Über den Zwang, die Vergangenheit aufzuarbeiten
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Setzen sich in der DDR aufgewachsene Autoren zu wenig mit ihrer eigenen Rolle während des SED-Regimes auseinander? Das schreibt ein "SZ"-Autor. "Kompletter Unsinn", sagt Schriftsteller Gregor Sander. Und: So etwas zu fordern, sei "kleingeistig".
In der DDR aufgewachsene Autorinnen und Autoren setzten sich kaum mit den Tätern des SED-Regimes auseinander und erst recht nicht mit ihrer persönlichen Verantwortung während dieser Zeit. Stattdessen gebe es da "eine Leerstelle". Das schreibt Felix Stephan, geboren 1983 in Ost-Berlin, in der "Süddeutschen Zeitung".
"Das ist kompletter Unsinn", kontert Gregor Sander, Schriftsteller und ebenfalls in der DDR geboren und aufgewachsen. Er nennt Gegenbeispiele: Eugen Ruges Porträt eines unverbesserlichen Altkommunisten in "In Zeiten des abnehmenden Lichts" etwa. Oder Wolfgang Hilbigs "Ich", der aus der Sicht eines Spitzels geschrieben ist.
Absurder Vorwurf
An in der DDR aufgewachsene und sozialisierte Autorinnen und Autoren mit der Forderung heranzutreten, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, hinterlässt bei Sander "kein gutes Gefühl". Auch den Vorwurf des SZ-Autors, viele Bücher läsen sich wie Verteidigungsreden, findet er absurd. Die Stoßrichtung des Artikels erscheint ihm "kleingeistig und provinziell".
Er selbst denke keine Sekunde daran, in seinen eigenen Büchern, beispielsweise dem auch verfilmten Roman "Was gewesen wäre", etwas verteidigen oder erklären zu wollen. "Es geht immer darum: Erklär‘ uns mal den Osten, erklär‘ uns mal, wie es war. Das tut man immer für ein westdeutsches Publikum. Das nervt."
Seine eigenen Bücher seien jedoch in Übersetzungen auch im Ausland, unter anderem in Mexiko und Belarus, erschienen. "Ich möchte, dass die Leute das auch dort verstehen."
(mkn)