Glücklich im mobilen Stall
Sonnenlicht, frische Luft und grünes Gras: Hühner, die in "Hühnermobilen" leben, werden artgerecht gehalten. Ihre beweglichen Freilandställe sind voll automatisierte Okö-Strom-Hightech-Buden.
Wenn Jörge Penk zu seinen Hühnern will, muss er auf den Trecker steigen. Von seinem Hof in Großenrode bei Göttingen bis zum Stall sind es einige Hundert Meter. Noch ein paar Schritte zu Fuß, dann steht der Landwirt vor einem mobilen Elektrozaun. Mittendrin: ein Anhänger auf Rädern – ähnlich einem Bauwagen. Solarkollektoren auf dem Dach machen deutlich, dass die 800 befiederten Bewohnerinnen offenbar auch Strom benötigen.
Penk: "'"Der Stall ist so konzipiert, dass er als Insellösung betrieben werden kann. Also ohne festen Anschluss ans öffentliche Stromnetz, sondern das beinhaltet der Stall alles in sich. Da ist auch ein Zaun außen drum, der mögliche Raubtiere auch schon mal abhält hier reinzukommen.""
Jörge Penk öffnet die Tür zu dem Stall auf Rädern. Es ist ein "Hühnermobil", das den Tieren möglichst viel Auslauf geben soll. Tatsächlich stolzieren die meisten Hühner draußen auf einem riesigen Kleegrasfeld herum, picken nach Klee und Würmern, doch auch drinnen herrscht in dem acht mal zehn Meter großen Areal viel Betrieb.
"Also technisch ist der Stall mit all dem ausgestattet, was ein moderner Stall benötigt. Das heißt, er ist ja sehr hell, wenn wir das hier mal sehen. Also es fällt viel Tageslicht herein durch die entsprechenden Lichtbänder. Aber zusätzlich brauchen wir natürlich auch künstliches Licht, um den Tag morgens zu verlängern, weil Hühner lichtgesteuert sind und genügend Licht notwendig ist, damit sie eine ausreichende Legeleistung erreichen. Und wir leben davon, dass wir Eier verkaufen."
Zeituhrgesteuerte LED-Lampen machen den Hühnerstall mitten auf der Wiese taghell, auch wenn es draußen dämmert. Wie von Geisterhand gesteuert, öffnen sich morgens um zehn die Seitenklappen, damit die Tiere von allein ins Freiland huschen können. Die Hühner wirken zufrieden, ausgeglichen. Das Gefieder sieht blendend aus, bemerkt Iris Weiland aus dem nahe gelegenen Bad Sooden-Allendorf nicht ohne Stolz. Die engagierte Unternehmerin aus Nordhessen hat das "Hühnermobil" erfunden und schaut gerade mal nach dem Rechten.
Weiland: "Wenn Sie den Tieren zuschauen, dann sehen sie entspannte Tiere, die sind beschäftigt, die sind nicht ängstlich, die haben gut zu tun. Die können das, was ihren Bedürfnissen und ihrem Bedarf entspricht, von morgens bis abends tatsächlich tun. Und das lässt mich – ich hab‘ auch jahrelang in der Ethologie gearbeitet, also in der Tierverhaltensforschung –, das lässt mich zu der Annahme kommen: Ja, das sind hier glückliche Tiere."
Glückliche Tiere. Das ist nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite gibt es schmackhafte Eier mit dicken Schalen, die ganz ohne Dotterfarbstoffzusatz im Futter auch noch kerngesund aussehen. Anders als in der Legebatterie, wo die Eier sofort auf ein Förderband kullern, muss sich Jörge Penk aber schon tief bücken und den Vorhang lüften, um an die begehrte Ware heranzukommen.
Penk: "Und dieser Vorhang ist beweglich, und die Hühner gehen selbstständig da durch. Zum Eiersammeln kann man das halt hochklappen, damit man die Eier leichter findet."
