Gotland rüstet auf
Schweden tritt wegen des Ukraine-Kriegs der NATO bei. Gotland probt schon mal den Ernstfall, denn die russische Grenze ist nah. © IMAGO / ZUMA Wire / IMAGO / U.S. Marines
Schwedische Ostseeinsel in Putins Visier
21:35 Minuten
Wer Gotland kontrolliert, kontrolliert auch die Ostsee. Fiele die Insel in die Hände der russischen Armee, könnte die NATO das Baltikum im Kriegsfall kaum noch schützen. Russische Kampfjets verletzen schon jetzt ihren Luftraum.
Sie ist für den Ernstfall gerüstet, die schwedische Ostseeinsel Gotland. Goran Karlsson, Leiter der Freiwilligen-Heimwehr, hebt die Hände. Wenn das so einfach wäre. Es ist Dienstagvormittag. Der pensionierte Oberst ist in seiner grünen Tarnuniform auf den Schießstand am Rande der Inselhauptstadt Visby gekommen.
Er will schauen, wie sich die Neulinge machen. Die meisten haben zum ersten Mal in ihrem Leben ein 84er in der Hand, das schwedische Sturmgewehr. „Das Interesse ist schlagartig größer geworden, seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar", sagt Karlsson. In den letzten anderthalb Monaten seien 300 Bewerbungen eingegangen. "Das stellt uns vor gewisse Herausforderungen. Eigentlich brauchen wir in der Heimwehr Leute, die ihren Wehrdienst hinter sich haben." Doch jetzt meldeten sich lauter Zivilisten ohne militärische Vorkenntnisse. "Wir müssen ihnen alles beibringen. Das dauert seine Zeit.“
400 Mitglieder stark ist die Heimwehr auf Gotland, hochgerechnet auf die Bevölkerung von 61.000 eine der besten Quoten ganz Schwedens, verkündet Karlsson stolz, während er mit einem Auge die rund Dutzend Neulinge dabei beobachtet, wie sie ihre Gewehre entsichern.
"Du musst sauber sein"
Er nickt zufrieden. Alles okay. Der Afghanistanveteran überlässt ungern etwas dem Zufall. Auch bei den Bewerbungen. Mitmachen dürfen nur 100 der 300.
Der Rest? Der Oberst der Reserve zuckt mit den Schultern. Wird ausgesiebt. „Einige sind nicht qualifiziert genug. Andere fallen bei unseren Sicherheitschecks durch. Wir schauen uns jeden genau an, der sich bewirbt. Du musst sauber sein.
Wer Mist gebaut hat, habe in der Heimwehr nichts verloren. Ein Knöllchen sei noch in Ordnung, aber mehr auch nicht. "Wir checken das beim Sozialamt und bei der Polizei. Wenn du irgendetwas angestellt hast, darfst du nicht zur Heimwehr.“
Hinknien, laden, schießen, möglichst schnell, möglichst präzise. Gotland rüstet wieder auf. Vor zehn Jahren war die größte Ostseeinsel noch demilitarisiert. Das letzte Regiment hatte 2005 das 176 Kilometer lange Eiland verlassen. Die Sonneninsel gegen ausländische Truppen verteidigen? Das erschien vielen in der Hauptstadt Stockholm nach Ende des Kalten Krieges absurd.
Doch das war, bevor Russland 2014 erst die Krim besetzte und dieses Jahr in der Ukraine einen Krieg vom Zaun brach. „Das Militär hat immer schon eine wichtige Rolle auf Gotland gespielt", sagt Karlsson. "Allein schon wegen unserer Lage in der Ostsee, der Nähe zu Russland. Bis Kaliningrad sind es nur 300 Kilometer. Gotland ist wie ein Riesenflugzeugträger. Die Insel ist strategisch sehr wichtig. Wer hier die Kontrolle hat, kontrolliert die gesamte Ostsee.“
Ganz schön schwer, so eine Schutzweste. Kristin Blomqvist kennt das schon, dass es immer dauert, bis sie die Weste übergestreift hat. Die Krankenschwester ist seit vier Jahren bei der Heimwehr und hat sich extra freigenommen, um an den Übungen teilzunehmen.
