Glücklich als Schriftstellerin
Romane wie "Stolz und Vorurteil", die später auch verfilmt wurden, waren Bestseller. Sie stammten aus der Feder der 1775 geborenen britischen Schriftstellerin Jane Austen. Literaturwissenschaftler Park Honan schreibt in seiner Austen-Biografie "There Is Happiness!", dass sie sich bewusst für ein Leben ohne Mann und Kinder entschieden hatte.
Als sie 1817 im Alter von 41 Jahren starb, ahnte niemand, dass sie knapp 200 Jahre später eine der meist gelesenen Autorinnen sein würde. Jane Austen hat wunderbare Romane geschrieben, in denen es immer wieder um Sinn und Sinnlichkeit, um Verstand und Gefühl geht, darum, wie junge Frauen sich in einer Welt behaupten, die von Männern und Ehevorschriften dominiert wird. Sie selber war nicht verheiratet, lebte im Schutz ihrer großen Familie ein zufriedenes Leben – wie der englische Literaturwissenschaftler in seiner Biografie nachweist.
"Der Preis für ihren Erfolg war, wie sie wusste, ihre Anonymität. Als "Jane Austen, Romanautorin" bekannt zu werden, hieße, sich jenen auszusetzen, die ihr das Autobiografische vorwerfen, ihr unterstellen würden, aus eigener Erfahrung zu schreiben oder die Qualen ihrer Figuren selbst erlitten zu haben. Das hätte sie in ihrer Freiheit als Künstlerin behindert" - schreibt der emeritierte Literaturprofessor und Austen-Spezialist Park Honan – und tut in seinem umfangreichen Buch genau das, was die Autorin, deren Romane anonym erschienen sind, gefürchtet hat: Er setzt ihr Werk ins Verhältnis zu ihrem Leben, schreibt von Begebenheiten und Personen, die in die Romane eingegangen sind, die ihr Schreiben beeinflusst haben. Er kann sich dabei auf bislang nicht bekannte und veröffentlichte Briefe und Tagebücher stützen und entwirft nicht nur – das unterscheidet diese neue Biografie von anderen - das Porträt einer großen Schriftstellerin, sondern vor allem auch das ihrer weitverzweigten Familie und mehr noch: das der englischen Gesellschaft um 1800.
Jane Austen wurde 1775 als siebtes von acht Kindern eines nicht gerade wohlhabenden Geistlichen geboren, der aber gutsituierte Verwandte hatte. In der Pfarrersfamilie wurde viel gelesen und musiziert, und Jane Austen begann bereits mit zwölf Jahren zur Unterhaltung ihrer Familie beizutragen, in dem sie kleine Geschichten und Szenen schrieb. Sie wurde darin – und das bestimmte ihr ganzes literarisches Leben – von ihren Geschwistern unterstützt und gefördert. Man nahm sie ernst, erkannte früh ihre sprachliche Begabung. Dass Jane Austen aber nicht nur die Stubenhockerin und ernste Frühbegabte, sondern auch eine charmante und tanzbegeisterte Ballgängerin war, dass sie sich verliebte und selbstironisch ihre emotionalen Begeisterungen in Briefen an ihre Schwester kommentierte, davon erzählt diese Biografie, die kenntnisreich und – manchmal allzu – detailgenau das gesellschaftliche Leben der Austens nachzeichnet. Verwandte und Freundinnen werden porträtiert, die Lebenswege der Brüder genau nachgezeichnet. Vor allem in der ersten Hälfte des Buches verliert man da bisweilen den Überblick, wer mit wem warum und wann verbunden war. Der größten Gefahr jedes Biografen, all sein Wissen auszubreiten, kann auch Park Honan nicht widerstehen.
Wirklich spannend wird das Buch im zweiten Teil, wenn es um die großen Romane und ihre Rezeption, die Mühen mit Verlegern und die Hoffnung auf den Verkauf der Bücher geht. Jane Austen muss mithilfe ihres Bruders um Honorare feilschen und entscheiden, ob sie ihr Copyright behalten will. Man kann bei der Lektüre einen spannenden Blick in die Veröffentlichungspraxis des frühen 18. Jahrhunderts werfen.
