Greta Thunbergs DB-Tweet

Warum die Bahn besser als ihr Ruf ist

03:53 Minuten
Ein ICE der Deutschen Bahn auf den Schienen am Bahnhof Köln Deutz.
Was kann die Bahn dafür, dass die CSU das Berliner Verkehrsministerium in Beschlag genommen hat? © picture alliance / Christoph Hardt
Von Georg Gruber |
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Tausende regten sich auf, als die Umweltaktivistin Greta Thunberg Teile ihrer Reise mit der Deutschen Bahn auf dem Gang verbringen musste. Unser Autor versteht das nicht – und er hat fünf Gründe, den Zug zu nehmen statt Auto oder Flugzeug.
Erstens:
Wenn die Bahn so schlecht wäre wie ihr Ruf, würde gar kein Zug ankommen – und das ist faktisch falsch. Es kommen Züge an, viele auch pünktlich.
Zweitens:
Kann die Deutsche Bahn ja nichts dafür, dass seit zehn Jahren die CSU das Verkehrsministerium für sich in Beschlag genommen hat und der Verkehrsminister lieber die Automobilindustrie pämpert und obskure Mautpläne verfolgt, als die Bahn zukunfts- und gegenwartsfähig zu machen.
Drittens:
Kann man in den überfüllten Zügen interessante Bekanntschaften machen, es muss nicht immer Greta Thunberg sein. Wer im Auto alleine unterwegs ist, hat diese Chance nicht. Und: Es ist immer noch besser, im Zug am Boden zu sitzen, als auf der Autobahn im Stau zu stehen und Angst haben zu müssen, dass ein Vollgasfahrer, der seine persönliche Freiheit ausleben möchte, das Stauende übersieht.
Viertens:
Kann man in der Bahn viel fürs Leben lernen: Gelassenheit, wenn der Nachbar laut telefoniert oder verstörende Essensdüfte durchs Abteil wabern. Ganz ruhig bei sich bleiben, wenn der Zug auf der Strecke liegen bleibt. Die Bahn als ideales Trainingsfeld für alle Meditations- und Achtsamkeitsübungen dieser Welt.
Fünftens:
Wir haben keinen Planet B. 'Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben' – diese Weisheit gilt für deutsche Reisende nicht. 'Wer innerdeutsche Strecken fliegt, sollte sich schämen' – diese Weisheit dagegen schon. Lieber mit der Bahn zu spät ankommen, als mit dem Flugzeug rechtzeitig. Dem Klima zuliebe.
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