"Doch, ich würde abdrücken"
Alles kein Problem, erzählt die 45-Jährige auf dem Weg zum Schießstand. Das Krankenhaus, für das sie arbeitet, unterstützt ihr freiwilliges Engagement.
Ihr Gewehr hat Kristin in der nahegelegenen Kaserne abgeholt, zu Hause verstauen darf sie es nicht. "Ich finde das auch gut so", sagt sie. "Ich will kein Gewehr mit mir herumtragen, wenn ich als Zivilistin unterwegs bin. Das fände ich komisch. Ich benutze die Waffe nur am Schießstand oder, wenn wir eine Übung haben.“
Rund 30 Prozent der Freiwilligen bei der Heimwehr dürften auf Gotland Frauen sein. Vielleicht ein bisschen mehr, meint Kristin am Schießstand. Die sportliche Frau lädt ihr Gewehr. Sie kann das aus dem Effeff, hat auf dem Schirm, was im Ernstfall theoretisch zu tun wäre. Und praktisch? „Ich denke schon. Wahrscheinlich würde ich schießen", sagt sie. "Auch, wenn es mir gerade komisch vorkommt, mir vorzustellen, dass ich die Waffe gegen jemanden richte. Aber wenn es hart auf hart käme: Doch, ich würde abdrücken, um mich und meinen Partner zu schützen, Gotland und Schweden.“
Magnus Frykvall ist dazugestoßen, Kommandeur der beiden Regimenter, die es wieder auf Gotland gibt. Genau wie Karlsson, der Heimwehr-Chef, war auch er auf Friedensmission in Afghanistan. In Afghanistan und Mali und dem Kosovo. Der 47-Jährige nimmt es da genau. Der Mann mit Glatze und rotem Vollbart redet gerne Klartext.
Gotland in der NATO besser verteidigen
Die Demilitarisierung Gotlands? War ein strategischer Fehler. Die Zahl der stationierten Soldatinnen und Soldaten? Sollte mittelfristig von aktuell 400 auf 4500 steigen. Ein Luftwaffen- und Marinestützpunkt? Dringend geboten. Noch Fragen? Höchstens die, was er denn davon hält, dass Schweden jetzt in die NATO will.
"Es ergibt einen großen Unterschied, ob ich nur als Partner an NATO-Übungen teilnehme oder als Mitglied", sagt er. "Wenn wir in der NATO sind, haben wir Sicherheitsgarantien und können mitreden bei allen operativen Fragen, als Partner nicht. Eine Mitgliedschaft würde vieles erleichtern, auch militärisch."
Als NATO-Mitglied wäre es leichter, Gotland und Schweden zu verteidigen. "Du kannst es mit einer Auto-Versicherung vergleichen. Ob sie Teilkasko ist oder Vollkasko, das ist ein großer Unterschied.“
Nach Visby, die Inselhauptstadt. In die Altstadt, dem UNESCO-Weltkulturerbe mit seinen Klosterruinen und mittelalterlichen Häusern aus der Hansezeit, und damit zu einer Frau, die zwar ungedient ist, aber genau wie der Regimentskommandeur kein Problem damit hat, mit der über zweihundertjährigen Tradition der schwedischen Neutralität zu brechen.
Inger Harlevi ist Regionalpräsidentin und gerade ziemlich beschäftigt. Der Wahlkampf, natürlich. Neben der Parlamentswahl finden am 11. September auf Gotland auch Regionalwahlen statt.
Die großen Themen? Die Frau, der man ihre 73 Jahre nicht ansieht, muss nicht lange überlegen. Kriminalität an erster Stelle, danach die steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten.
Der Antrag auf NATO-Mitgliedschaft? Die Konservative schaut entgeistert. Das interessiert kaum jemanden. "Alle außer der Linken und der Grünen sind ja dafür. Das ist kein Thema. Wirklich nicht. Also es war ein Thema, ein heißes Thema würde ich sagen, vor dem 24. Februar. Bis zur Entscheidung im Parlament. Aber danach: nein.“
Inger hat sich auf eine Bank im Almedalen-Park gesetzt, eine kurze Verschnaufpause, vor dem nächsten Termin. Im Juli findet hier traditionell die Almedalswoche statt, eine Art politisches Volksfest, zu dem auch die Parteivorsitzenden aus Stockholm anreisen. Überschattet wurde es dieses Jahr von der tödlichen Messerattacke eines Neonazis auf eine bekannte Psychologin.
