"Ein sehr paradoxer Sprechakt"
Maximales Dekolleté, minimale Rocklänge, aber alles in Schwarz: Aus Protest gegen Sexismus erschienen viele Stars zur diesjährigen Golden-Globe-Gala im "kleinen Schwarzen". Doch kann man so wirklich gegen Sexismus protestieren? Das haben wir Modehistorikerin Barbara Vinken gefragt.
Ganz im Zeichen der MeToo-Debatte stand die diesjährige Verleihung der Golden Globes: Als Zeichen des Protests gegen Sexismus und Machtmissbrauch in der Filmindustrie erschienen zahlreiche Stars wie etwa Meryl Streep, Reese Witherspoon oder Halle Berry ganz in Schwarz. Auch TV-Moderatorin Oprah Winfrey, die für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, war ganz in Schwarz gekleidet und machte aus ihrer Dankesrede eine Kampfansage gegen Diskriminierung und Sexismus:
Eine interessante Protestform, sagt die Modehistorikerin und Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken über die vielen Auftritte ganz in Schwarz. "Denn man kann natürlich sagen, dass das, was die Männer und Frauen seit der Französischen Revolution am tiefsten getrennt hat, ist, dass nur noch die Frauen das Privileg hatten, Farben zu tragen." Dieses "Privileg der Farbe" hätten die protestierenden Stars in gewisser Weise abgelegt.
"Wir bleiben Frauen und dürfen uns sexy zur Schau stellen"
Ein anderes Privileg der Weiblichkeit hätten sie dagegen beibehalten, "nämlich das der Erotik", so Vinken in Bezug auf die teilweise sehr knapp geschnittenen Kleider. Insofern sei die Botschaft auch: "Wir bleiben Frauen und wir dürfen uns sexy zur Schau stellen."
Insofern sei der Protest ein "sehr paradoxer Sprechakt", den sie aber insgesamt "ganz gelungen" finde. "Trotz aller Eleganz und trotz aller Sexiness bleibt in Schwarz natürlich so was wie Trauer", so die Modehistorikerin. Vielleicht werde hier weniger protestiert als Trauer getragen über eine Gesellschaft, in der Liebe immer noch unter den Vorzeichen von Macht und Geld "betrieben" werde.
(uko)