Dass Jane Austen ein offenbar wirklich zufriedenes, ein selbstgewähltes heiteres Leben ohne Ehemann inmitten ihrer Familie führte, davon erzählt der Biograf jedoch vor allem und eindrücklich. Und das war für eine Frau jener Jahre ein ungewöhnlicher und beeindruckender Weg ins Glück.
Besprochen von Manuela Reichart
Park Honan: There Is Happiness! Jane Austen und ihre Zeit
Artemis & Winkler, Düsseldorf 2009
360 Seiten, 28 Euro
"Der Preis für ihren Erfolg war, wie sie wusste, ihre Anonymität. Als "Jane Austen, Romanautorin" bekannt zu werden, hieße, sich jenen auszusetzen, die ihr das Autobiografische vorwerfen, ihr unterstellen würden, aus eigener Erfahrung zu schreiben oder die Qualen ihrer Figuren selbst erlitten zu haben. Das hätte sie in ihrer Freiheit als Künstlerin behindert" - schreibt der emeritierte Literaturprofessor und Austen-Spezialist Park Honan – und tut in seinem umfangreichen Buch genau das, was die Autorin, deren Romane anonym erschienen sind, gefürchtet hat: Er setzt ihr Werk ins Verhältnis zu ihrem Leben, schreibt von Begebenheiten und Personen, die in die Romane eingegangen sind, die ihr Schreiben beeinflusst haben. Er kann sich dabei auf bislang nicht bekannte und veröffentlichte Briefe und Tagebücher stützen und entwirft nicht nur – das unterscheidet diese neue Biografie von anderen - das Porträt einer großen Schriftstellerin, sondern vor allem auch das ihrer weitverzweigten Familie und mehr noch: das der englischen Gesellschaft um 1800.
Jane Austen wurde 1775 als siebtes von acht Kindern eines nicht gerade wohlhabenden Geistlichen geboren, der aber gutsituierte Verwandte hatte. In der Pfarrersfamilie wurde viel gelesen und musiziert, und Jane Austen begann bereits mit zwölf Jahren zur Unterhaltung ihrer Familie beizutragen, in dem sie kleine Geschichten und Szenen schrieb. Sie wurde darin – und das bestimmte ihr ganzes literarisches Leben – von ihren Geschwistern unterstützt und gefördert. Man nahm sie ernst, erkannte früh ihre sprachliche Begabung. Dass Jane Austen aber nicht nur die Stubenhockerin und ernste Frühbegabte, sondern auch eine charmante und tanzbegeisterte Ballgängerin war, dass sie sich verliebte und selbstironisch ihre emotionalen Begeisterungen in Briefen an ihre Schwester kommentierte, davon erzählt diese Biografie, die kenntnisreich und – manchmal allzu – detailgenau das gesellschaftliche Leben der Austens nachzeichnet. Verwandte und Freundinnen werden porträtiert, die Lebenswege der Brüder genau nachgezeichnet. Vor allem in der ersten Hälfte des Buches verliert man da bisweilen den Überblick, wer mit wem warum und wann verbunden war. Der größten Gefahr jedes Biografen, all sein Wissen auszubreiten, kann auch Park Honan nicht widerstehen.
Wirklich spannend wird das Buch im zweiten Teil, wenn es um die großen Romane und ihre Rezeption, die Mühen mit Verlegern und die Hoffnung auf den Verkauf der Bücher geht. Jane Austen muss mithilfe ihres Bruders um Honorare feilschen und entscheiden, ob sie ihr Copyright behalten will. Man kann bei der Lektüre einen spannenden Blick in die Veröffentlichungspraxis des frühen 18. Jahrhunderts werfen.
Dass Jane Austen ein offenbar wirklich zufriedenes, ein selbstgewähltes heiteres Leben ohne Ehemann inmitten ihrer Familie führte, davon erzählt der Biograf jedoch vor allem und eindrücklich. Und das war für eine Frau jener Jahre ein ungewöhnlicher und beeindruckender Weg ins Glück.
Besprochen von Manuela Reichart
Park Honan: There Is Happiness! Jane Austen und ihre Zeit
Artemis & Winkler, Düsseldorf 2009
360 Seiten, 28 Euro