Rüdiger Schütt: Seefahrt ist not!
Lambert Schneider Verlag, Darmstadt 2016
224 Seiten, 24,95 Euro
Träume von der See − ausgelebt auf Papier
Der Schriftsteller Gorch Fock gilt als Karl May des Meeres, sagt der Literaturwissenschaftler Rüdiger Schütt. Er schrieb eine Biografie über den vor 100 Jahren gestorbenen Namenspatron des deutschen Segelschulschiffs, den die Nazis vereinnahmten.
Weil er eine Kaufmanns-Laufbahn einschlagen musste und nicht zur See fahren konnte, verarbeitete der Schriftsteller Gorch Fock dieses Trauma in seinen Büchern. In seiner Biographie über den Schriftsteller Gorch Fock zeichnet der Literaturwissenschaftler Rüdiger Schütt ein differenziertes Bild des Namenspatrons für das deutsche Segelschulschiff der Bundesmarine.
Für die See zu schmächtig
"In Hamburg und Norddeutschland ist dieser Name Gorch Fock sehr präsent", sagte Schütt im Deutschlandradio Kultur. Ihm sei aber lange nicht klar gewesen, dass dahinter ein Schriftsteller steckte, der in der niederdeutschen Szene bekannt war und zu einem Mythos wurde, weil er vor hundert Jahren im Alter von nur 26 Jahren starb.
Während seines Studiums in Hamburg stieß Schütt auf den Nachlass des Schriftstellers und begann, sich mit den Tagebüchern, Briefen und Romanen des Autors zu beschäftigen. Der Sohn eines Fischers aus Finkenwerder sei zu schmächtig gewesen, um in die Fußstapfen des Vaters zu treten und musste stattdessen eine Kaufmannslehre machen. "So musste er seine Träume von der See auf Papier ausleben", sagte Schütt.
Die Bücher seien damals vor allem von Jungs gelesen worden. "Gorch Fock war für das Meer, für das maritime Element das, was Karl May für den Wilden Westen war", sagte Schütt über die Abenteuerliteratur. So könne man die Bücher auch heute lesen.