Gott bewahre uns!
Von Partnerschaft und Rücksichtnahmen ist bei dem Republikaner Mitt Romney keine Rede - weder in der Außen- noch in der Wirtschaftspolitik. Thomas Nehls warnt daher vor einem Wechsel im Weißen Haus. Sonst drohe den USA der Sog in den Strudel reiner nationaler Interessen.
Gnade uns Gott – welcher auch immer angesichts der religiösen Vielfalt dieser Tage – und bewahre uns vor einem Wechsel im Weißen Haus. Nur uns in Deutschland, in Europa und sonst wo auf der Welt? Nein, beileibe nein: Auch den USA selbst möge der Sog abwärts in den Strudel reiner nationaler Interessen und weltpolitischer Egoismen erspart bleiben!
Nahezu alles, was auf dem Parteitag der Republikaner in Tampa zu vernehmen war, wies in diese Gefahrenzone. Das meiste von dem, was in dieser Woche, erst recht aus dem Munde Barack Obamas in Charlotte zu hören war, lässt zumindest hoffen, dass transatlantische Gemeinsamkeiten auf Augenhöhe eher gestärkt und im Rest der Welt weiterhin als Maßstab dienen könnten. Letzteres als Angebot, nicht als Diktat, also nicht so, wie es unverhohlen Mitt Romneys außenpolitischer Berater Mitchell Reiss als mutmaßliche Devise seines Meisters bereits als Markenartikel gepriesen hat: Freunde Amerikas würden unterstützt, Gegner bekämpft, im Zweifelsfall auch militärisch. Die USA müssten als "unverzichtbare Weltmacht" ihre Außergewöhnlichkeit wieder unter Beweis stellen. Von Partnerschaft und Rücksichtnahmen ist bei Mitt Romney nicht die Rede – auch nicht in der Wirtschafts- und hier speziell in der Handelspolitik.
Der gelernte, aber international kaum hervorgetretene Politiker, dessen heimische Biografen unter seinen intellektuellen Fähigkeiten vor allem die der eigenen Steuer-Vermeidung hervorheben, gedenkt, die Vereinigten Staaten wie einen Konzern zu führen. Dazu gehören zwar auch notwendige Kompromisse mit Mitbewerbern, aber letztlich vor allem Bemühungen, die Konkurrenz auszuschalten. Was diese Denkrichtung im Weltgefüge anrichten könnte, dürfte das holprige und hemdsärmlige außen- und sicherheitspolitische Verständnis eines George W. Bush noch in den Schatten stellen.
Der verbale Rückfall Romneys beim Blick auf Russland in die Zeit des Kalten Krieges und der völlig kritiklose Schulterschluss bei seinem 39-stündigen Besuch in Israel lassen jegliche Differenzierung wie ein Unwort erscheinen. Und seine Darstellung Europas als abschreckendes Beispiel für Sozialismus ist bisher ebenfalls an keiner Stelle korrigiert oder zumindest um die Tatsache ergänzt worden, dass nicht in erster Linie die hiesigen Sozialsysteme, sondern maßgeblich die Akrobatik von Banken made in den USA an der Misere schuldig sind.
Auch in den von unverbesserlichen Nachfahren neokonservativer und/oder neoliberaler Politiker regierten Ländern Europas dürfte sich die Vorfreude auf einen Wechsel im Weißen Haus in Grenzen halten. Und auch wenn das Verhältnis zwischen Angela Merkel und Barack Obama zu keiner Zeit Zeichen des Überschwangs erkennen ließ: Beide schätzen einander, telefonieren dem Vernehmen nach gleichermaßen respektvoll und ergebnisorientiert und sind für andere berechenbar.
Dass das so bliebe, wenn sich in Washington nichts ändert, hat der Parteitag der Demokraten belegt. Barack Obamas Eingeständnis, für die Regulierung der von seinem Vorgänger angerichteten Schäden noch mehr Zeit zu brauchen, ist keine Kapitulationserklärung, sondern Teil eines realistisch anmutenden Versprechens. Um das erfüllen zu können, käme der amtierende US-Präsident allerdings auch in einer zweiten Amtszeit nicht ohne Partner aus: Außen- und sicherheitspolitisch weder in den arabischen, asiatischen und südamerikanischen Ländern noch in Moskau. Wirtschafts- und finanzpolitisch lassen sich die schwindlig machenden US-Defizite ohne eine europäische Genesung nicht tilgen.
