Göttliche Blumenkinder
Narzisse, Adonisröschen, Efeu und Lorbeer: Wer mehr über Pflanzennamen wissen will, landet schnell bei den Göttern der alten Griechen. Peter Lundt erzählt die Affären von Artemis und Athene, von Dionysos, Pan und Zeus als Geschichten aus der griechischen Pflanzenmythologie. "Im Garten der Nymphen" ist der Versuch, ein Pflanzenbuch mit einem zur griechischen Mythologie zu kombinieren.
Wie kommen eigentlich die Pflanzen zu ihren Namen? Das Veilchen, die Levkoje, die Minze, die Myrthe? Meist sind es unglückliche Liebesgeschichten zwischen den Göttern der alten Griechen, die uns die bekannte Flora bescherten. Die von der Nymphe Echo etwa, die eines Tages den schönen Narziss über entlegene Fluren streifen sieht, und in heftiger Zuneigung entbrannt, sich ihm zu nähern sucht. Doch der junge Mann, in sein Spiegelbild vertieft, vermag nur sich selber zu lieben. Aus Strafe über diese Art von Unzugänglichkeit welkt er bald dahin, zur Erinnerung an seine große Verführungskraft aber blüht künftig im Frühling die Blume Narzisse mit ihrem betäubenden Duft.
Auch der liebliche Adonis, durch eine eifersüchtige Nebenbuhlerin daran gehindert, die von ihm entflammte Aphrodite zu lieben, muss sterben; zum Trost über diesen Verlust wachsen fortan die blutroten Adonisröschen.
Ähnlich formenreich wie in der Pflanzenwelt geht es bei den Olympiern zu. Die hohen Herren verführen liebliche Nymphen; eifersüchtige Gattinnen kommen dem Gemahl auf die Schliche, und sie setzen alles daran, ihre Rivalinnen unschädlich zu machen, indem sie diese in Pflanzen verwandeln, während die enttäuschten Liebhaber oft erfolglos versuchen, diesen Vorgang rückgängig zu machen. Von aphrodisierenden Pflanzen ist die Rede wie Mohn und Minze, von der Magie der Düfte, aber auch von Eiche und Schilf, Seerose und Weide, Efeu und Lorbeer.
In 35 Episoden erzählt Peter Lundt die Affären von Artemis und Athene, von Dionysos, Pan und Zeus als Geschichten aus der griechischen Pflanzenmythologie. Eher assoziativ schildert er, bei welcher Gelegenheit die Pflanzen entstanden und welche Rolle sie in der Heilkunde spielen. Denn jedem Kapitel hängt der Autor einen Abschnitt mit teilweise botanischen oder medizinischen Hinweisen an.
An die hundert Blumen, Sträucher, Bäume, Duftstoffe und Gewürze erhalten so ihren Auftritt, ähnlich viele Götter, Halbgötter, Musen und Nymphen. Dazu benutzt er Ovids "Metamorphosen" als nahezu einzige literarische Quelle, keinen Plinius, Vergil, Homer oder Herodot. Doch immerhin versieht er die einzelnen Kapitel mit Erklärungen zu den gerade agierenden Göttern, mit deren Hilfe sich zumindest ihre Vielfalt begreifen lässt, allerdings auch nicht mehr. Denn das verwickelte Drama der griechischen Götterwelt ist nur schwer in serielle Kurzform zu fassen.
Illustriert wurde das Buch mit üppigen Abbildungen von Wandgemälden römischer Villen, bei den Pflanzen hat man sich mit mageren Strichzeichnungen aus dem 18. Jahrhundert begnügt. Die findet man besser in beinahe jedem Gartenbuch.
Zum Glück macht, geobotanisch gesehen, die Darstellung der in der griechischen Mythologie erwähnten Pflanzen keine besonders großen Schwierigkeiten, denn in den letzten drei Jahrtausenden hat sich in den einst von den Griechen bevölkerten Regionen des östlichen Mittelmeeres nicht all zuviel verändert, vor allem im Hinblick auf die großklimatischen Verhältnisse. Dies ist auch der Grund, warum sich die damalige Flora in der heutigen Pflanzenwelt wiederfindet.
Der Autor, Physiker von Hause aus, ist nicht ausgewiesen als Botanikhistoriker, ebenso wenig als Altertumswissenschaftler. So ist "Im Garten der Nymphen" auch kein systematisches Fachbuch, als Nachschlagewerk taugt es gleichfalls wenig, denn die erwähnten Pflanzen, stellen natürlich nur einen kleinen Ausschnitt aus der Flora des Mittelmeerraums dar. Dennoch eignet sich das Buch als Einstieg in die Welt der Mythen um viele unserer Nutz- und Zierpflanzen, wie sie in unseren Balkonkästen blühen, in den Alleen vor der Tür oder in der weiteren Umgebung wachsen.