Russische Kampfflieger im schwedischen Luftraum
Für Inger und Co. war das ein Riesenschock. Gewalt, noch dazu ein Attentat kannten sie aus Stockholm oder Malmö, aber nicht aus ihrer verschlafenen Hansestadt. Hat sie selbst Angst: Nein, meint sie im Schatten einer Eiche. Weder vor einem Attentat, noch vor einer Gefahr von außen.
Natürlich hat auch die Frau von den Moderaten mitbekommen, dass im März vier russische Kampfflugzeuge in den schwedischen Luftraum östlich von Gotland eindrangen, sich das gleiche Spiel im Sommer wiederholte.
Für Inger lautet die Konsequenz: mehr Militär. Damit seien sie hier sicherer. "Ich würde sagen, für 90 Prozent der Einwohner hier ist es wirklich positiv mit mehr militärischen Dienstleistungen. Sind sie nicht hier, so ist die Küste ja ziemlich offen für Herrn Putin. Das ist so und war auch immer so, dass Gotland wie ein Schlüssel für die Ostsee war.“
Ein schwedisches Südseeparadies, mit endlosem Sandstrand und einer leichten Brise. Ein viel besseres Rezept um zu endschleunigen gibt es auf Gotland kaum, als seinen Urlaub bei „Surflogiet“ zu verbringen, dem Luxus-Campingplatz in Tofta.
"Wir spüren die Folgen des Ukrainekriegs"
2017 ist Calle Evald an den Start gegangen, zusammen mit Geschäftspartner Mattias Andersson. Das Geschäft mit dem Glamping, den zwölf Luxuszelten, es läuft. Ziemlich gut sogar, erklärt Mattias, ein Mann mit skurrilem Humor, der zur Begrüßung schon mal gerne zum Exkurs über das „Urinierverhalten des modernen schwedischen Mannes“ ausholt. Von wegen stehen oder sitzen. Er geht spontan in die Hocke. Eindeutig sitzen.
Schwedischer Sinn für Humor: Seine Gäste lieben das. Die letzten zwei Jahre waren gute Jahre für das Duo. 2020, weil viele Schwedinnen und Schweden wegen Corona, den Reisebeschränkungen, keinen Urlaub im Ausland machen durften – und 2021 nicht mehr wollten. Für Surflogiet hieß das: ein dickes Umsatzplus.
Dieses Jahr ist die Sache allerdings komplizierter. „Natürlich spüren wir die Folgen des Ukrainekriegs. Wir zahlen ja auch Rechnungen. Alles ist teurer geworden: Strom, Gas, Lebensmittel", sagt Mattias. "Gott sei Dank hatten wir eine gute Sommersaison. Doch die Urlauberinnen und Urlauber haben nicht mehr so viel ausgegeben wie 2020/21." Da seien viele in Spendierlaune gewesen. "Sie dachten sich: Lasst uns für ein paar Tage Corona vergessen und unseren Urlaub maximal genießen."
Das sei dieses Jahr anders. "Einige können sich wegen der gestiegenen Preise weniger leisten, und die mit richtig viel Geld machen inzwischen wieder Urlaub im Ausland.“
Schweden muss es Russland zeigen
Mattias schaut hoch. Die Kampfjets der schwedischen Luftwaffe drehen schon die ganze Woche ihre Runden über Gotland. „Nein, es ist nicht sehr friedlich, wenn Kampfflugzeuge in der Luft sind", räumt er ein. "Aber so ist das nun mal. Wenn es einen Krieg gibt und die russische Grenze nicht allzu weit weg ist, dann muss Schweden ein bisschen mit seinen Muskeln spielen und es Russland zeigen."
