"Idlib ist ein Terroristennest"
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Das militärische Vorgehen der Assad-Regierung und Russlands in Nordsyrien hält der Historiker Götz Aly für unvermeidlich: "Ich sehe keine Alternative." Die Situation dort sei vergleichbar mit der Befreiung der Stadt Mossul im Irak vor zweieinhalb Jahren.
Nach dem Tod zahlreicher türkischer Soldaten in der nordsyrischen Provinz Idlib hat die Türkei nach eigenen Angaben umfassende Angriffe in Syrien gestartet.
Für syrische Flüchtlinge im eigenen Land hat die Türkei zudem die Grenzen Richtung EU geöffnet. In Folge haben sich griechische Polizisten und tausende Flüchtlinge an der griechisch-türkischen Grenze heftige Auseinandersetzungen geliefert.
Bei vielen Beobachtern wächst die Sorge vor einem Krieg der Türkei mit Syrien und dessen Schutzmacht Russland.
Die Türkei hat in Syrien nichts verloren
Diese Sorge teilt der Historiker und Politikwissenschaftler Götz Aly ausdrücklich nicht: "Ich glaube nicht, dass es da zu einem wirklich großen Konflikt kommt, das halte ich für ausgeschlossen."
Aly hebt zugleich die Unrechtmäßigkeit des türkischen Vorgehens hervor. "Die Türkei hat auf syrischem Territorium nichts verloren." Es werde so getan, "als würde da der NATO-Partner Türkei irgendwie zu Recht im Norden von Syrien rumbombadieren und rumschießen" - dies sei aber nicht der Fall.
Keine Alternative zum Assad-Regime
Das militärische Vorgehen der Assad-Regierung und Russlands in Nordsyrien sei unvermeidlich. "Ich sehe keine Alternative", so Aly. Idlib sei ein "Terroristennest", dort säßen Kämpfer der Al-Nusra-Front, die zuletzt noch Aleppo beschossen hätten.
Die aktuellen Angriffe der syrischen Armee auf Idlib forderten auch nicht mehr Opfer als die Attacken, die - ohne jeden Kommentar - durch den Irak und die USA zur Befreiung der Stadt Mossul vom IS im Sommer 2017 durchgeführt worden seien.
Für Idlib gelte: "Man muss diesen Terroristen, die dort sitzen, das Wasser abgraben. Man muss sie zwingen, dass sie ihre Waffen niederlegen."
Niemand wolle, dass die Menschen in der nordsyrischen Region Idlib leiden. Die Kämpfer dort hätten allerdings längst die Waffen strecken können, betont der Historiker – "diese Chance haben sie nicht genutzt."
(huc)