Widerstand für Trinkwasser
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Seit einem Jahrzehnt kämpfen Aktivisten im Nordosten Kolumbiens für den Schutz des Páramo de Santurbán. Das Hochmoor ist die Trinkwasserquelle für Millionen Menschen. Bergleute, Konzerne und Regierung wollen an das Gold im Untergrund.
Ein Männerchor singt über den Bergbau. Er bestimmt das Leben hier oben in 3400 Metern Höhe, im Dorf Vetas. Seit Jahrhunderten fördern die Menschen Gold im Páramo de Santurbán, einem Hochmoor im Nordosten Kolumbiens. Aber ihr Kleinbergbau steht vor dem Aus. Wegen internationalen Bergbaukonzernen, harter Umweltschutzgesetze und dem Widerstand im Tal.
Die Protestbewegung und ihre Gegner
2500 Meter unterhalb von Vetas, in der Großstadt Bucaramanga, sind die Menschen nicht gut zu sprechen auf den Goldabbau. Enrique Guarín Mendoza organisiert seit zehn Jahren den Protest:
"Anfang 2010 hörten wir, dass der kanadische Konzern Greystar mit unserer Regierung verhandelte – über Goldbergbau im Páramo de Santurbán. Das Problem: Unser gesamtes Trinkwasser stammt aus diesem Hochmoor. Und der Bergbau würde es mit Schwermetallen vergiften. Deshalb gründeten einige Bekannte und ich ein Komitee. Wir machten Informationsveranstaltungen und riefen die Leute zum Widerstand auf: Wehrt euch! Unser Trinkwasser ist bedroht!"
Der Gewerkschaftsfunktionär Mendoza trifft sich mit seinem "Komitees zum Schutz des Páramo de Santurbán" einmal wöchentlich in einem kleinen Büro, um gegen große Gegner vorzugehen: Die Konzerne versprechen Milliardeninvestitionen und Kolumbiens Regierung will mit Milliardeneinkünften aus dem Bergbau die Schäden des jahrzehntelangen und bis heute schwelenden Bürgerkriegs reparieren. Deshalb hat sie die Steuern für Bergbauinvestoren drastisch reduziert und bietet ihnen den Páramo de Santurbán als Filetstück an.
Die Goldreserven in diesem Hochmoor zählen zu den größten der Welt. Die Ausbeutung bringt Profite, aber sogar Bucaramangas Unternehmerverband FENALCO stieg in den Protest ein, erzählt der damalige Geschäftsführer Erwin Rodriguez.
"Im September 2010 wurde ich Geschäftsführer des Unternehmerverbands. Und gleich in der nächsten Sitzung informierte ich den Vorstand über die Bedrohung unseres Trinkwassers durch den Goldbergbau. Das sei äußerst beunruhigend und wichtiger als das wirtschaftliche Interesse einzelner Verbandsmitglieder am Bergbau. Deshalb sagte der Vorstand damals: Wir machen mit beim Protest. Wegen des hohen Risikos für unser Wasser können wir nicht anders."
Der Unternehmerverband verließ zwar später, auf internen Druck hin, das Komitee wieder. Viele seiner Mitglieder aber blieben; ebenso Universitäten, Jesuiten und der Ingenieursverband.
Versuche, den Widerstand zu kriminalisieren
Seit nunmehr einem Jahrzehnt kämpfe man auf allen Ebenen, berichtet Gewerkschafter Enrique Guarín, der zu den Strategen des Komitees zählt.
"Wir organisieren Informationsveranstaltungen in Schulen, Universitäten und Gemeindezentren. Wir veranstalten Protestmärsche und fordern Politiker auf, uns zu helfen – hier in der Provinz Santander und der Hauptstadt Bogotá."
Auch bei Anhörungen zum Bergbauprojekt melden sich die Wasseraktivisten lautstark zu Worte. Und sie nutzen lokale Radiostationen.
Radio La Brújula, zum Beispiel, auf Deutsch "Der Kompass", wird von Bürgern des Stadtteils Norte Consentido betrieben. Eine willkommene Bühne für die Journalistin und Aktivistin Laura Peña:
"Über die Radiostation erreichen wir die Bevölkerung von zwei Stadtdistrikten – 145.000 Menschen. Diese Menschen können wir wachrütteln, informieren und mobilisieren: Schaut nicht einfach zu, wie man euch euer Trinkwasser wegnimmt und den Páramo de Santurbán plündert."