Er sei auf der Insel groß geworden. "In meiner Kindheit gab es ständig diese Luftwaffenübungen, die Gewehrsalven vom Schießstand. Das war nichts Besonderes." Erst in den 2000ern hörte es auf. "Für mich ist das nicht neu. Unsere Gäste stört es auch nicht. Es hat uns zumindest noch niemand gefragt, was das denn soll.“
Und die anderen Gäste auf Gotland? „Was soll ich sagen? Ich bin hier wegen der Ruhe. Der Flugzeuglärm stört mich aber nicht weiter. Ehrlich gesagt finde ich es sogar gut, die Kampflugzeuge zu hören. Es ist beruhigend zu wissen, dass sie uns verteidigen.“
„Prima. Sie beschützen Schweden. Ich habe selbst meinen Wehrdienst auf Gotland absolviert. Gut, dass sie uns schützen.“
„Kein Problem. Ich finde es okay. Der Lärm stört mich nicht, kein bisschen.“
Beim Thema NATO scheiden sich die Geister
Alles ganz gechillt, im schwedischen Südseeparadies. Wenn da nicht die Politik wäre. Nein zum Krieg, da stimmen die Geschäftspartner überein. Doch bei der NATO hören die Gemeinsamkeiten auf.
Mattias will nicht an Schwedens Neutralität rütteln, Calle lieber heute als morgen in das Verteidigungsbündnis. „Die Welt hat sich radikal verändert. Deshalb müssen auch wir unsere militärische Strategie ändern. Da kommt die NATO ins Spiel. Sie ist das größte und stärkste Verteidigungsbündnis der Welt, und garantiert dir: Wenn etwas passiert, helfen wir dir", sagt Calle. Das gebe es nicht zum Nulltarif. "Wir müssen genauso viel für Rüstung ausgeben wie die anderen. Also ist es unter den gegebenen Umständen für Schweden am besten, der NATO beizutreten." Selbst wenn es bedeute, auf Gotland einen NATO-Stützpunkt zu errichten.
"Wir reden nicht mehr über den Krieg"
Ein Nato-Stützpunkt auf Gotland, Mattias schüttelt den Kopf. Bloß nicht. Ihm missfällt das alles: Dass Ministerpräsidentin Magdalena Andersson so schnell auf den NATO-Zug aufgesprungen ist, ausgerechnet sie als Sozialdemokratin, dass kaum jemand im Wahlkampf über Krieg und Frieden diskutieren will.
„Wir reden einfach nicht mehr über den Krieg in der Ukraine, genauso wenig wie über die mögliche NATO-Mitgliedschaft", sagt Mattias. "Kein Sterbenswörtchen davon im Wahlkampf. Stattdessen drücken die Schwedendemokraten – die Rechtsaußenpartei – dem Wahlkampf ihren Stempel auf mit ihren populistischen Ideen."
Die gestiegenen Lebenshaltungskosten spielten eine Rolle, aber eigentlich gehe es die ganze Zeit um Kriminalität. "Nicht nur bei den Schwedendemokraten, sondern auch den konservativen Parteien. Die angeblich gescheiterte Integration, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus: Das sind die Themen, die den Wahlkampf dominieren.“
"Erdogan wird uns vor sich hertreiben"
Gegen die NATO-Mitgliedschaft ist auch Robert Hall. Er tritt für die Grünen auf Gotland bei der Parlamentswahl an, auf Listenplatz 47, ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen. Auch er regt sich darüber auf, dass die NATO kein Thema ist, er schiefe Blicke erntet, wenn er bei Podiumsdiskussionen über die „Türkei-Connection“ reden will.
„Der türkische Präsident Erdogan wird die Gelegenheit nutzen, um Schweden und Finnland vor sich herzutreiben", sagt er. "Er hat uns in der Hand. Ohne sein Okay gibt es keine NATO-Mitgliedschaft. Er nutzt die schwedischen und finnischen Anträge für seine politischen Zwecke."
Vieles sei noch völlig unklar: Wird Schweden als NATO-Mitglied verpflichtet sein, der Türkei Waffen zu liefern? Wird es da irgendwelche Deals geben? Wird Schweden kurdische Oppositionelle an die Türkei ausliefern, die auf Erdogans Liste stehen? "Wobei: Das wird so schnell nicht passieren. Es gibt einen einzigen Kurden, der möglicherweise in die Türkei abgeschoben werden könnte. Bei allen anderen auf Erdogans Liste hat unser Oberstes Gericht schon entschieden: Das lassen wir nicht zu.“
Nein zur NATO. Nein zum Militär. In Suderbyn sehen das alle so. Nicht umsonst prangt an der Hofeinfahrt ein „Macht Gärten, nicht Krieg“-Plakat. Der gebürtige Kalifornier mit dem schwedischen Pass hat das Ökodorf 2008 gegründet.
