Golden Globes

Preisverleihung voller Überraschungen

Von Kerstin Zilm |
Einen klaren Favoriten auf die Oscars gibt es nach der Verleihung der Golden Globes nicht. Das Drama "12 Years A Slave" von Regisseur Steve McQueen ist als bester Film ausgezeichnet worden, den Preis für die beste Regie erhielt das Weltraumdrama "Gravity". Die deutschen Nominierten gingen leer aus.
Die diesjährige Verleihung der Golden Globes brachte folgende Erkenntnisse: Abgesehen von Cate Blanchett gibt es keine klaren Oscar-Favoriten. Deutsche Filmschaffende haben wenig Hoffnung auf einen Oscar.
Fernsehen macht Kino auf allen Kanälen Konkurrenz. Die Komödiantinnen Tina Fey und Amy Poehler machen jede noch so lange Preisverleihung unterhaltsam. Dem Film "Twelve Years A Slave" droht das Schicksal von Spielbergs "Lincoln": viel Anerkennung, wenig Preise.
Am Ende der Zeremonie bekam das Werk den begehrtesten Preis, den Golden Globe für "Bester Film - Drama". Bis dahin war der auf einer Biografie beruhende Film über die Zeit der Sklavenhaltung trotz sieben Nominierungen und hohen Kritikerlobs leer ausgegangen. Regisseur Steve McQueen rang um Dankesworte.
"Ich stehe ein bisschen unter Schock. Was kann ich sagen? Ich danke der Hollywood Foreign Press, meiner Frau Bianca, die das Buch gefunden hat. So vielen Menschen habe ich zu danken."
Hans Zimmer, der für den Film die Musik komponiert hatte, bekam keine Auszeichnung. Die andere Hoffnung aus deutscher Sicht - Daniel Brühl für seinen Niki Lauda in "Rush" - ging ebenfalls leer aus, obwohl die Vereinigung der Hollywood-Auslandspresse ihre Trophäen über viele Filme verteilte. Bestes Drehbuch: Spike Jonze für "Her", ein Film, in dem sich Joaquin Phoenix in sein Computer-Operating-System verliebt. Beste Regie: Alfonso Cuaron für "Gravity", das 3D-Weltall-Drama mit Sandra Bullock. Bester Nebendarsteller Jared Leto und bester Drama-Hauptdarsteller Matthew McConaughey für "Dallas Buyers Club" - dem Film über einen HIV-infizierten Rodeo-Cowboy. Beste Hauptdarstellerin in einem Drama: Schauspielerin Cate Blanchett für ihre Rolle in Woody Allens "Blue Jasmine".
"Ich danke Woody Allen, der diese Sachen mit alarmierender Regelmäßigkeit schreibt und inszeniert. Danke dafür, dass du mich und nicht eine der anderen tollen Frauen hier im Raum angerufen hast."
Die meisten Golden Globes gingen an "American Hustle", eine ebenfalls auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte um Mafia und Politik aus der Disco-Ära: beste Komödie, beste Nebendarstellerin Jennifer Lawrence und beste Hauptdarstellerin Amy Adams. Die erinnerte sich an bescheidene Anfänge in Hollywood:
"Vor fast genau 15 Jahren bin ich nach Los Angeles gekommen und dachte: Vielleicht bekomme ich ja eine Rolle in einem Werbespot. Ich fand eine Agentin, die mich bis heute managt und sagt, sie hatte damals so ein Gefühl. Ich danke ihr dafür und für all die Gefühle, die sie seither in meinem Interesse hatte."
An Leonardo DiCaprios abstürzenden Wall-Street-Überflieger aus "Wolf Of Wall Street" ging die Auszeichnung als bester Darsteller in einer Komödie. Er bedankte sich bei Regisseur Martin Scorsese:
"Ich gehöre zu einer Schauspiel-Generation, die deine Arbeit verehrt. Du hast jeden Einzelnen in diesem Raum beeinflusst. Du bringst, was unsere Kultur ausmacht auf die Leinwand, gehst Risiken ein und wirst als einer der Großen in die Filmgeschichte eingehen. Danke, dass Du mein Mentor bist."
Die TV-Auszeichnungen des Abends verdeutlichten, dass zahlreiche Kanäle dem Kino Konkurrenz machen. "Breaking Bad" wurde für seine letzte Staffel ausgezeichnet. Preise für die neue Serie "Brooklyn Nine-Nine" deuten auf eine erfolgreiche Zukunft der Komödie aus einem Polizeirevier. Der Golden Globe für die Miniserie des Videoportals Netflix "House of Cards" zeigt, dass in Zukunft Filme auf ganz unterschiedlichen Plattformen produziert und ausgestrahlt werden können. Was der Abend völlig offen ließ: wer bei den Oscar-Nominierungen an diesem Donnerstagmorgen als Favorit ins Rennen geht.
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