Goldrausch
Schauspiel von Guillermo Calderón nach dem Roman "Gold" von Blaise Cendrars
Regie: Guillermo Calderón
Theater Basel
Eine Romanadaption als Mogelpackung
Es klingt vielversprechend: In Basel hat der Chilene Guillermo Calderón den Roman "Gold" des Schweizer Modernisten Blaise Cendrars für die Bühne bearbeitet. Seine Theaterversion "Goldrausch" ist zwar amüsant – interessanter ist es, das Buch zu lesen, meint unser Rezensent.
Das hätte womöglich ein echtes Abenteuer werden können: Sich mit "Gold" zu beschäftigen, also dem 1925 erschienenen Roman des Schweizer Autors Blaise Cendrars, der vom Schicksal des Landsmanns Johann August Sutter erzählt, einem Pleitier, der 1834 vor den Gläubigern nach Amerika floh und in Kalifornien "Neu-Helvetien" gründete. In der Gier nach Gold allerdings rauschte auch dieses Projekt in die Katastrophe. Sutter floh zurück in die Heimat – und starb verarmt. In den "Sternstunden der Menschheit" erzählt auch Stefan Zweig von diesem Abenteuer. Mit Luis Trenkers Film "Der Kaiser von Kalifornien" gab's schon mal einen Film über den Fantasten aus der Schweiz.
Eine Art Making-of-Fantasie
Der chilenische Regisseur und Autor Guillermo Calderón, im amerikanischen Exil zu Hause und eher mit der Herstellung von Filmen beschäftigt (zuletzt "Neruda"), kann bedauerlicherweise nicht wirklich viel anfangen mit dem Material. In "Goldrausch" am Theater Basel unterwirft er es einer Art Making-of-Fantasie: Darüber, wie heute in Basel ein Film entstehen könnte über den Hasardeur von damals. Dafür ist alles zur Hand – ein schwerst durchgeknallter, manischer Regisseur, Typ Fassbinder, der die Dreharbeiten mit nur einem Arm bestreitet (auch Blaise Cendrars verlor einen im Ersten Weltkrieg ... ) und außer einem Paar von Lieblingsdarstellern zwei Statisten-Doubles engagiert, mit denen er Sex-Szenen dreht, die die "richtigen" Kino-Routiniers sich nicht zumuten wollten. So bricht natürlich Eifersucht pur aus – die auch nicht dadurch zu bändigen ist, dass der Regie-Maniac immer mal wieder das ganze Ensemble zum gemeinsamen Singen verdonnert: Pop-Songs, Country, mexikanische Revolutions-Gesänge.
Mit letzteren kommt auch noch die aktuelle Polit-Front zwischen den USA und Mexiko ins Spiel, was dem Film-Machwerk einen halbwegs politischen Touch verpasst. Mit Erfolg – zum Schluss gibt's Preise in Venedig beim Filmfestival. Aber weiterhin auch Zoff: weil selbst dümmste Gala-Moderatoren mitbekommen haben, was für ein Schmarrn der Film im Grunde ist.
Das Basler Publikum ist amüsiert
Ach ja – ist noch von Sutter die Rede? Oder von Cendrars? Eher nicht. Ohnehin hat Calderón nur Sutters Rückkehr thematisiert: Die Frau Annette ist älter geworden, die Tochter schon 15. Sutter hätte gern Sex, würde gern wieder lieben und zusammen leben – aber mit welcher von beiden? Mehr Sutter war nicht von Interesse.
Schade. Das Basler Publikum amüsiert sich, weil's recht launig zugeht: Aber Cendrars lesen wäre vermutlich interessanter. Selbst für's Theater.