Glosse

Spiel ohne Grenzen auf dem Mars

Mount Sharp auf dem Mars. Aufnahme des Curiosity-Fahrzeugs.
Der Mars - in der Zukunft Hotspot der Sportwelt? © picture alliance / dpa / NASA
Von Stefan Osterhaus |
In der Zukunft findet die Fußball-WM als pangalaktisches Turnier auf dem Mars statt, Michel Platini und Sepp Blatter sei Dank. Auf dem Feld rennen nimmermüde Avatare herum, gedrillt auf unerschöpfliche Leistung. Klingt gut? Nein, das wird eher ziemlich langweilig.
Mittlerweile haben wir uns an den Gedanken gewöhnt, dass es auf dem Mars immer wieder vor großem Publikum zu Sportveranstaltungen kommt. Aber ein hochkarätiges Event wie die Fußball-WM – pardon, es muss natürlich pangalaktisches Turnier heißen – wer hätte das je gedacht? Seitdem der Rote Planet urbar gemacht wurde, gehört Sport zur Alltagskultur, aber das größte Sportereignis der Galaxis auszutragen, das haben die syrischen Marsianer vor allem Michel Platini und Sepp Blatter zu verdanken. Wie bitte? Ja, Blatter und Platini? Für Blatter geht damit kein Traum, sondern nur einen alte Prophezeiung des FIFA-Chefs in Erfüllung.
Nachdem sie verbannt wurden aus der kleinen Welt des Sports, haben sie die Ruhe und Muße gefunden, die Grenzen nicht nur in ihrem Kopf niederzureißen. The world is not enough! Weil Dr. Fuentes, Victor Conte und all die anderen Alchemisten ebenso eifrig wie erfolgreich am Projekt der Unsterblichkeit arbeiten, sehen Sepp und Michel wie runderneuert aus.
Immerzu ein lähmendes Patt
Das hat natürlich auch für das Spiel Folgen: Müdigkeit? War gestern - auf dem Feld rennen die Avatare herum. Ein Spiel ohne Grenzen. Aber wie kam es dazu? Nun ja, es gab eine Zeit, da haben wir eingesehen, dass all die Barrieren, die uns die Ethik in den Weg stellt, nur stören. Denn wir waren ja auf dem Weg zum neuen, viel leistungsfähigeren Menschen, und da stören Bedenken doch eher. Und wenn wir die Avatare sehen, die in ihrer Leistung keine Grenzen kennen, dann ist die Devise des höher, schneller und weiter doch in Perfektion umgesetzt worden.
Doch eines haben wir nicht bedacht – die unendlich Leistungsfähigen sind alle unbesiegbar – und das läuft immerzu auf ein lähmendes Patt hinaus. Aber mit dieser Monotonie müssen wir jetzt leben – wir haben es nicht anders gewollt, ja auch gar nicht verdient.
Was kann uns retten? Ein Gott? Wohl kaum. Eher schon eine Blanko-Unterschrift von Kaiser Franz.
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