Eine Utopie auf fünf Hektar. Selbstverwaltet, ökologisch, pazifistisch, das war und ist Roberts Vision. Doch irgendwann kollidierte Utopia mit der Realität.
Giftunfall in einer Kaserne mit Folgen
Als auf der anderen Straßenseite erst Bagger und dann Panzer auftauchten. Gegenüber entsteht Gotlands größte Militärbasis. So richtig kann es der 59-Jährige immer noch nicht fassen. „Wir haben die Lichtbelastung, die Lärmbelastung. Doch am meisten Sorgen bereitet uns die chemische Umweltbelastung", sagt er. "Es gab vor Kurzem in der Kaserne einen Unfall. Bei einer Brandschutzübung sind giftige Löschchemikalien ausgetreten, das ist offiziell dokumentiert."
Inzwischen sei klar: "Die Giftstoffe haben über das Grundwasser auch unseren Boden und Brunnen verseucht. Wie schlimm, weiß keiner. Das Militär hat das Problem immer noch nicht in Griff bekommen. Es läuft weiter Gift aus.“
Schon das Zarenreich hat sich an Gotland versucht
Vom Giftunfall hat auch Mats Ekeroth gehört. Unschön, meint der hochdekorierte Ex-General auf dem Gelände von Gotlands Militärmuseum in Tingstäde im Norden. Doch das Militär werde das Problem sicher in den Griff bekommen, er kenne seine Leute.
Wie Phoenix aus der Asche, so sind die beiden Gotlandregimenter auferstanden. Was bei jemandem wie Robert nervöse Zuckungen auslöst, ist für den Museumleiter Grund zur Freude, eine Notwendigkeit. Dass das so ist, hat auch mit der Geschichte zu tun.
Schnellen Schrittes läuft der 77-Jährige los, vorbei an Uniformen und einer Kommandozentrale aus den 60ern, bis er im ersten Stock stehen bleibt. Die bunte Karte an der Wand: Darauf kommt es ihm an. Sie markiert die Invasion Gotlands durch das russische Zarenreich 1808 und wie es dem schwedischen Militär gelang, die gegnerischen Truppen zu vertreiben.
Einmal sei genug, meint Mats grinsend. Deshalb: Ja zum Militär, Ja zur NATO – und bloß keine Schwäche zeigen. Das ist sein Credo, seit er in den 90er-Jahren für zwei Jahre in Bosnien stationiert war.
„Da habe ich viel gelernt über den Krieg. Wie Menschen zum Spielball werden, alles verlieren. Das Gleiche passiert gerade in der Ukraine", sagt er. "Ich habe meinen Kindern und Enkelkindern nach meiner Zeit in Bosnien eingebläut: Wir in Schweden müssen alles tun, um die Gefahr zu minimieren, dass wir in die gleiche Situation geraten. Wir müssen in der Lage sein, uns selbst zu verteidigen.“
"Die Gefahr ist gewachsen"
Gotland und der große Nachbar im Osten, das war nicht nur während des Zarenreiches ein spannungsvolles Verhältnis, sondern auch im Kalten Krieg.
Sowjetische Spionagesensoren seien das, keine Raketen. Einer wurde am Strand angespült, der andere ging Fischern ins Netz. Das ist lange her, doch manchmal beschleicht Mats das ungute Gefühl, dass sich die Geschichte wiederholt. Schließlich wurden vor Gotlands Küste in den letzten Jahren immer wieder russische U-Boote geortet.
„Die Gefahr ist gewachsen", sagt er. "Andererseits sind die Kräfte der russischen Armee gerade fast vollständig in der Ukraine gebunden. Für Schweden bedeutet das: Aktuell geht keine direkte Gefahr von Russland aus."
Aber wer wisse schon, was in fünf oder zehn Jahren sei "Wir müssen unsere Streitkräfte an der Ostseeküste und speziell auf Gotland stärken. Wenn wir das tun, haben wir im Kriegsfall eine Chance. Doch wir müssen uns beeilen.“