Tatsächlich gelang es dem Komitee, große Teile der lokalen Bevölkerung zu mobilisieren. Immer wieder demonstrieren über hunderttausend Bürger Bucaramangas für den Schutz ihres Wassers. Versuche, den Widerstand als Revoluzzertum zu diffamieren, ihn zu kriminalisieren und in die Nähe des Terrorismus zu rücken, liefen ins Leere. Viele haben verstanden, um was es geht.
Schutz des Hochmoores: Trinkwasser, Tiere, Pflanzen
An einem sonnigen Dienstagmorgen fahre ich von Bucaramanga aus hoch in die Anden. Die Straße ist gut ausgebaut und schon morgens um sechs quälen sich hunderte Radrennfahrer den Berg hinauf. Radsport ist populär in Kolumbien. Egan Bernal, Tour de France-Sieger 2019, gilt als Nationalheld.
Auf 3000 Metern Höhe: keine Bäume mehr, dafür Krüppel-Sträucher in abenteuerlichen Formen, überzogen von Flechten und Moosen. Dazu zahllose leuchtende Blüten – in rot, gelb, rosa und überall glitzern Bäche, Tümpel und Teiche.
Kolumbiens Páramos sind auch Lebensraum für viele Vögel, Nagetiere und den vom Aussterben bedrohten Brillenbär. Die Böden der Hochlandmoore speichern zudem mehr Kohlendioxid als Waldflächen.
Vor allem aber gelten die Hochmoor-Regionen mit ihren Sümpfen und Torfmooren als Geburtsstätte des Trinkwassers in Kolumbien. Wie Schwämme liefern sie aus gerade zwei Prozent der Landesfläche 90 Prozent des Wassers – auch während langer Trockenperioden. Nach Kolumbiens Verfassung gelten Páramos als Naturschutzgebiete. Aber das hinderte die Regierung nicht, transnationale Bergbaukonzerne anzulocken.
2010 kam Greystar aus Kanada und kaufte zahlreiche kleine Goldminen. Für die Bewohner der Bergbaudörfer gab es Schuluniformen, Schulbücher und Spielplätze, erinnert sich Lokalpolitikerin Consuelo Ordon͂ez. Sie war Umweltministerin der Provinz Santander und damit offizielle Ansprechpartnerin des Bergbaukonzerns Greystar, der aber wenig Lust hatte, mit ihr zu reden – vielleicht, weil sie auch Mitglied im Komitee zum Schutz des Páramos ist:
"Um mich zu umgehen, versuchten die Verhandlungsführer des Konzerns, Termine mit dem Gouverneur persönlich zu bekommen. Das aber funktionierte nicht, weil der Gouverneur ähnlich dachte wie ich. Nie empfing er jemanden von Greystar, ohne dass ich dabei war. Die Greystar-Leute kamen dann oft mit riesigen Stapeln Papier, sogenannten Studien. In all dem Paper aber war nie die Rede davon, wie Ökosysteme funktionieren und wie Goldbergbau sie gefährdet. Kein Wort zur hydrogeologischen Problematik, zum Wasser im Untergrund. Nur oberflächliches Geschwätz, das die Vorteile des Goldbergbaus für Kolumbien in den rosigen Farben malte. Ich fühlte mich wie die Bewohnerin einer Kolonie, der die Herren aus dem Norden Glasperlen anbieten."
Großbergbau belastet Wasser mit Schwermetallen
Für die hiesigen Großstädte Cúcuta und Bucaramanga – mit insgesamt zwei Millionen Einwohnern – ist der Páramo de Santurbán die einzige Wasserquelle. Aber keine einfache. Das Trinkwasser für Bucaramanga muss aufwendig gereinigt werden, weil im Untergrund des Hochmoores neben Gold auch giftige Schwermetalle lagern. Vor diesem Hintergrund gefährde der geplante Großbergbau existenziell die Wasserversorgung der Stadt, meint Victor Julio Azuero, der Vorsitzende des lokalen Ingenieursverbandes. Er war lange Zeit auch technischer Leiter des Wasserwerks.