Im Schaltraum nebenan stapeln sich mehrere Gel-Akkus, um die überschüssige Energie aus den Solarpanelen zu speichern. Gelegentlich springt ein Futterförderband an, denn von Wiese allein lassen sich die 800 Hühner nicht ernähren. Die gesamte elektronische Steuerung stammt von Siemens. Um Kosten zu sparen, erhält Jörge Penk die Softwareaktualisierungen per E-Mail, überspielt die Daten auf eine Speicherkarte und steckt diese dann in das Steuergerät. Alle zwei Wochen, wenn die Tiere keinen Klee mehr finden, muss Jörge Penk das 13 Tonnen schwere Hühnermobil weiterziehen, damit sich die Wiese erholen kann.
"Also, wenn der Stall versetzt wird, dann fahren wir hier mit dem Traktor an die Deichsel heran, und dann zieht man einfach mit dem Traktor den Stall weiter und lässt ihn dann über die Hydraulik-Anlage dann wieder runter, und dann steht er da."
50 Meter weiter haben die Hühner schon wieder ein frisches Grün unter den Füßen. Bis zum nächsten Umzug auf dem drei Hektar großen Kleegrasfeld. Der ganze Aufwand schlägt sich allerdings auch im Preis nieder: Mit 38 Cent pro Ei sind die Produkte aus dem rollenden Hühnerstall nicht gerade ein Schnäppchen. Doch die Abnehmer, darunter Gourmet-Restaurants, Hotels der gehobenen Klasse, aber auch Supermärkte, schätzen das Besondere daran. Eigentlich, sagt die Erfinderin des Hühnermobils, sollten alle Legehennen in diesem Lande einen Anspruch auf Auslauf im Grünen haben. Der Platz, so Iris Weiland, wäre da.
"Der Platz, den man für die Hühnerhaltung braucht, wird meistens überschätzt. Wir haben in Deutschland 38 Millionen Legehennen. Und wenn wir denen jetzt 20 Quadratmeter zur Verfügung stellen würden, dann würden wir eine Fläche brauchen, die etwa 60 Kilometer lang ist und 60 Kilometer breit. Das ist problemlos vorhanden, das hätten wir eigentlich, das Land."
Dabei ist Iris Weiland nicht die einzige Unternehmerin, die dem geplagten Federvieh mehr Freiheit geben will. Andere Hersteller produzieren mobile Ministälle nur für eine Handvoll Hühner im Garten hinterm Haus. Und frei von Elektronik.
Penk: "'"Der Stall ist so konzipiert, dass er als Insellösung betrieben werden kann. Also ohne festen Anschluss ans öffentliche Stromnetz, sondern das beinhaltet der Stall alles in sich. Da ist auch ein Zaun außen drum, der mögliche Raubtiere auch schon mal abhält hier reinzukommen.""
Jörge Penk öffnet die Tür zu dem Stall auf Rädern. Es ist ein "Hühnermobil", das den Tieren möglichst viel Auslauf geben soll. Tatsächlich stolzieren die meisten Hühner draußen auf einem riesigen Kleegrasfeld herum, picken nach Klee und Würmern, doch auch drinnen herrscht in dem acht mal zehn Meter großen Areal viel Betrieb.
"Also technisch ist der Stall mit all dem ausgestattet, was ein moderner Stall benötigt. Das heißt, er ist ja sehr hell, wenn wir das hier mal sehen. Also es fällt viel Tageslicht herein durch die entsprechenden Lichtbänder. Aber zusätzlich brauchen wir natürlich auch künstliches Licht, um den Tag morgens zu verlängern, weil Hühner lichtgesteuert sind und genügend Licht notwendig ist, damit sie eine ausreichende Legeleistung erreichen. Und wir leben davon, dass wir Eier verkaufen."
