Deutsch lernen beim Fußballspielen
An russischen Schulen ist Deutsch als Fremdsprache nicht sonderlich beliebt. Das soll das Projekt "Mit Deutsch zum Titel" des Goethe Instituts ändern. Hier lernen Kinder beim Fußballspielen deutsche Begriffe wie Torwart, Seitenlinie oder Elfmeter.
"Wenn alle getroffen haben, dürft ihr das aufdecken, und dann müsst ihr das Wort richtig zusammenlegen, ja?" - Tore schießen und Wörter aus kleinen Karten mit Buchstaben zusammen puzzeln: Vier Mannschaften mit je fünf Schülern treten gegeneinander an. Um zu gewinnen, müssen die Schüsse sitzen. Und die Buchstabenfolge auch.
"Larissa und ich sind hier und kontrollieren, ob das richtig ist." - Larissa Rähse und Kathrin Kazimirek haben den Workshop vorbereitet und halten gut zwei Stunden lang 20 Sechst- und Siebtklässler in einer Sporthalle in Bewegung, in einem Gymnasium in Selenogradsk, wenige Kilometer außerhalb von Kaliningrad an der Ostsee. Die Schule beteiligt sich am Projekt "Mit Deutsch zum Titel", das vom Goethe-Institut ins Leben gerufen wurde.
Iwan und seine Mitspieler rätseln noch ein wenig, wie sich der gesuchte Begriff, die Rote Karte, nun schreibt, machen dann aber alles richtig und gewinnen dieses Spiel. Iwan ist 13 Jahre alt und in der siebten Klasse. "Ich spiele gerne Fußball. Und wenn ich groß bin, möchte ich Fußballspieler werden. Fußball ist echt mein Ding. Einfach die einzige Sportart, in der ich gut bin." Gleich neben ihm steht Artur, zwölf Jahre, etwas verschwitzt. "Torwart, Seitenlinie, Elfmeterpunkt, Ball, Stürmer..." So viele Wörter kenne er noch nicht, sagt er entschuldigend. Deutsch ist an diesem Gymnasium nach Englisch die zweite Fremdsprache, verpflichtend ab der fünften Klasse.
"Larissa und ich sind hier und kontrollieren, ob das richtig ist." - Larissa Rähse und Kathrin Kazimirek haben den Workshop vorbereitet und halten gut zwei Stunden lang 20 Sechst- und Siebtklässler in einer Sporthalle in Bewegung, in einem Gymnasium in Selenogradsk, wenige Kilometer außerhalb von Kaliningrad an der Ostsee. Die Schule beteiligt sich am Projekt "Mit Deutsch zum Titel", das vom Goethe-Institut ins Leben gerufen wurde.
Iwan und seine Mitspieler rätseln noch ein wenig, wie sich der gesuchte Begriff, die Rote Karte, nun schreibt, machen dann aber alles richtig und gewinnen dieses Spiel. Iwan ist 13 Jahre alt und in der siebten Klasse. "Ich spiele gerne Fußball. Und wenn ich groß bin, möchte ich Fußballspieler werden. Fußball ist echt mein Ding. Einfach die einzige Sportart, in der ich gut bin." Gleich neben ihm steht Artur, zwölf Jahre, etwas verschwitzt. "Torwart, Seitenlinie, Elfmeterpunkt, Ball, Stürmer..." So viele Wörter kenne er noch nicht, sagt er entschuldigend. Deutsch ist an diesem Gymnasium nach Englisch die zweite Fremdsprache, verpflichtend ab der fünften Klasse.
"Sie haben nur eine Stunde pro Woche Unterricht, das ist eigentlich zu wenig", bedauert Deutschlehrerin Marianna Iudina. "Sie können sagen, wie sie heißen, wie alt sind sie, woher sie kommen, was sie mögen. Wenn sie ein Menü bekommen, können sie auch etwas bestellen, wissen, was Fleisch und Fisch ist. Was ganz einfaches." Sie erklärt, der Stundenplan sei jetzt schon so voll, dass mehr Deutschunterricht nicht möglich sei.