"Die Auswirkungen des Bergbaus auf das Wasser im Untergrund des Páramo machen mir große Sorgen. Ein Großbergbau mit Dutzenden Kilometern Stollen brächte das hydrogeologische System völlig durcheinander. Gewaltige Mengen Wasser könnten ganz woanders aus dem Untergrund treten als heute. Das Wasser könnte sich neue Wege suchen – mit der Folge, dass Flüsse teilweise versiegen. Und: Der Großbergbau wird das Wasser der Flüsse der Region viel stärker mit Schwermetallen belasten, als dies heute der Fall ist. Die Belastung könnte so stark ansteigen, dass unsere Aufbereitungsanlagen damit nicht mehr fertig werden – und auch nicht die der Provinz Norte de Santander auf der anderen Seite des Páramo."
Das Hauptproblem seien nicht Chemikalien wie Quecksilber und Cyanid, die der handwerkliche Goldbergbau seit Jahrhunderten verwende. Laut Ingenieur Azuero sind die langen Stollen das Problem: Sie sorgen dafür, dass der stark schwefel- und schwermetallhaltige Untergrund mit Sauerstoff in Verbindung kommt. So entsteht Schwefelsäure, die wiederum Schwermetalle freisetzt – wie Cadmium, Molybdän, Blei und radioaktives Uran. Diese Stoffe kontaminieren das Grundwasser und die Flüsse. Hinzu komme der gewaltige Wasserverbrauch des Großbergbaus, erklärt Victor Azuero.
"2001 war ich technischer Leiter des Wasserwerks von Bucaramanga. Und schon damals standen wir einmal kurz davor, den Wassernotstand auszurufen. Nach Bucaramanga, müssen Sie wissen, fließen drei Flüsse: Aus dem Rio Tona und dem Rio Frio entnehmen wir zur Trockenzeit schon jetzt bis zu 95 Prozent des Wassers. Mehr geht ökologisch nicht. Bleibt der Rio Suratá. Der hat zwar das meiste Wasser, ist aber schon heute derart mit Schwermetallen belastet, dass wir ihn nur begrenzt nutzen können. Kommt jetzt noch der Megabergbau hinzu, können wir den Rio Suratá wahrscheinlich gar nicht mehr nutzen."
Wasser-Ingenieur Azuero schüttelt den Kopf: "Wenn wir dem Rio Suratá irgendwann kein Trinkwasser mehr entnehmen können, fehlen uns mindestens 1100 Liter pro Sekunde. Der Großraum Bucaramanga wäre nicht mehr überlebensfähig."
Hunderttausende Menschen müssten möglicherweise evakuiert werden, meint Azuero. Ähnliches könnte in der Nachbarprovinz Norte de Santander passieren. Um das zu verhindern, klagten die Rechtsanwälte des Komitees zum Schutz des Páramo de Santurbán vor dem Verfassungsgericht. Mit Erfolg.
Am 8. Februar 2016 meldet der Fernsehsender Telesur, der Verfassungsgerichtshof habe jede Förderung von Öl und Gas sowie jederlei Bergbau in Naturschutzgebieten, also auch in den Páramos, verboten. Wenig später gibt der kanadische Konzern Eco Oro sein Páramo-Projekt auf, klagt aber vor einem Schiedsgericht der Weltbank auf 764 Millionen US-Dollar Schadenersatz. Für die Protestbewegung ist das ein großer Teilerfolg. Aber der nächste Konzern steht schon auf der Matte, und die Bergbau-Dörfer sind sauer.
Die einfachen Bergleute arbeiten ohne Chemie
Giovanni Caballero begrüßt mich vor der Goldmine La Elsy. Wir stehen auf einer Plattform – reinbetoniert in einen Steilhang etwa 200 Meter oberhalb der Páramo-Gemeinde Vetas. Ich bin noch außer Atem vom Aufstieg – vor mir der enge Gang – hinein in den Berg.
Aus dem Berginnern kommen Männer und schieben Loren mit dem abgeschlagene Erz den Hang entlang – auf ziemlich abgenutzten Schienen. Dann kippen sie den Inhalt in eine riesige Trommel.
