Bilder des Aufbruchs in eine neue Welt
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Greta Thunberg segelt klimaneutral zum UN-Klimagipfel in New York. Damit demonstriere sie, dass wir alle lernen müssen, fürs Klima auf Bequemlichkeit zu verzichten, erklärt Kulturwissenschaftler Thomas Macho.
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ist von Großbritannien aus in Richtung New York in See gestochen. Gemeinsam mit den beiden Profiseglern Boris Herrmann und Pierre Casiraghi hat die 16-Jährige am Mittwoch mit der Hochseejacht "Malizia II" im englischen Plymouth abgelegt. Die Reise dürfte rund zwei Wochen dauern. In New York wird die "Fridays for Future"-Initiatorin dann am UN-Klimagipfel teilnehmen.
Thomas Macho ist Direktor des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften in Wien. Im Deutschlandfunk Kultur interpretiert er die Bilder, die von Greta Thunbergs Segeltörn ausgehen, als "Bilder des Aufbruchs in eine neue Welt, in eine neue Weltordnung", als ein "ganz starkes Symbol".
Fortschrittsskepsis in Romanen und Filmen
Diese Reise sei der "Versuch, zu demonstrieren, dass wir alle lernen müssen, auf sehr viel Bequemlichkeit zu verzichten, wenn wir die Gefährdung durch die Erderwärmung und den Klimawandel abwenden wollen", erklärt Macho.
"Wir begegnen dem technischen Fortschritt spätestens seit Erfindung der Atombombe mit großer Skepsis und eben mit der Neigung zur Formulierung und Ausmalung von dystopischen Elementen", also mit Romanen und Filmen mit apokalyptischen Erzählungen, so der Kulturwissenschaftler.
Nicht Moral motiviert zum Umdenken, sondern Scham
"Jetzt ist es nicht mehr der technische Fortschritt, der uns primär bedroht, sondern die Natur selbst, die uns auf eine Weise bedroht, die wir historisch beispiellos nennen dürfen." Dass aber Moral letztlich die entscheidende Motivation für einen grundlegenden Wandel unserer klimaschädlichen Lebensweise sein wird, bezweifelt Macho und erklärt:
"Tatsächlich hat ein afroamerikanischer Sozialwissenschaftler vor einigen Jahren ein Buch mit der These geschrieben, dass alle bedeutenden Veränderungen in einem Feld entstanden sind, in dem es nicht primär um Moral, sondern eher um Anstand und Scham ging. Also in dem Augenblick, in dem Menschen anfingen, sich zu schämen, Sklaven zu beschäftigen, war die Sklaverei vorbei."
Wenn man also anfange, sich für enormen Fleischverzehr oder eine lange Flugreise zu schämen, dann gebe es eine Chance auf eine Umkehr, so Macho.