An Pflanzenbüchern besteht kein Mangel und auch nicht an solchen zur griechischen Mythologie, dies Buch aber versucht beides zu kombinieren. Ein nicht ganz gelungener Glücksfall.
Holger Lundt: Im Garten der Nymphen. Kleine Mythologie der Pflanzen
Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2006
128 Seiten, 18 Euro
Auch der liebliche Adonis, durch eine eifersüchtige Nebenbuhlerin daran gehindert, die von ihm entflammte Aphrodite zu lieben, muss sterben; zum Trost über diesen Verlust wachsen fortan die blutroten Adonisröschen.
Ähnlich formenreich wie in der Pflanzenwelt geht es bei den Olympiern zu. Die hohen Herren verführen liebliche Nymphen; eifersüchtige Gattinnen kommen dem Gemahl auf die Schliche, und sie setzen alles daran, ihre Rivalinnen unschädlich zu machen, indem sie diese in Pflanzen verwandeln, während die enttäuschten Liebhaber oft erfolglos versuchen, diesen Vorgang rückgängig zu machen. Von aphrodisierenden Pflanzen ist die Rede wie Mohn und Minze, von der Magie der Düfte, aber auch von Eiche und Schilf, Seerose und Weide, Efeu und Lorbeer.
In 35 Episoden erzählt Peter Lundt die Affären von Artemis und Athene, von Dionysos, Pan und Zeus als Geschichten aus der griechischen Pflanzenmythologie. Eher assoziativ schildert er, bei welcher Gelegenheit die Pflanzen entstanden und welche Rolle sie in der Heilkunde spielen. Denn jedem Kapitel hängt der Autor einen Abschnitt mit teilweise botanischen oder medizinischen Hinweisen an.
An die hundert Blumen, Sträucher, Bäume, Duftstoffe und Gewürze erhalten so ihren Auftritt, ähnlich viele Götter, Halbgötter, Musen und Nymphen. Dazu benutzt er Ovids "Metamorphosen" als nahezu einzige literarische Quelle, keinen Plinius, Vergil, Homer oder Herodot. Doch immerhin versieht er die einzelnen Kapitel mit Erklärungen zu den gerade agierenden Göttern, mit deren Hilfe sich zumindest ihre Vielfalt begreifen lässt, allerdings auch nicht mehr. Denn das verwickelte Drama der griechischen Götterwelt ist nur schwer in serielle Kurzform zu fassen.
Illustriert wurde das Buch mit üppigen Abbildungen von Wandgemälden römischer Villen, bei den Pflanzen hat man sich mit mageren Strichzeichnungen aus dem 18. Jahrhundert begnügt. Die findet man besser in beinahe jedem Gartenbuch.
Zum Glück macht, geobotanisch gesehen, die Darstellung der in der griechischen Mythologie erwähnten Pflanzen keine besonders großen Schwierigkeiten, denn in den letzten drei Jahrtausenden hat sich in den einst von den Griechen bevölkerten Regionen des östlichen Mittelmeeres nicht all zuviel verändert, vor allem im Hinblick auf die großklimatischen Verhältnisse. Dies ist auch der Grund, warum sich die damalige Flora in der heutigen Pflanzenwelt wiederfindet.
Der Autor, Physiker von Hause aus, ist nicht ausgewiesen als Botanikhistoriker, ebenso wenig als Altertumswissenschaftler. So ist "Im Garten der Nymphen" auch kein systematisches Fachbuch, als Nachschlagewerk taugt es gleichfalls wenig, denn die erwähnten Pflanzen, stellen natürlich nur einen kleinen Ausschnitt aus der Flora des Mittelmeerraums dar. Dennoch eignet sich das Buch als Einstieg in die Welt der Mythen um viele unserer Nutz- und Zierpflanzen, wie sie in unseren Balkonkästen blühen, in den Alleen vor der Tür oder in der weiteren Umgebung wachsen.
An Pflanzenbüchern besteht kein Mangel und auch nicht an solchen zur griechischen Mythologie, dies Buch aber versucht beides zu kombinieren. Ein nicht ganz gelungener Glücksfall.
Holger Lundt: Im Garten der Nymphen. Kleine Mythologie der Pflanzen
Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2006
128 Seiten, 18 Euro