Globale Verbindungen knüpfen
100 Jahre ist es her, als in Deutschland die ersten Funkamateure auf Sendung gingen. Nun kamen auf der 35. Ham Radio aktive Funker zusammen - bei der mit über 180 Ausstellern größten europäischen Messe in diesem Bereich.
Um die Antwort auf Kurzwelle zu verstehen, bedarf es geübter Amateurfunkohren. Josef Feichte aus dem Südtiroler Brunnegg ist einer der Besucher auf der Ham Radio in Friedrichshafen. Gebannt sitzt er vor der Sende- und Empfangsstation des Deutschen Amateurradioclubs. Josef Feichte hat vor 35 Jahren seine Amateurfunkprüfung bestanden. Doch bis heute hat dieses Hobby für ihn kein bisschen an Faszination verloren.
"Amateurfunk hat ganz bestimmt noch ganz große Reize. Trotz Internet und Handy können wir sagen, dass wir im Amateurfunk sehr viele Freundschaften knüpfen weltweit. Wir rufen ja nicht nur bestimmte Partner an. Sondern wir rufen allgemein. Und dann antwortet irgendeine Station aus Amerika, aus Afrika, aus Japan. Und dann entstehen Gespräche: Die Technik dazu reizt. Wir versuchen Ausbreitungen über die Ionosphäre, versuchen auch zu verstehen, warum das geht. Und das macht schon Spaß."
Verbindungen knüpfen über Kontinente hinweg, und das über Funk, also drahtlos - das begeistert seit über 100 Jahren Technikfreaks aus aller Welt. Die ersten Sende- und Empfangsanlagen muten aus heutiger Sicht primitiv an: Ein paar klobige Röhren, die auf einem Holzgestell nach oben ragen, dazwischen riesige Kondensatoren, Knöpfe, Drähte. Heute hat sich das Bild der Geräte geändert: Sie sehen auf den ersten Blick mit ihren digitalen Displays und Reglern aus wie moderne Hifi-Anlagen. Und vor 100 Jahren hätte sich noch niemand auszumalen gewagt, welche Verbindungen Amateurfunker einmal aufbauen würden.
"Ich hab auch zu den Kosmonauten auf der MIR gesprochen. Bloss waren das sehr viele Stationen, die gleichzeitig rufen. Und man muss sehr viel Glück haben, wenn einen der Kosmonaut aus der Menge heraussucht. Ich kann italienisch sprechen, deutsch sprechen und leider ganz wenig Englisch, aber eben gerade so viel, dass ich mich mit denen unterhalten konnte darüber, wo ich wohne, welches Gerät ich benutze, wie das Wetter ist und so. Das geht schon noch.
Wir haben dann ja noch die Möglichkeit, mit Telegrafiezeichen zu verständigen. Und da gibt es international einen genormten Abkürzungskodex. Und da kenn ich keinen Unterschied, ob am anderen Ende der Leitung ein Russe oder ein Ami sitzt."
Morsezeichen standen am Anfang der Geschichte des Amateurfunks. Heute senden die Funkamateure zwar neben Sprache auch digitale Datenpakete, ja sogar Fernsehbilder rund um die Welt. Und dennoch hat viele die Faszination, die das Morsen ausübt, bis heute nicht losgelassen. Hartmut Büttig, Funkamateur aus Dresden, hat die Finger regelmäßig am ‘Morse-Drücker’:
"Morsen ist natürlich die einzelne Technologie, die Markoni bereits begonnen hat. Und unser verehrter Samuel Morse, den wir heute als Telegrafisten noch in verschiedenen Clubs die Ehre erweisen und an den wir uns gerne erinnern, vermittelt uns heute noch das Traditionsgefühl, das dahintersteckt.
Es ist aber heute auch vom technischen Standpunkt in bestimmten Havariesituationen, bei Naturkatastrophen und ähnlichen unvorhergesehenen Dingen, da kann man mit einfachsten Mitteln eine Kommunikation aufbauen, wo’s mit keiner anderen Technologie geht, weil die Netze zusammengebrochen sind."
Aus den Morsezeichen haben pfiffige Funkamateure ihr eigenes Lied komponiert. Auf der ‘Ham Radio’ in Friedrichshafen geben sie sich als buntes Völkchen. Auf den Köpfen Baseballkäppis, auf denen man die Funkrufzeichen lesen kann. Manche tragen Rucksäcke, aus denen Antennen hervorragen; fast jeder hält ein Mikrofon in der Hand.
