Wie die Weltgemeinschaft armen Ländern helfen will
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Damit der Impfstoff gegen das Coronavirus auch ärmere Länder erreicht, wurde die globale Impfallianz COVAX ins Leben gerufen. Noch befindet sie sich in der Planungs- und Finanzierungsphase.
"Man möchte 20 Prozent der Weltbevölkerung in einem ersten Schritt impfen und dafür hat man noch nicht das Geld und auch noch nicht die Impfstoffe zusammen", sagt Armin von Bogdandy. Er ist der Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg.
Die Gefahr, dass die ärmsten Länder erst mal keinen Impfstoff gegen das Coronavirus bekommen, sei groß, da die Produktionsressourcen im Moment knapp seien und alle entwickelten und reichen Staaten sich zunächst ihren eigenen Bevölkerungen gegenüber verpflichtet sähen, möglichst schnell möglichst viel anzubieten, so Bogdandy.
"Natürlich gibt es da die Gefahr, dass die ärmeren Staaten hinten runterfallen."
Globale Impfallianz befindet sich im Aufbau
Um genau das zu verhindern, wurde eine Corona-Impfallianz gebildet, die sogenannte COVAX-Initiative (Covid-19 Vaccines Global Access), erklärt Bogdandy. Das ist ein Zusammenschluss von diversen Organisationen wie der WHO und mehreren Pharmaunternehmen. 190 Länder beteiligen sich daran, darunter auch Deutschland, China und die USA. Doch noch stecke die Allianz in der Planungs- und Finanzierungsphase, wie Bogdandy berichtet:
"Sie ist noch dabei, die entsprechenden Verträge zusammenzustellen, die entsprechenden Verteilungsressourcen und Expertisen und vor allem das Geld zusammen zu holen, um die Unternehmen bezahlen zu können."
Vorsichtiger Optimismus
Dennoch zeigt er sich – zumindest theoretisch – zuversichtlich, schließlich seien viele Institutionen mit einem "enormen Know-how" beteiligt, darunter die Weltbank, die WHO und die Bill & Melinda Gates Foundation, so Bogdandy.
Er ist überzeugt, dass auch die Pharmaindustrie ihren Teil dazu beitragen werde, da die Unternehmen diese Impfkampagne dazu nutzen können, ihr Image aufzubessern. Zudem ermögliche die COVAX-Initiative Zugang zu einem sehr großen Markt, auf dem sie mit stabilen und vernünftigen Preisen rechnen könnten.
Trotz allem glaubt er nicht, dass die COVAX-Initiative ihr Ziel erreichen und Impfstoffe in einem globalen Maßstab verteilen wird. Aber:
"Sie ist das, was wir im Moment haben, was dem am ehesten nachkommt, und da die ganze Sache dringend ist, glaube ich, dass man alles daransetzen sollte, dass diese Initiative möglichst ein Erfolg wird."
WHO kaputtgespart
Aus der Coronakrise könne die Weltgemeinschaft lernen, so Bogdandy weiter, dass es Herausforderungen gebe, "die wir alleine nicht schultern können. Wir müssen das irgendwie gemeinsam machen."
Aber auch eine andere bittere Erkenntnis setzt sich durch:
"Was man jetzt schon sieht, ist, dass man die WHO in den letzten Jahren kaputtgespart hat, sodass sie ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen konnte. Das wusste man immer, aber jetzt ist offensichtlich geworden, dass man sie wieder stärken muss."
(ckr)