"Schön, erotisch, narkotisch"
Der französische Illustrator und Comic-Zeichner Marcelino Truong beschäftigt sich in seiner neuen Graphic Novel mit dem Anfang des Krieges in Vietnam. Im Interview erzählt Truong, wie er die aufkeimende Gewalt als kleiner Junge erlebte.
Im Mittelpunkt von Truongs Geschichte über den Beginn des Vietnamkrieges steht seine eigene Familie. Vier Kinder, zu Hause in Saigon. Truong war der Jüngste, 1961 vier Jahre alt, und "richtig besessen" vom Krieg, den immer wieder nachspielte. Krieg, das war ein "sehr großes Abenteuer", und was er bedeutete, konnte Truong noch nicht wissen. Die Familiengeschichte hat er anhand von Briefen rekonstruiert, die seine französische Mutter ihren Eltern schrieb.
Das Buch hat Truong "Ein schöner kleiner Krieg" genannt. Der Titel sei natürlich ironisch gemeint, sagt der Zeichner, dieser bezieht sich auf die Situation in Saigon am Anfang des Krieges, als noch nicht viel von der späteren Katastrophe zu merken war.
Journalisten nahmen am Krieg teil und waren um 18 Uhr wieder zu Hause
Truong will den Titel auch auf das Verhältnis der hauptsächlich amerikanischen Journalisten zum Krieg und ihrer Arbeit bezogen wissen:
"Saigon hatte wirklich noch eine sehr friedvolle Atmosphäre. Es dominierten noch die französischen Bäckereien, man konnte ausgehen. Es war auch sehr leicht, an Militäraktionen teilzunehmen als Journalist. Man musste sich nur morgens beim Flughafen einfinden in Saigon, wurde dann in einem Hubschrauber mitgenommen, da gab es keinerlei Formalitäten, und man war abends um 18 Uhr wieder zurück, nahm eine Dusche und ging auf die Partys und in die Bars. Dieser Krieg hatte eben etwas sehr 'Schönes', Erotisches, auch Narkotisches."
Marcelino Truong: Ein schöner kleiner Krieg / Saigon 1961 - 1963
Egmont Graphic Novel
272 Seiten, 24,99 Euro
Egmont Graphic Novel
272 Seiten, 24,99 Euro