Verzeihen Sie das banale Fazit, aber Globalisierung heißt nun mal tatsächlich: Alles hängt mit allem zusammen. Wenn der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney wenigstens das noch erkennen würde, wäre himmlische Gnade vielleicht noch verzichtbar.
Nahezu alles, was auf dem Parteitag der Republikaner in Tampa zu vernehmen war, wies in diese Gefahrenzone. Das meiste von dem, was in dieser Woche, erst recht aus dem Munde Barack Obamas in Charlotte zu hören war, lässt zumindest hoffen, dass transatlantische Gemeinsamkeiten auf Augenhöhe eher gestärkt und im Rest der Welt weiterhin als Maßstab dienen könnten. Letzteres als Angebot, nicht als Diktat, also nicht so, wie es unverhohlen Mitt Romneys außenpolitischer Berater Mitchell Reiss als mutmaßliche Devise seines Meisters bereits als Markenartikel gepriesen hat: Freunde Amerikas würden unterstützt, Gegner bekämpft, im Zweifelsfall auch militärisch. Die USA müssten als "unverzichtbare Weltmacht" ihre Außergewöhnlichkeit wieder unter Beweis stellen. Von Partnerschaft und Rücksichtnahmen ist bei Mitt Romney nicht die Rede – auch nicht in der Wirtschafts- und hier speziell in der Handelspolitik.
Der gelernte, aber international kaum hervorgetretene Politiker, dessen heimische Biografen unter seinen intellektuellen Fähigkeiten vor allem die der eigenen Steuer-Vermeidung hervorheben, gedenkt, die Vereinigten Staaten wie einen Konzern zu führen. Dazu gehören zwar auch notwendige Kompromisse mit Mitbewerbern, aber letztlich vor allem Bemühungen, die Konkurrenz auszuschalten. Was diese Denkrichtung im Weltgefüge anrichten könnte, dürfte das holprige und hemdsärmlige außen- und sicherheitspolitische Verständnis eines George W. Bush noch in den Schatten stellen.
Der verbale Rückfall Romneys beim Blick auf Russland in die Zeit des Kalten Krieges und der völlig kritiklose Schulterschluss bei seinem 39-stündigen Besuch in Israel lassen jegliche Differenzierung wie ein Unwort erscheinen. Und seine Darstellung Europas als abschreckendes Beispiel für Sozialismus ist bisher ebenfalls an keiner Stelle korrigiert oder zumindest um die Tatsache ergänzt worden, dass nicht in erster Linie die hiesigen Sozialsysteme, sondern maßgeblich die Akrobatik von Banken made in den USA an der Misere schuldig sind.
Auch in den von unverbesserlichen Nachfahren neokonservativer und/oder neoliberaler Politiker regierten Ländern Europas dürfte sich die Vorfreude auf einen Wechsel im Weißen Haus in Grenzen halten. Und auch wenn das Verhältnis zwischen Angela Merkel und Barack Obama zu keiner Zeit Zeichen des Überschwangs erkennen ließ: Beide schätzen einander, telefonieren dem Vernehmen nach gleichermaßen respektvoll und ergebnisorientiert und sind für andere berechenbar.
Dass das so bliebe, wenn sich in Washington nichts ändert, hat der Parteitag der Demokraten belegt. Barack Obamas Eingeständnis, für die Regulierung der von seinem Vorgänger angerichteten Schäden noch mehr Zeit zu brauchen, ist keine Kapitulationserklärung, sondern Teil eines realistisch anmutenden Versprechens. Um das erfüllen zu können, käme der amtierende US-Präsident allerdings auch in einer zweiten Amtszeit nicht ohne Partner aus: Außen- und sicherheitspolitisch weder in den arabischen, asiatischen und südamerikanischen Ländern noch in Moskau. Wirtschafts- und finanzpolitisch lassen sich die schwindlig machenden US-Defizite ohne eine europäische Genesung nicht tilgen.
Verzeihen Sie das banale Fazit, aber Globalisierung heißt nun mal tatsächlich: Alles hängt mit allem zusammen. Wenn der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney wenigstens das noch erkennen würde, wäre himmlische Gnade vielleicht noch verzichtbar.