"Colorism" in der Graphic Novel "Good Talk"
In "Good Talk" von Mira Jacob werden durch spitzfindige und humorvolle Gespräche schwierige Themen behandelt, meint Simoné Lechner. © Mira Jacob / Carlsen Verlag / Beowulf Sheehan
Aufwachsen mit Rassismus
08:36 Minuten
Die indisch-US-amerikanische Autorin Mira Jacob thematisiert in ihrer Graphic Novel „Good Talk“, was es bedeutet, als Kind von indischen Einwanderern in den USA aufzuwachsen. Die Übersetzerin Simoné Lechner hat auch Erfahrung mit "Colorism" gemacht.
Rassistische Diskriminierung gibt es auch innerhalb von Rassismus betroffenen Gruppen. Genannt wird dieses Phänomen "Colorism". So erfahren zum Beispiel in arabischen Ländern oder in Indien Menschen mit einer vergleichsweise dunkleren Haut eine systematische Diskriminierung. Das ist einer der wunden Punkte, die in der neuen Graphic Novel „Good Talk“ behandelt werden. Die indisch-US-amerikanische Schriftstellerin Mira Jacob hat darin die Gespräche mit ihrem Sohn dokumentiert und bebildert.
Erfundene Rassekategorien
So fragt ihr Sohn, ob Michael Jackson eigentlich nun Schwarz oder weiß sei. Das sei eine sehr geschickte Art, wie „durch diese kindliche Naivität“ die Frage nach der Durchlässigkeit von erfundenen Rassekategorien gestellt werde, sagt Autorin und Linguistin Simoné Lechner, die das Buch übersetzt hat.
„Good Talk“ beschreibt die Jahre bis zur Wahl von Donald Trump 2016. Immer wieder geht es um wichtige politische Ereignisse wie die Terroranschläge am 11. September 2001 oder die Tötung des unbewaffneten Schwarzen Teenagers Michael Brown in Ferguson durch Polizisten im Jahr 2014. Auch das werde in „sehr spitzfindigen und humorvollen Gesprächen“ zwischen Mira und ihrem Sohn hinterfragt und erreiche durch die „kindliche Neugier“ eine „Tiefe“, sagt Simoné Lechner.
"Colorism" in der eigenen Community
In der Geschichte wird auch der indische, amerikanische und jüdische Hintergrund der Familie behandelt. So thematisiert Mira Jacob, dass ihre Großeltern in Indien aufgrund ihrer dunkleren Hautfarbe Diskriminierung erlebt haben.
Und das ist für Simoné Lechner eine sehr eindrückliche Stelle in dem Buch gewesen: „Ich kenne das nämlich auch tatsächlich aus persönlicher Erfahrung, dass es Unterschiede gibt in Bezug auf Hautfarbe." Dieser "Colorism" sei auch sehr präsent innerhalb von BIPoC-Communities, also unter Schwarzen und indigenen Menschen sowie anderen People of Color.
So würden auch innerhalb der Schwarzen Community eher hellhäutigere Personen bestimmte Positionen bekommen, sagt Simoné Lechner. Und bei Schwarzen Frauen verstärke sich dieser Umstand noch mal. Diese Aspekte werden aber oft ausgeblendet, wenn man aus einer weißen Perspektive auf diese Community schaut, so Simoné Lechner. Das berge wiederum die Gefahr, dass Stereotype und Rassismen wiederholt werden.
(jde)