Macht, die sich selbst reproduziert
06:35 Minuten
Sicher ist: So wie in den letzten Jahren wird es die Golden Globes künftig nicht mehr geben. Die heftige Kritik an den Organisatoren der Filmpreise erklärt die "Zeit"-Journalistin Özlem Topçu mit einem Ausflug in die Elitenforschung.
Die Golden Globes, schwer in Bedrängnis: Der US-Sender NBC will die Verleihung der renommierten Filmpreise im nächsten Jahr nicht übertragen, Netflix, Amazon und die Warner Bros Studios haben vorerst die Zusammenarbeit aufgekündigt. Hintergrund ist massive Kritik an den Golden-Globes-Organisatoren, denen Diskriminierung, Rassismus und teils auch Korruption vorgeworfen wird.
Die Organisation hinter den Golden Globes ist die Hollywood Foreign Press Association (HFPA). Von den rund 90 Journalisten, wurde nun bekannt, ist kein einziger schwarz. Die Globes zählen nach den Oscars zu den bedeutendsten Filmpreisen in Hollywood. Die HFPA hat inzwischen umfassende Reformen angekündigt.
Die Journalistin Özlem Topçu von der "Zeit" sucht die Erklärung für solch überkommene Strukturen in der Elitenforschung. Aus dieser wisse man, dass sich Eliten immer wieder selbst reproduzierten: So stelle man beispielsweise vor allem seinesgleichen ein. Alter, Geschlecht, Sozialisation, Biografien: "Gleich und gleich gesellt sich gern", sage der Volksmund. Doch man sehe an den Vorgängen rund um die Globes nun auch, dass man 2021 so nicht mehr weitermachen könne.
"Man kann sich auch zu Tode regulieren"
Zwar ist Topçu gegen Parität als Selbstzweck: Man könne sich auch zu Tode regulieren, betont sie. Doch wenn ein System immer wieder die gleichen Machtstrukturen gebäre, könne etwas nicht stimmen – zumal dann, wenn die Gesellschaft eigentlich schon viel weiter sei. Die entscheidende Frage aus Topçus Sicht: Wie kann es sein, dass Preise, Stellen und Positionen immer wieder an Menschen mit einem ähnlichen Background gehen?
Vergangenen Monat war bereits ein ehemaliger HFPA-Präsident aus der Organisation ausgeschlossen worden, weil er eine E-Mail weitergeleitet hatte, in der Black Lives Matter als "Hass-Bewegung" bezeichnet wurde. Der Verband will nun in einem ersten Schritt mindestens 20 neue Mitglieder aufnehmen, vorrangig Afroamerikaner. Doch mehrere Filmstars und wichtige Firmen in Hollywood haben die angekündigten Reformen bereits als nicht ausreichend kritisiert.
(ahe)