"Meine Frau hat mit mal einen tollen Spruch gesagt, den kann ich so weitergeben. Also: Wenn die schon mit ihrem Rasierapparat sprechen dann müssen die wohl ein bisschen komisch sein. Die meinte damit das Handmikrofon mit dem Spiralkabel. Das sieht im Moment für jemand, der außen stehend ist, ein bisschen komisch aus."
Martin Köhler vom Deutschen Amateurradioclub ist gleichwohl stolz darauf, ständig "qrv" zu sein. Das bedeutet ind er Sprache der Funkamateure: Man ist empfangsbereit - längst auch digital.
Ein unangenehm klingender Piepston dingt aus einem Alu-Koffer mit allerlei Geräten drin. Daneben steht ein Notebook, das mit dem Koffer verbunden ist. Funkamateur Werner Rinke sendet über Kurzwelle digital Textnachrichten und Bilder. Dabei nutzt er das Funk-Datennetz Paktor. Das wird aus Kurzwellen- Amateurfunkstationen weltweit gebildet - und verfügt über Schnittstellen ins Internet.
"Das heißt: Wenn man eine Station erreicht, die mit dem Internet verbunden ist. Dann kann man diese Daten übers Internet einspeisen und übers Internet weiterleiten und in einem anderen Land aus dem Internet auskoppel und auf dem Funkweg wieder weiterleiten."
Damit sind Internet und die Kommunikationswege der Amateurfunker längst miteinander verzahnt. Das ist nicht nur nützlich für die Funkamateure selbst, sondern auch für die Betroffenen schwerer Naturkatastrophen. Dann fallen herkömmliche Strukturen wie Handy-Netze und Internet häufig aus. Alfred Kleff beschäftigt sich beim Deutschen Amateurradioclub mit Notfall- und Katastrophenfunk:
"Unsere jüngste große Aktion war das Erdbeben auf Haiti. Da sind binnen kürzester Zeit alle kommerziellen Dienste zusammengebrochen - Polizei, Feuerwehr, technisches Hilfswerk. Und die ersten Verbindungen sind von Funkamateuren aus den USA aufgenommen worden. Dann hat es eine gewisse Zeit gedauert, bis das USA-Militär dann soweit war, dorthin gefahren ist und dort die ersten Funkstationen errichtet hat, und damit waren die Amateuraktivitäten dann abgelöst."
Auf solche Leistungen sind die Funkamateure sehr stolz. Wo immer sie auftauchen mit ihren Mikrofonen und Antennen im Rucksack, breitet sich ein Hauch von Faszination aus - Faszination darüber, dass mit kleinstem Aufwand alle Kontinente der Welt erreichbar sind. Die Amateurfunker machen’s möglich.
"Amateurfunk hat ganz bestimmt noch ganz große Reize. Trotz Internet und Handy können wir sagen, dass wir im Amateurfunk sehr viele Freundschaften knüpfen weltweit. Wir rufen ja nicht nur bestimmte Partner an. Sondern wir rufen allgemein. Und dann antwortet irgendeine Station aus Amerika, aus Afrika, aus Japan. Und dann entstehen Gespräche: Die Technik dazu reizt. Wir versuchen Ausbreitungen über die Ionosphäre, versuchen auch zu verstehen, warum das geht. Und das macht schon Spaß."
Verbindungen knüpfen über Kontinente hinweg, und das über Funk, also drahtlos - das begeistert seit über 100 Jahren Technikfreaks aus aller Welt. Die ersten Sende- und Empfangsanlagen muten aus heutiger Sicht primitiv an: Ein paar klobige Röhren, die auf einem Holzgestell nach oben ragen, dazwischen riesige Kondensatoren, Knöpfe, Drähte. Heute hat sich das Bild der Geräte geändert: Sie sehen auf den ersten Blick mit ihren digitalen Displays und Reglern aus wie moderne Hifi-Anlagen. Und vor 100 Jahren hätte sich noch niemand auszumalen gewagt, welche Verbindungen Amateurfunker einmal aufbauen würden.
"Ich hab auch zu den Kosmonauten auf der MIR gesprochen. Bloss waren das sehr viele Stationen, die gleichzeitig rufen. Und man muss sehr viel Glück haben, wenn einen der Kosmonaut aus der Menge heraussucht. Ich kann italienisch sprechen, deutsch sprechen und leider ganz wenig Englisch, aber eben gerade so viel, dass ich mich mit denen unterhalten konnte darüber, wo ich wohne, welches Gerät ich benutze, wie das Wetter ist und so. Das geht schon noch.
