Glück und Leid im Land der Pharaonen

Ein vielfach bewährter Opernstoff: zum Scheitern verurteilte Liebesbeziehung zwischen zwei Vertretern aus verfeindeten Lagern, und das noch in exotischer Umgebung. Die in Memphis gefangen gehaltene äthiopische Königstochter Aida hat sich in Radames, den Oberbefehlshaber der ägyptischen Truppen, verliebt. Der Konflikt zwischen privatem Glück und patriotischer Pflicht treibt schließlich beide in den Tod.
Für die Eröffnung des Suezkanals und der Kairoer Oper eine Gelegenheitsmusik zu komponieren, hatte Verdi abgelehnt. Jahre später setzte sich Auguste Mariette, ein in Kairo lebender renommierter Ägyptologe, für den Wunsch seines Dienstherrn nach einer Verdi-Oper ein. Er wandte sich mit einem Szenario, das in lokaler Vorzeit angesiedelt war, an des Meisters früheren Librettisten und Manager der Pariser Opéra-Comique, Camille du Locle.

Verdi äußerte sich in einem Brief an seinen Freund Giuseppe Piroli am 16. Juli 1870 etwas despektierlich zu diesem Projekt: "Eine Oper für Kairo komponieren! Puh! Ich gehe nicht hin, sie zu inszenieren, weil ich fürchten müsste, dort mumifiziert zu werden. Ich muss Euch jedoch sagen, dass der Vertrag noch nicht unterschrieben ist. Aber da meine Bedingungen – und die waren hart – telegrafisch akzeptiert worden sind, kann man ihn für abgeschlossen halten. Wenn mir jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, du wirst für Kairo schreiben, hätte ich ihn für einen Verrückten gehalten, aber jetzt sehe ich ein, dass ich der Verrückte bin."
Verrückt war das nicht, sondern ausgesprochen geschäftstüchtig. Verdi verkaufte nur die Rechte für die Uraufführung in Kairo und behielt sich selbst das Eigentumsrecht für weitere Aufführungen vor. Dafür kümmerte er sich um größtmögliche Detailtreue in der Ausstattung, die in Paris besorgt wurde. Er ließ sogar spezielle Trompeten nach altägyptischen Formen anfertigen.

Obwohl Verdi seine Komposition bereits im November 1870 fertig gestellt hatte, kam es erst am 24. Dezember 1871 in Kairo zur Uraufführung. Die Preußen belagerten gerade die französische Hauptstadt, und so waren die Kostüme und Requisiten mit eingeschlossen. Beim Publikum hatte "Aida" einen grandiosen Erfolg. Die durchaus gespaltene Kritik meinte, hier sogar Einflüsse Wagners und Meyerbeers auf Verdis Stil gehört zu haben.


Euroradio-Opernsaison 2006/2007
Teatro alla Scala di Milano
Aufzeichnung vom 7.12.2005

Giuseppe Verdi
”Aida”, Oper in vier Akten
Libretto: Antonio Ghislanzoni

Violeta Urmana, Sopran - Aida
Irina Makarova, Mezzosopran - Amneris
Roberto Alagna, Tenor - Radames
Marco Spotti, Bass - König
Vittorio Vitelli, Bariton - Amonasro
Orlin Anastassov, Bass, Ramfis
Antonello Ceron, Tenor - Bote
Sae Kyung Rim, Sopran - Priesterin
Chor und Orchester der Mailänder Scala
Leitung: Riccardo Chailly


nach dem 1. Akt ca. 19:50 Uhr Nachrichten