Glosse

Wie Griechenland sein Schuldenproblem lösen könnte

Olympische Ringe am Haupteingang des Olympiastadions Berlin
Olympia is coming home? © dpa / picture alliance / Daniel Kalker
Von Arno Orzessek |
Das griechische Schuldenproblem im Eil-Tempo lösen? Kein Problem! Warum trägt Athen die Olympischen Spiele nicht einfach dauerhaft aus? Und frenetischen Beifall wird es besonders dann geben, wenn der austrainierte Finanzminister Yanis Varoufakis ebenfalls eine wichtige - und ziemlich nackte - Rolle einnimmt.
Morgen ist es ja soweit, Herr Tsipras...
Und deshalb schicken wir schon mal über den Äther: Willkommen in Berlin, alter Sportsfreund! Wenn Sie es pfiffig anstellen, können Sie Ihre Schuldenkrise hier im Usain-Bolt-Tempo lösen.
Sie mögen davon gehört haben: Die europäischen Steuerzahler finden es nicht mehr witzig, Ihrem Land immerzu die Milliarden reinzublasen, ohne Gegenleistungen dafür zu sehen... Als da wären: Reformen, Reformen, Reformen. Und ein Quantum Bescheidenheit.
Können Sie nicht! Wollen Sie nicht! Packen Sie nicht! Vergessen wir das mit den Reformen also.
Wuchern Sie lieber mit Ihrem fettesten Pfund, mit der einzigen Welt-Marke, die untrennbar mit Griechenland verbunden ist - mit den Olympischen Spielen. Bestehen Sie darauf, die Spiele für immer in Ihrem Land auszutragen. Oder sagen wir, zunächst für 1200 Jahre, wie damals in der Antike.
Die Spiele als Symbol der Eintracht
Argumente dafür gibt's wie Sand beim Beach-Volleyball: Sie würden die ganze Welt von der Peinlichkeit befreien, dass immer mehr autokratische Regime die Spiele an sich reißen. Sie können die überteuerten Athener Protz-Stätten von Olympia 2004 nutzen und die Villen steuerschuldiger Reeder enteignen, um anspruchsvolle IOC-Funktionäre darin unterzubringen.
Und vor allem: So wie die antiken Spiele zum Symbol der Eintracht im verzankten Griechenland wurden, können Sie die künftigen Spiele zum Symbol der Eintracht in der verzankten EU aufmotzen...
Und für diese friedensfördernde Tat von der Gemeinschaft natürlich erwarten, was Sie am dringendsten brauchen: frischen Zaster ohne Ende.
Eine Umwandlung der Staatsschulden in Guthaben sollte angesichts des Jahrtausend-Projekts leicht auszuhandeln sein. Und natürlich bekämen alle Griechen im nationalen Organisations-Komitee einen Job, der vererblich wäre und so satt dotiert, dass die peleponnesische Korruption prompt ihren Sinn verlöre.
Das Beste aber ist: Die eigentliche Arbeit würden über kurz oder lang sowieso die bevormundungssüchtigen Organisationscleverle aus Nordeuropa an sich reißen.
Wie Sie wissen, Herr Ministerpräsident, ist unsere smarte Kanzlerin durchaus sportaffin. Okay, in der Epoche der Rettungsschirme sind ihre Rettungsringe nicht unbedingt kleiner geworden. Aber geschenkt - das Problem kennen Sie ja von sich selbst, obwohl Sie ein leidenschaftlicher Kicker sind.
Einst wetteiferten die Olympioniken nackt
Und Merkels CDU wirbt jetzt sogar mit einem echt olympischen Motto: "Läuft bei uns".
Was immer das auf Griechisch heißt, lieber Alexis, machen Sie's zur Parole Ihrer Olympia-Kampagne - "Läuft bei uns" - und verkaufen Sie's der CDU als transnationale linke Solidarität.
Wäre das Olympia-Projekt demokratisch, fragen Sie. Aber ja, natürlich... So demokratisch wie damals die ehrwürdige attische Demokratie. Da standen die paar Bürger ja auch auf dem Marktplatz herum und haben sich die Zeit mit politischem Gequatsche vertrieben - während unterdessen der Schweiß von zehntausenden Sklaven aus dem europäischen Umland floss. Praktisch: damals wie heute.
Nur auf eines müssen wir bestehen! Einst wetteiferten alle Olympioniken bekanntlich nackt - was man heute nicht mehr zur Regel machen wird. Aber wenn Sie Ihre ewigen Spiele erst im Olympiastadion eröffnen, sollte wenigstens ein unbekleideter Sportler den olympischen Bogen über drei Jahrtausende schlagen.
Ja, eine symbolisch-nackte Stadionrunde, die erwarten wir unbedingt! Und diese nackte Runde, lieber Alexis, die kann aus ästhetischen Gründen natürlich kein anderer laufen als ihr austrainierter Finanzminister Yanis Varoufakis. Wir garantieren Ihnen: Der frenetische Beifall wird den Himmel über ganz Europa erschüttern.