Abschiedskonzert von Googoosh

Die Sehnsucht nach Heimat und Freiheit

07:55 Minuten
Die iranische Sängerin Googoosh steht singend auf einer Bühne und breitet die Arme aus.
Googoosh lebte über 20 Jahre im Iran, ohne öffentlich zu singen. Dann floh sie in die USA. © AFP/SAFIN HAMED
Von Milad Kuhpai |
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Sie ist im Iran noch immer ein Idol, obwohl sie dort schon lange nicht mehr lebt: die Sängerin und Pop-Diva Googoosh. Bei ihren Konzerten mischen sich die großen Gefühle. Nun hat Googoosh ihren Abschied von der Bühne bekannt gegeben.
Googoosh begleitet die Iranerinnen und Iraner schon seit Generationen. Sie stand schon als Kind im Iran der 50er-Jahre auf der Bühne. Ihr Vater, ein bekannter Akrobat, nahm sie früh mit auf die Bühne, sodass sie mit Gesang und Schauspiel großgeworden ist.
In 60er- und 70er-Jahren feierte sie als Sängerin mit vielen Nummer-eins-Hits enorme Erfolge in ihrer Heimat. Auch als Schauspielerin war sie in Hauptrollen zu sehen und wurde zum Vorbild. Viele Frauen im Iran kleideten sich ausgefallen wie sie, trugen Kurzhaarfrisuren wie ihr Idol. Bis 1979, dem Jahr der Islamischen Revolution, als es Sängerinnen verboten wurde aufzutreten.
Diese Revolution markiert eine Zeitenwende, die dazu führte, dass viele Iraner ins Ausland flohen – auch viele Sängerinnen. Aber nicht Googoosh. Denn sie wollte in ihrer Heimat bleiben und gab dafür das Singen auf. Eine enorme Veränderung für eine Person, die ihr ganzes Leben im Rampenlicht als „Star der Nation“ stand.

Fulminantes Comeback nach 21 Jahren

Erst im Jahr 2000 entschied sie, in die USA zu fliehen, gab wieder Konzerte und erlebte ein riesiges Comeback. Mit ihrer jetzigen Tour feiert sie ein besonderes Jubiläum: 21 Jahre lang hat sie es im Iran ohne Gesang ausgehalten – und ihr Comeback ist mittlerweile auch wieder 21 Jahre her. Darum auch der Name der Tour und der aktuellen CD „Bisto-yek“, übersetzt aus dem Persischen bedeutet es „21“. Niemals habe sie sich das Comeback als Sängerin vorstellen können, sagt Googoosh:

Ich hätte nie gedacht, dass ich je den Iran verlassen, meine Heimat verlassen müsste. Meine große Hoffnung war, dass es im Iran eines Tages wieder möglich sein wird, meine Berufung ausüben zu können und für meine Landsleute zu singen.

Mit Musik an die verlorene Heimat erinnern

Beim Konzert vergangenen Samstag in Oberhausen erklangen viele Songs, die vor der Islamischen Revolution entstanden sind. Die Menschen im Publikum waren glücklich, Lieder, mit denen Sie aufgewachsen sind, zu hören und Googoosh live zu erleben.
Denn viele teilen dieselbe Geschichte: Die Flucht aus der Heimat, die Erinnerung beim Konzert an die Zeit vor der Islamischen Revolution, als ihre Welt noch eine ganz andere war. Grund genug für Nostalgie, Sehnsucht, aber vor allem auch Glücksgefühle, die im Publikum zu erleben waren. Auffällig beim Konzert: Besonders bei den Songs der 70er-Jahre, also Googooshs Klassikern, sang das Publikum laut mit und zeigte den besonderen Erinnerungswert der Musik.
Googooshs Stil vermischt orientalisch-iranischen Gesang mit westlichen Klängen. Schon ihre Klassiker hatten nicht nur iranische Elemente, sondern waren häufig eher im Blues-, Jazz- und Rock-Stil instrumentiert – ein großer Gegensatz zu den Liedern der meisten anderen iranischen Sänger damals. Auch mit über 70 war Googooshs dunkle Altstimme beim Konzert noch enorm in Form.

Politisches Engagement bleibt ein Thema

Die Situation der Menschen im Iran ist für Googoosh immer ein Thema – auch bei ihren Konzerten. Ihre Lieder handeln oft von der Sehnsucht nach Freiheit. Auch beim Konzert am Samstag widmete sie Lieder den Menschen im Iran, denen es unmöglich ist, ein solches Konzert zu besuchen. Wenn sie von Unruhen im Iran erfahre, mache sie dies immer traurig:

Als Sängerin, die im Ausland lebt, habe ich kein politisches Amt, um dadurch zu einer Besserung der Lage beizutragen. Als Sängerin kann ich aber mit meiner Stimme, meinen Liedern, und vor allem mit meinen Texten mein Mitgefühl mit meinen Landsleuten ausdrücken.

Und nicht nur das war ein Grund für sehr emotionale Momente am Samstagabend in Oberhausen. Googoosh verkündete, dass dies ihre Abschiedstournee sei. Doch die Hoffnung für die Fans bleibt, dass sie vielleicht eines Tages wiederkehrt – wie so oft bei Musikerinnen und Musikern.
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