwirklichen lassen. Doch die Alternative heißt Krieg um Ressourcen, blutige Verteilungskämpfe.
Dem Report gelingt es, eine Debatte, die bereits halbe Bibliotheken füllt, ohne Informationsverlust auf den Punkt zu bringen, kompakt, faktenreich, verständlich. Er ist nicht nur ein Nachschlagewerk über die Folgen der Globalisierung, sondern auch eine Art moralischer Leitfaden für die zukünftige Entwicklung der Menschheit. Das ist bewundernswert und vorbildlich.
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie: Fair Future - Begrenzte Ressourcen und globale Gerechtigkeit
Verlag C.H.Beck München 2005
288 Seiten, 18.90 Euro