Das Goethe-Institut stellt ihr zwar didaktisches Material und eine Plakat-Ausstellung über Fußball zur Verfügung, damit schaffe sie es kaum zu arbeiten, sagt Iudina – keine Zeit. Das Projektfindet sie aber gut. Denn gerade wer Tore schießen könne, sei sprachlich nicht immer so treffsicher. "Die Fußballspieler brauchen mehr Bewegung, die sind auch ganz laut. Im Unterricht erklären sie alles mehr emotional. Oh, Artikel, warum brauchen wir das, sagen sie zu mir. Ja, das ist schwierig."
Deutsch braucht Werbung
"Genau, also, wir haben drei Tore", erklärt Larissa Rähse das Spiel "Artikelschießen" in der Sporthalle: "ein ‚Der-Tor‘, ein ‚Die-Tor‘ und ein ‚Das-Tor‘." Wenn Larissa Rähse zum Beispiel einen Karton mit dem Begriff "Ball" hochhält, müssen die Schüler den Artikel wissen – es gelten nur die Tore, die im "Der-Tor" landen. Die Deutschlehrerin übersetzt nochmal ins Russische – und Anpfiff.
Workshops wie dieser finden zurzeit an 59 Schulen in acht Städten Russlands statt. Deutsch brauche Werbung, sagt Anne Schönhagen, stellvertretende Chefin des Goethe-Instituts Russland in Moskau. "Es gibt ungefähr 40.000 Schulen, die Deutschunterricht anbieten. Mit einer total sinkenden Tendenz in den letzten 15 Jahren. Also es waren ungefähr drei Millionen Deutschlerner im Jahr 2000, jetzt haben wir 1,1 Millionen." Inzwischen aber stiegen die Zahlen wieder, sagt Schönhagen, auch dank der Zusammenarbeit mit russischen Behörden. "Wir arbeiten mit dem Bildungsministerium zusammen, entwickeln einen Vertrag mit denen, dass die in einer gewissen Zeit mindestens 20 neue Schulen für Deutsch gewinnen. Wir aber garantieren die Ausbildung und die Zurverfügungstellung zum Beispiel von Lehrmaterialen und Unterrichtsentwürfen."
Workshops wie dieser finden zurzeit an 59 Schulen in acht Städten Russlands statt. Deutsch brauche Werbung, sagt Anne Schönhagen, stellvertretende Chefin des Goethe-Instituts Russland in Moskau. "Es gibt ungefähr 40.000 Schulen, die Deutschunterricht anbieten. Mit einer total sinkenden Tendenz in den letzten 15 Jahren. Also es waren ungefähr drei Millionen Deutschlerner im Jahr 2000, jetzt haben wir 1,1 Millionen." Inzwischen aber stiegen die Zahlen wieder, sagt Schönhagen, auch dank der Zusammenarbeit mit russischen Behörden. "Wir arbeiten mit dem Bildungsministerium zusammen, entwickeln einen Vertrag mit denen, dass die in einer gewissen Zeit mindestens 20 neue Schulen für Deutsch gewinnen. Wir aber garantieren die Ausbildung und die Zurverfügungstellung zum Beispiel von Lehrmaterialen und Unterrichtsentwürfen."
Beim Fußballprojekt "Mit Deutsch zum Titel", das vom Auswärtigen Amt mit 80.000 Euro finanziert wird, will das Institut mehr vermitteln als nur Artikel oder Vokabeln, zum Beispiel Toleranz gegenüber Minderheiten. In der Sporthalle spielen auch einige Mädchen mit, wie Sascha. "Wenn ich das jemandem erzähle, dass ich Fußball spiele, wundern sie sich", erzählt sie. "Sie finden, dass Fußball kein Spiel für Mädchen ist. Aber zu mir passt es ganz gut, glaube ich." Sie setzt sich durch, auch gegen die Jungs, die sich mit Kopfbällen und strammen Schüssen ein wenig aufplustern.
Am Ende sind hier ohnehin alle gleich. Jeder bekommt ein Armband und Anstecker, natürlich bedruckt mit Fußball-Begriffen auf Deutsch. In der Hoffnung, dass sie hängen bleiben – damit die Kinder im nächsten Sommer, dem WM-Sommer, auf Deutsch mitreden können.