Hier beginnt, mit viel Wassereinsatz, die mechanische Zerkleinerung des Gesteins. Der Schlamm landet schließlich auf dieselbetriebenen Rütteltischen, um das Gold von anderen Materialien zu trennen.
35 Tonnen Erz pro Tag fördern die 80 Mitarbeiter der kleinen La Elsy-Goldmine. Und seit 2014 arbeite man völlig ohne Chemikalien wie Quecksilber und Zyanid, sagt im Büro der Mine deren Eigentümer Israel Arias – ein rundlicher Mann mit tiefen Sorgenfalten unter dem weißen Helm. Er tue alles, um die Umwelt zu schützen, sagt Arias mit vor Zorn zitternder Stimme. Und als Dank hätten die Leute in Bucaramanga und der Verfassungsgerichtshof La Elsy ruiniert. Über hundert Familien stünden vor dem Nichts.
"Das Verbot des Verfassungsgerichts, im Naturschutzgebiet des Páramo Gold abzubauen, raubt mir 40 Prozent meiner Mine. Und der Rest besteht plötzlich aus zwei voneinander getrennten Teilen. Stellen Sie sich vor: Dieses Büro ist eine Mine. Und plötzlich verläuft mitten durch den Raum eine meterdicke Mauer. Da können Sie einfach nicht weiter produzieren, weil es technisch zu aufwendig und zu teuer ist. Eigentlich müsste ich die Mine schon jetzt schließen, weil ich, wegen des Naturschutzes, meine Stollen kaum mehr vorantreiben kann."
Heute arbeiten noch vier von 18 Goldminen
Die Gemeinde Vetas mit heute 2500 Einwohnern gebe es seit 465 Jahren, sagt im Rathaus Bürgermeister Orlando Rodriguez. Und schon immer hätten die Menschen hier Goldbergbau betrieben. Von Landwirtschaft an steinigen Hochgebirgshängen könne niemand leben. Heute arbeiten noch vier von früher 18 Goldminen in Vetas, berichtet der Bürgermeister. Die anderen hätten die Behörden geschlossen. Oder sie seien von ausländischen Konzernen aufgekauft und stillgelegt worden.
"Die Situation ist katastrophal. Wir haben eine extrem hohe Arbeitslosigkeit hier in Vetas. Das Recht der Menschen auf Arbeit wird durch die neuen Bestimmungen mit Füßen getreten. Viele betreiben jetzt illegal Bergbau – mit Quecksilber und Zyanid, mit allen möglichen Chemikalien. Und bald wird wohl die Guerillabewegung Ejército de Liberación Nacional, ELN, diesen illegalen Bergbau kontrollieren."
Die einzige Hoffnung der Menschen in Vetas richte sich jetzt auf Minesa, sagt der Bürgermeister. Das Bergbauunternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kam 2018 ins Land und soll Tausende Arbeitsplätze schaffen – mit industriellem Goldabbau bis zur Grenze des Hochmoores. Diesmal sollen die Gerichte nicht intervenieren, hofft Gabriel Gamboa. Der Kulturbeauftragte der Stadt deutet stolz und wehmütig zugleich auf den nagelneuen Spielplatz vor dem Rathaus, gebaut von Minesa. Und wie um die Zukunft der Stadt zu beschwören, spielt er auf dem CD-Player die Hymne von Vetas.
Eine Hymne auf viele Generationen stolzer Minenarbeiter. Das verstünden die Leute unten im Tal nicht. Sie gönnten den Menschen von Vetas ihr Glück nicht, sagt der Kulturbeauftragte Gamboa.
"Die Leute in Bucaramanga denken, wir seien Verbrecher, die ihnen Probleme mit ihrem Trinkwasser bescheren. Sie ignorieren, dass wir seit Jahrhunderten Bergbau betreiben. Und sie diskriminieren uns, wo sie können. Neulich, zum Beispiel, hat der Bürgermeister von Bucaramanga sämtliche Sportler aus Vetas von einem Wettbewerb ausgeschlossen. Und wenn ein Taxifahrer in Bucaramanga mitbekommt, dass ich aus Vetas bin, beschimpft er mich und wirft mich aus dem Wagen. Diese Leute wissen einfach nicht, dass Bergbau Teil unserer Identität ist. Das ist das Problem."