Zeituhrgesteuerte LED-Lampen machen den Hühnerstall mitten auf der Wiese taghell, auch wenn es draußen dämmert. Wie von Geisterhand gesteuert, öffnen sich morgens um zehn die Seitenklappen, damit die Tiere von allein ins Freiland huschen können. Die Hühner wirken zufrieden, ausgeglichen. Das Gefieder sieht blendend aus, bemerkt Iris Weiland aus dem nahe gelegenen Bad Sooden-Allendorf nicht ohne Stolz. Die engagierte Unternehmerin aus Nordhessen hat das "Hühnermobil" erfunden und schaut gerade mal nach dem Rechten.
Weiland: "Wenn Sie den Tieren zuschauen, dann sehen sie entspannte Tiere, die sind beschäftigt, die sind nicht ängstlich, die haben gut zu tun. Die können das, was ihren Bedürfnissen und ihrem Bedarf entspricht, von morgens bis abends tatsächlich tun. Und das lässt mich – ich hab‘ auch jahrelang in der Ethologie gearbeitet, also in der Tierverhaltensforschung –, das lässt mich zu der Annahme kommen: Ja, das sind hier glückliche Tiere."
Glückliche Tiere. Das ist nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite gibt es schmackhafte Eier mit dicken Schalen, die ganz ohne Dotterfarbstoffzusatz im Futter auch noch kerngesund aussehen. Anders als in der Legebatterie, wo die Eier sofort auf ein Förderband kullern, muss sich Jörge Penk aber schon tief bücken und den Vorhang lüften, um an die begehrte Ware heranzukommen.
Penk: "Und dieser Vorhang ist beweglich, und die Hühner gehen selbstständig da durch. Zum Eiersammeln kann man das halt hochklappen, damit man die Eier leichter findet."
Im Schaltraum nebenan stapeln sich mehrere Gel-Akkus, um die überschüssige Energie aus den Solarpanelen zu speichern. Gelegentlich springt ein Futterförderband an, denn von Wiese allein lassen sich die 800 Hühner nicht ernähren. Die gesamte elektronische Steuerung stammt von Siemens. Um Kosten zu sparen, erhält Jörge Penk die Softwareaktualisierungen per E-Mail, überspielt die Daten auf eine Speicherkarte und steckt diese dann in das Steuergerät. Alle zwei Wochen, wenn die Tiere keinen Klee mehr finden, muss Jörge Penk das 13 Tonnen schwere Hühnermobil weiterziehen, damit sich die Wiese erholen kann.
"Also, wenn der Stall versetzt wird, dann fahren wir hier mit dem Traktor an die Deichsel heran, und dann zieht man einfach mit dem Traktor den Stall weiter und lässt ihn dann über die Hydraulik-Anlage dann wieder runter, und dann steht er da."
50 Meter weiter haben die Hühner schon wieder ein frisches Grün unter den Füßen. Bis zum nächsten Umzug auf dem drei Hektar großen Kleegrasfeld. Der ganze Aufwand schlägt sich allerdings auch im Preis nieder: Mit 38 Cent pro Ei sind die Produkte aus dem rollenden Hühnerstall nicht gerade ein Schnäppchen. Doch die Abnehmer, darunter Gourmet-Restaurants, Hotels der gehobenen Klasse, aber auch Supermärkte, schätzen das Besondere daran. Eigentlich, sagt die Erfinderin des Hühnermobils, sollten alle Legehennen in diesem Lande einen Anspruch auf Auslauf im Grünen haben. Der Platz, so Iris Weiland, wäre da.
"Der Platz, den man für die Hühnerhaltung braucht, wird meistens überschätzt. Wir haben in Deutschland 38 Millionen Legehennen. Und wenn wir denen jetzt 20 Quadratmeter zur Verfügung stellen würden, dann würden wir eine Fläche brauchen, die etwa 60 Kilometer lang ist und 60 Kilometer breit. Das ist problemlos vorhanden, das hätten wir eigentlich, das Land."
Dabei ist Iris Weiland nicht die einzige Unternehmerin, die dem geplagten Federvieh mehr Freiheit geben will. Andere Hersteller produzieren mobile Ministälle nur für eine Handvoll Hühner im Garten hinterm Haus. Und frei von Elektronik.