Wir haben dann ja noch die Möglichkeit, mit Telegrafiezeichen zu verständigen. Und da gibt es international einen genormten Abkürzungskodex. Und da kenn ich keinen Unterschied, ob am anderen Ende der Leitung ein Russe oder ein Ami sitzt."
Morsezeichen standen am Anfang der Geschichte des Amateurfunks. Heute senden die Funkamateure zwar neben Sprache auch digitale Datenpakete, ja sogar Fernsehbilder rund um die Welt. Und dennoch hat viele die Faszination, die das Morsen ausübt, bis heute nicht losgelassen. Hartmut Büttig, Funkamateur aus Dresden, hat die Finger regelmäßig am ‘Morse-Drücker’:
"Morsen ist natürlich die einzelne Technologie, die Markoni bereits begonnen hat. Und unser verehrter Samuel Morse, den wir heute als Telegrafisten noch in verschiedenen Clubs die Ehre erweisen und an den wir uns gerne erinnern, vermittelt uns heute noch das Traditionsgefühl, das dahintersteckt.
Es ist aber heute auch vom technischen Standpunkt in bestimmten Havariesituationen, bei Naturkatastrophen und ähnlichen unvorhergesehenen Dingen, da kann man mit einfachsten Mitteln eine Kommunikation aufbauen, wo’s mit keiner anderen Technologie geht, weil die Netze zusammengebrochen sind."
Aus den Morsezeichen haben pfiffige Funkamateure ihr eigenes Lied komponiert. Auf der ‘Ham Radio’ in Friedrichshafen geben sie sich als buntes Völkchen. Auf den Köpfen Baseballkäppis, auf denen man die Funkrufzeichen lesen kann. Manche tragen Rucksäcke, aus denen Antennen hervorragen; fast jeder hält ein Mikrofon in der Hand.
"Meine Frau hat mit mal einen tollen Spruch gesagt, den kann ich so weitergeben. Also: Wenn die schon mit ihrem Rasierapparat sprechen dann müssen die wohl ein bisschen komisch sein. Die meinte damit das Handmikrofon mit dem Spiralkabel. Das sieht im Moment für jemand, der außen stehend ist, ein bisschen komisch aus."
Martin Köhler vom Deutschen Amateurradioclub ist gleichwohl stolz darauf, ständig "qrv" zu sein. Das bedeutet ind er Sprache der Funkamateure: Man ist empfangsbereit - längst auch digital.
Ein unangenehm klingender Piepston dingt aus einem Alu-Koffer mit allerlei Geräten drin. Daneben steht ein Notebook, das mit dem Koffer verbunden ist. Funkamateur Werner Rinke sendet über Kurzwelle digital Textnachrichten und Bilder. Dabei nutzt er das Funk-Datennetz Paktor. Das wird aus Kurzwellen- Amateurfunkstationen weltweit gebildet - und verfügt über Schnittstellen ins Internet.
"Das heißt: Wenn man eine Station erreicht, die mit dem Internet verbunden ist. Dann kann man diese Daten übers Internet einspeisen und übers Internet weiterleiten und in einem anderen Land aus dem Internet auskoppel und auf dem Funkweg wieder weiterleiten."
Damit sind Internet und die Kommunikationswege der Amateurfunker längst miteinander verzahnt. Das ist nicht nur nützlich für die Funkamateure selbst, sondern auch für die Betroffenen schwerer Naturkatastrophen. Dann fallen herkömmliche Strukturen wie Handy-Netze und Internet häufig aus. Alfred Kleff beschäftigt sich beim Deutschen Amateurradioclub mit Notfall- und Katastrophenfunk:
"Unsere jüngste große Aktion war das Erdbeben auf Haiti. Da sind binnen kürzester Zeit alle kommerziellen Dienste zusammengebrochen - Polizei, Feuerwehr, technisches Hilfswerk. Und die ersten Verbindungen sind von Funkamateuren aus den USA aufgenommen worden. Dann hat es eine gewisse Zeit gedauert, bis das USA-Militär dann soweit war, dorthin gefahren ist und dort die ersten Funkstationen errichtet hat, und damit waren die Amateuraktivitäten dann abgelöst."
Auf solche Leistungen sind die Funkamateure sehr stolz. Wo immer sie auftauchen mit ihren Mikrofonen und Antennen im Rucksack, breitet sich ein Hauch von Faszination aus - Faszination darüber, dass mit kleinstem Aufwand alle Kontinente der Welt erreichbar sind. Die Amateurfunker machen’s möglich.