Grenada

Die Insel der Muskatnuss

Muskatnüsse
Auf Grenada gibt es praktisch alles mit Muskatnüssen. © dpa / picture alliance / Rakusan Pavel
Von Martin Polansky, ARD-Studio Mexiko |
Schokolade, Cremes, Speiseeis, Marmelade. Überall ist Muskat drin. Die Karibikinsel Grenada ist neben Indonesien der größte Produzent der Muskatnuss. Gefährlich wird es für den Muskatnuss-Baum bei Tropenstürmen und die drohen mit dem Klimawandel zuzunehmen.
Die Nutmeg Processing Station auf der Karibik-Insel Grenada. Ein Fabrikgebäude aus den Vierzigerjahren. In der Hitze sitzen Frauen vor Holzboxen und sortieren Muskatnüsse. Frank führt herum:
"Die Maschine hier knackt die Muskatnüsse. Die werden aus Säcken oben reinge-worfen und unten fällt dann alles in die Boxen. Der Nusskern und die Schalen. Die Arbeiterinnen trennen das dann voneinander."
"Ich schaffe so 300 Pfund an Nüssen pro Tag. Das geht schon auf die Finger. Aber man gewöhnt sich dran."
Die Nutmeg Processing Station, wo die Muskatnüsse verarbeitet werden, riecht würzig und hat etwas von Kulturdenkmal. Meterlange Holzgestelle, wo die Nüsse getrocknet werden, alte Maschinen und überall Gewürzsäcke. Die Muskatnuss hat in Grenada eine lange Tradition - und ist bis heute das Produkt von der Insel, sagt Marlon Clyne von der Cooperative Nutmeg Association:
"Die Briten haben die Muskatnuss 1847 nach Grenada gebracht. Ursprünglich kommt sie aus Indonesien. Schnell stellte man aber fest, dass der Muskatnussbaum hier sehr gut wächst. Er verdrängte dann den Zuckerrohranbau. Bis heute können wir nicht erklären, warum Grenada geradezu ideal ist für die Muskatnuss. Auch auf den Nachbarinseln wird sie angebaut. Aber ihre Qualität dort ist lange nicht so gut wie hier."
Grenada ist nicht mal halb so groß wie Hamburg, nur 100.000 Menschen leben auf der Insel. Aber Grenada produziert weltweit jede fünfte Muskatnuss, wird dabei nur vom viel größeren Indonesien übertroffen. Der Muskatnuss-Baum und dessen Frucht sind beinah alles für Grenada. Und so findet sich selbst in der Flagge des Landes eine Muskatnuss.
"Wir brauchen Schutzmaßnahmen"
Henry Stafford arbeitet seit beinah 50 Jahren auf dem Land. Als Kind schon habe er die etwa acht Zentimeter großen Muskatnüsse von den Bäumen gepflückt, erinnert er sich. Die sehen zwar sehr üppig aus, aber deren Wurzeln greifen kaum in die Erde. Und so können schwere Tropenstürme verheerend sein. Wie etwa der Hurrikan Ivan im Jahr 2004, erzählt Stafford:
"Praktisch alle Muskatnuss-Bäume auf der Insel wurden damals zerstört. Eine totale Katastrophe. Nach und nach haben wir dann wieder neu gepflanzt. Aber mit dem Hurrikan damals hat sich sehr viel verändert."
Gut zehn Jahre ist der Hurrikan Ivan inzwischen her. Aber erst jetzt erholt sich die Produktion langsam wieder. Denn ein Muskatnuss-Baum braucht mindestens acht Jahre, um gute Früchte zu tragen. Viele haben Sorge in Grenada. Denn mit dem Klimawandel dürften die schweren Tropenstürme in der Karibik zunehmen. Ein Thema etwa für die Umweltstaatssekretärin der Insel,
Merina Jessamy: "Für eine lebendige Muskatnuss-Wirtschaft brauchen wir Schutzmaßnahmen, etwa Windbrecher. Kokos- oder Mangobäume sind viel stabiler, weil sie tiefere Wurzeln haben. Es geht also um eine Mischung, damit nicht nur Muskatnuss-Bäume zusammenstehen."
Die Nutmeg Processing Station ist zehn Jahre nach dem schweren Hurrikan wieder sehr gut ausgelastet. Und im Fabrikladen sieht man, wofür die Muskatnuss alles gut ist. Cremes oder Öle, für Schokolade oder Marmelade. Der Muskatnussgeschmack würde einfach alles bereichern, findet Frank. Die Frucht von der Insel gehört für ihn schlicht dazu:
"Ich mag sie am liebsten in Pfannkuchen. Oder auch im Rum-Puntsch. Oder Muskatnuss-Eiscreme. Die ist sehr gut."
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