Great Barrier Reef

Seesternplage bedroht Australiens Wahrzeichen

Korallen im Great Barrier Reef (Australien)
Diese Korallen im Great Barrier Reef sind bedroht durch den Dornenkronen-Seestern. © picture alliance / dpa - AUSTRALIAN INSTITUTE OF MARINE
Von Andreas Stummer |
Das Great Barrier Reef ist das bekannteste Natur-Wahrzeichen Australiens. Dieses leidet gerade unter einer Plage von Dornenkronen-Seesternen. Sie vertilgen die bunten Korallen, für die das Riff berühmt ist. Schuld an dem explosionsartigen Wachstum ist neben dem Klimawandel die Landwirtschaft.
Mit Giftharpunen in den Krieg der Seesterne. Vor der Ostküste Australiens befallen korallenfressende Dornenkronen-Seesterne in Rekordzahlen das Great Barrier Reef – Abermillionen. Tauchpatrouillen versuchen die Plage örtlich einzudämmen.
Die suppentellergroßen, stacheligen Dornenkronen lassen sich auf Steinkorallen nieder, stülpen ihnen ihren Magen über und sondern Verdauungsenzyme aus. Dadurch verflüssigen die Seesterne das Gewebe der Korallen - und saugen dann Leben und Farbenpracht aus einem Riff.
Einziges Gegenmittel: Gift, das von Hand in jeden einzelnen Seestern gespritzt werden muss. "Zu zeitraubend, zu mühsam", meint Nick Heath vom WWF Australien. Außerdem machten die bisher getöteten 500.000 Seesterne kaum einen Unterschied.
"Auch die Ein-Schuss-Giftspritze kann neue Plagen nicht verhindern, dazu gibt es einfach zu viele Tiere. In den nächsten fünf Jahren könnten mehr als 50 Millionen Dornenkronen-Seesterne das Riff befallen. Und das auch noch wenn das Great Barrier Reef so wenige intakte Korallen wie noch nie hat."
Die Hälfte des Korallenbestandes ist verschwunden
Klimaerwärmung, El Nino, steigende Wassertemperaturen, Zyklone und Korallenbleiche: Nie war das Great Barrier Reef bedrohter als heute. In den letzten 30 Jahren hat das Riff die Hälfte seines Korallenbestandes eingebüßt. Für 40 Prozent des Schadens, eine Fläche so groß wie 84.000 Fußballfelder, ist allein der Dornenkronen-Seestern verantwortlich.
Peter Doherty vom Australischen Institut für Meeresforschung: "Diese Tiere sind nicht mehr als Haut, Stacheln und Drüsen. Sie machen nichts anderes als Korallen zu fressen. Ein Weibchen produziert im Jahr gut 60 Millionen Eier. Der Dornenkronen-Seestern ist für eine Plage wie geschaffen."
Seesternplagen am Great Barrier Reef sind ein natürliches Phänomen. Doch was es früher nur einmal in 100 Jahren gab, dazu kommt es heute alle 15 Jahre – und: Die Ausbrüche werden nicht nur häufiger, sondern auch stärker.
Düngemittel befördern Seestern-Wachstum
"Das haben wir vor allem der Landwirtschaft zu verdanken", glaubt Korallenforscher Peter Doherty. Denn es sind vor allem über Regen und Flüsse ins Meer gespülte Düngemittel, die dem Great Barrier Reef die Dornenkrone aufsetzen.
"Während der Wirbelsturm-Saison geraten enorme Mengen Nährstoffe und Sedimente in das Riff. Das führt zu Algenblüte und vermehrt Plankton im Wasser, das Seesternlarven als Nahrung dient. Für die Dornenkronen sind das ideale Bedingungen, bei denen sie sich explosionsartig vermehren."
Naturschutzgruppen fordern weniger Düngemittel und umweltfreundlichere Anbaumethoden an Land, um die Wasserqualität am Great Barrier Reef zu verbessern. "Weniger Stickstoffe im Meer heißt auch weniger Dornenkronen", rechnet der Meeresbiologe John Gunn vor. Weil aber höhere Meerestemperaturen und mehr El Ninos auch weitere Seesternplagen bedeuten, erinnert Gunn auch Australiens Politiker daran, das Great Barrier Reef nicht baden gehen zu lassen.
"Wir werden das Great Barrier Reef verlieren, wenn wir nichts gegen Klimawandel unternehmen. Das Riff ist ein Naturwunder und ein Wahrzeichen Australiens: Für unsere Tourismusindustrie ist es jährlich dreieinhalb Milliarden Euro wert. Es gibt viele Gründe, warum wir den Kampf um das Great Barrier Reef gewinnen müssen."
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