Skandal-Video des Bergbaukonzerns Minesa
Vor wenigen Monaten demonstrierten, so die Veranstalter, wieder 200.000 Bürger in Bucaramanga gegen die Pläne von Minesa. Dabei befolge der arabische Konzern alle Gesetze Kolumbiens, betont nach außen stets dessen Präsident Santiago Urdinola. Eine Innenansicht gewährte ein versteckt aufgenommenes Video. Veröffentlicht am 24. April 2019 von der auflagenstärksten Zeitung in Bucaramanga. Auf der Internetseite von "Vanguardia" erklärt der Konzernchef Urdinola, wie er den Goldabbau trotz der lokalen Proteste durchboxen will:
"Wenn hier die Hütte brennt, aber in Bogotá hat die Regierung das Gefühl, dass es uns gut geht, dann geht es uns auch gut. Wenn die Entscheidungsträger ruhig sind, obwohl ich hier jeden Tag eine andere Demonstration vor der Haustür habe, dann ist das okay für uns. Und wenn wir der Regierung von Duque in Bogotá sagen, dass der linke Senator Gustavo Petro hier die Anti-Goldabbau-Demonstrationen veranstaltet, um die Regierung zu stürzen, dann wird die Regierung sagen: Wir lassen das nicht zu, dass Petro den Goldbergbau verhindert. Für uns ist also die Frage: Was sagen wir unseren Stakeholdern, damit die ruhig bleiben."
Santiago Urdinola ist auch nach diesen Äußerungen Präsident von Minesa und macht weiter Geschäfte mit Kolumbiens Regierung. Die Bewegung zum Schutz des Wassers stärkt das vermutlich nur.
Rohstofflieferanten auf Kosten der Umwelt
Auch nach zehn Jahren habe ihr Kampf nicht an Kraft verloren, meint Georg Krekeler. Der Wirtschaftswissenschaftler und Berater des katholischen Hilfswerks Misereor lebt seit 30 Jahren in Kolumbien und Bolivien.
"Für mich ist das eine Geschichte des Gelingens, weil seit Beginn diese Widerstandsbewegung es geschafft hat, wirklich die Besorgnis und Information in die Gesellschaft reinzutragen und zu zeigen, dass es lohnt, Widerstand zu leisten. Denn wir stehen hier vor dem Fall, dass bis jetzt kein Großbergbau stattgefunden hat. Und seit zehn Jahren hat man es geschafft, diesen Großbergbau erst mal zu verhindern."
Georg Krekeler betreibt im Internet einen sogenannten Almanaque del Futuro, einen Zukunftsalmanach. Unter dem Titel "Jenseits von morgen" porträtiert er erfolgreiche Initiativen, die die Zukunft Lateinamerikas nachhaltig gestalten. Nachhaltiger als reine Rohstoffförderung, wie sie derzeit auch Kolumbiens Regierung betreibe – wenngleich nicht ganz freiwillig.
"Welche Nischen haben denn Länder des globalen Südens innerhalb der Weltwirtschaft? Tatsache ist, dass die Länder des Südens da eigentlich nur die Rolle der Rohstofflieferanten weiterhin übernehmen – auf Kosten der Umwelt, auf Kosten von Lebensbedingungen."
Extraktivismus nennen Wissenschaftler in Lateinamerika dieses Wirtschaftsmodell. Und sie kritisieren vor allem, dass ökologische Kosten des Bergbaus der lokalen Bevölkerung aufgebürdet werden und nicht den Konsumenten der Rohstoffe in den Industrieländern. Nicht nur in Bucaramanga wehren sich deshalb Bürger Kolumbiens gegen den Großbergbau.
Eine heftige Auseinandersetzung tobt auch um das Fracking: Dabei wird eine Flüssigkeit in tief liegende Gesteinsschichten gepresst, um diese aufzusprengen und Öl zu fördern. Kolumbiens Regierung will in den Anden das Fracking erlauben. Umweltschützer befürchten ähnlich katastrophale Auswirkungen auf die Wasserversorgung wie beim Goldbergbau im Páramo de Santurbán.