Torsten Fricke, Ulrich Novak: Die Akte Google. Wie der US-Konzern Daten missbraucht, die Welt manipuliert und Jobs vernichtet
Mit Beiträgen von Prof. Dr. Robert Ebstein u.a.
Herbig-Verlag, München 2015
320 Seiten, 25,00 Euro
Wie ein Konzern seine Macht missbraucht
Verhaltensmanipulation, Datenmissbrauch, Jobkiller: In "Die Akte Google" rechnen die Autoren Torsten Fricke und Ulrich Novak mit dem immer mächtiger und größer werdenden Internetkonzern ab – und fordern endlich klare Grenzen für Google.
Daten seien das neue Öl, so zitieren sie Gabor Steingart, den Herausgeber des "Handelsblattes", um in ihre "Akte Google" einzuführen, in ein gigantisches Geschäft, das ein einziger amerikanischer Internetkonzern als Monopolist dominiere.
Wie Zucker empfindet Torsten Fricke den digitalen Dienstleister: süß, geschmackvoll, überall drin, aber auf Dauer und im Übergenuss leider ungesund. Denn aus einer Suchmaschine habe sich ein Megareich von Hunderten Firmen entwickelt. Je mehr er über dieses "tolle Technologieunternehmen" erfahren habe, ergänzt Ulrich Novak, desto stutziger sei er geworden.
Das Unternehmen wächst und wächst
Die Risiken, die es jedem Nutzer und jeder Gesellschaft zumutet, wollen die Autoren verständlich machen. Der eine ist Journalist, der andere Marketingexperte und beide arbeiten als Kommunikationsberater in Krisenfällen. Und den Fall "Google" umreißen sie markant in den Kapitelüberschriften: Das Unternehmen "wächst und wächst und wächst", die Macher wurden zu den "Reichsten der Reichen" und jetzt drohe deren Werk "außer Kontrolle" zu geraten.
Es mache ihn nervös, berichtet Torsten Fricke, wenn die Gründer der Suchmaschine meinten, sie böten einen guten Service, und nicht verstünden, wie tief sie in die Privatsphäre eingreifen, persönliche Daten missbrauchen, Verhalten manipulieren sowie Jobs gefährden.
Das Autorenpaar wirft Google vor, die Spielregeln von Wirtschaft und Wissenschaft zu beeinflussen und die politische Agenda zu bestimmen. Und wie zum Beleg listet der Anhang zur "Akte Google" Geschäftsfelder und Firmenzukäufe auf. Letztlich sei das Handeln mit Daten eine weitere unter den Lizenzen zum Gelddrucken – und vor allem nicht reguliert.
Regeln wie für andere Massenmedien setzen
Torsten Fricke und Ulrich Novak fordern, dem grenzenlos agierenden Internetkonzern klare Grenzen zu setzen. International, auf dem Weg über die Vereinten Nationen, neue Regeln zu vereinbaren, würde zu lange dauern. Das nationale Kartellrecht dagegen greife nicht, weil es auf Marktmacht, nicht aber auf den Schutz von Grundrechten ausgerichtet sei.
Also folgen sie den Argumenten von Dieter Dörr. Der Rechtswissenschaftler und Direktor des Mainzer Medieninstituts will das Internet verfassungsrechtlich wie Rundfunk und Fernsehen behandeln. Denn einem Massenkommunikationsmittel könne der Gesetzgeber auferlegen, freie Information, freien Meinungsaustausch und eine Vielfalt an Inhalten für jedermann bereitzustellen.
Das zu erreichen, ein faires Miteinander im Netz durchzusetzen, dazu nehmen die Autoren Politik und Nutzer gleichermaßen in die Pflicht.