"Revoluzzer" der französischen Küche
Der Journalist und Restaurantkritiker Christian Millau ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Der Mitgründer des einflussreichen Restaurantführers "Gault & Millau" rebellierte gegen die alte französische Hochküche und prägte den Begriff der Nouvelle Cuisine.
Ein großer Teller und nur vier Böhnchen und drei Karotten drauf. Was heute gerne verspottet wird, war in den 70er-Jahren in Frankreich revolutionär: eine Nouvelle Cuisine – eine vollkommen neue Küche.
Zu verdanken war die damalige Besinnung auf Klarheit, Regionalität und Annährung an den Produktgeschmack vor allem einem Mann: Christian Millau. Ursprünglich war er Politik-Redakteur, dann machte er als Mitbegründer des Restaurantführers "Gault & Millau" von sich reden.
Mit dem Feierlichen der Restaurantkritik aufgeräumt
"Das war ein junger Wilder, der mit dem Feierlichen der Restaurantkritik aufgeräumt hat", beschreibt Journalist Holger Hettinger den Restaurantkritiker Millau. Ein "Revoluzzer", der die alte französische Hochküche bekämpft habe, "wo Luxusprodukte auf großen, prachtvollen Tellern liegen, wo alles mit wuchtigen Soßen begraben wird, alles ohne Sinn und Verstand kombiniert wird, Effekt um des Effektes willen".
Christian Millau haben dagegen die Rückbesinnung zu den Urtugenden des Essens und zum Produkt maßgeblich befördert – und dieser Art der Küche mit dem Restaurantführer "Gault & Millau" eine publizistische Plattform gegeben.
Pointierte, fast zynische Restaurantkritik
Der "Gault & Millau", der 1969 erstmalig erschien, sei quasi der Konkurrent des "Guide Michelin" gewesen. Während der "Michelin" seine Sterne "schweigsam" und kommentarlos vergeben habe, habe der "Gault & Millau" seine Bewertungen mit spitzer Feder und sehr pointiert, fast zynisch begründet. "Literatur vom Feinsten", findet Hettinger. Nicht nur für Feinschmecker, sondern auch für Literatur-Liebhaber ist die Lektüre des "Gault & Millau" also ein Muss.
(lk)