Greg Neri: „Tru & Nelle. Eine Weihnachtsgeschichte“

Ein aufregendes Stück Leben

05:02 Minuten
Greg Neri: „Tru & Nelle. Eine Weihnachtsgeschichte“
© Freies Geistesleben

Greg Neri

Übersetzt von Sylvia Bieker und Henriette Zeltner

„Tru & Nelle. Eine Weihnachtsgeschichte“Freies Geistesleben, Stuttgart 2021

350 Seiten

19,00 Euro

Von Kim Kindermann |
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In mittlerweile zwei Kinderbüchern erzählt Greg Neri die Lebensgeschichte von Truman Capote und Nelle Harper Lee nach. Wie sie als Kinder im Süden der USA Freunde wurden und was sie da erlebten. Eine Hommage an zwei Weltliteraten. Aber auch ein großer, kluger Lesespaß.
„Denkst du, er ist inzwischen ein bisschen gewachsen?“ Mit „er“ ist Truman Capote gemeint und gefragt wird Nelle Harper Lee. Die beiden „Literaturgiganten“ waren Nachbarkinder. Lebten Anfang der 1930er-Jahre Tür an Tür in Monroeville, Alabama.
Was sie da erlebten, hat der US-amerikanische Kinderbuchautor Greg Neri ausgiebig recherchiert und aufgeschrieben - in einer Art fiktionalisiertem Roman für Kinder ab 12 Jahren.

Bullerbü trifft auf Südstaatendrama

Herausgekommen sind zwei kluge Kinderbücher, in denen es um Abenteuer, Familie, Verlust und Trauer geht, aber auch um Themen wie Rassismus und Gewalt. Wie es Greg Neri gelingt, all das zu vereinen, ist grandios. Bullerbü trifft auf Südstaatendrama. Familiengeschichte auf Politik. Fakten auf Fiktion.
Monroeville ist Trus Rettungsinsel. Hier erfährt er die Liebe und Fürsorge, die ihm seine Eltern verwehren. Lilie Mae empfindet ihren leicht exzentrischen Sohn als Hindernis auf dem Weg zu großen Ruhm und Reichtum. Trus Vater ist ein Hasardeur und des Öfteren mit dem Gesetz in Konflikt. Und obwohl die Großcousinen ihn abgöttisch umsorgen, verzerrt sich Tru zeitlebens nach der Liebe seiner Eltern.

 Nelle liebt das Abenteuer

In Monroeville lebt auch die knapp zwei Jahre jüngere Nelle. Das burschikose Mädchen trägt am Liebsten Latzhosen und liebt das Abenteuer. Sie und ihre Schwestern wohnen mit ihrer manisch-depressiven Mutter und dem Vater direkt im Nachbarhaus von Trus Verwandten. Und wie Tru liest auch Nelle gerne Sherlock Holmes-Geschichten.
Die beiden vereint also vieles und zusammen ringen sie dem langweiligen Kleinstadtleben einige Abenteuer ab: Tru als Sherlock und Nelle als Dr. Watson. Worin, wie Neri im Nachwort schreibt, sich schon zeigt, was ihre späteren Bücher ausmacht: Sie vermischen Fiktion und Realität zu einem aufregenden Stück Leben.
Durch A.C., wie Nelle ihren Vater nennt, der als Anwalt arbeitet, erleben die Kinder, was es tatsächlich heißt, ein Schwarzer zu sein. Damals, in den 1930ern im Süden der USA, wo sie mit Hunden verglichen und nur geduldet wurden, „solange sie ihren Platz kannten“.
In Band zwei kehrt Tru zurück nach Monroeville, auf der Flucht aus der Kadettenschule, in die seine Mutter ihn zwischenzeitlich gesteckt hatte. Zurück auch zu Nelle.

Auf der Flucht

Endlich soll alles gut werden, im Winter 1937. Es soll ein perfektes Weihnachten geben. Doch daraus wird nichts. Das Haus von Trus Verwandtschaft brennt ab, der perfekte Weihnachtsbaum gestohlen und ein Mord passiert.
Nelle glaubt, in zwei Schwarzen die Täter zu erkennen und tritt damit ein weiteres Drama los. Beide Männer beteuern ihre Unschuld. Doch der rassistische Geheimbund Ku Klux Klan hat andere Pläne.
Wie der Weihnachtsabend dann doch noch gerettet wird, das erzählt Greg Neri eingewebt in ein großes Netz aus kleinen Geschichten. Bei denen alles stimmt: der Ton und der Spannungsbogen. Man leidet und fiebert förmlich mit.
Zusammen mit einem ausführlichen Glossar am Ende jeden Buches, das erklärt, woher die im Buch benutzen Begriffe stammen, erfährt man viel darüber, was Nelle Harper Lee und Truman Capote in ihrem späteren Schreiben prägte.

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